
Donnerstag, 9. Oktober 2008
Sonntag, 28. September 2008
Hypo....
Ich stehe in der Straßenbahn und halte mich an einer gelben Metallstange fest. Mit der gleichen Hand schnaube ich mir seit Tagen regelmäßig den Schnodder aus der Nase. Ich tue das, was ich bei anderen Menschen immer verurteilt habe: Ich gehe krank unter Menschen und gehe damit bewusst das Risiko ein, sie anzustecken. Mit Fremdkörpern, mit Bakterien, mit Schnupfen. Auch ich wurde so angesteckt.
Man kann es nicht verhindern. Bis heute dachte ich es wäre möglich, wenn man sich nur intensiv genug anstrengte. Aber es geht nicht. Man muss Krankheiten als etwas akzeptieren, das einfach passiert; als etwas, über das man hinwegkommt. Krankheit ist etwas Menschliches, genauso wie Zweifel und Angst. Man muss versuchen sich stark zu machen gegen diese Erfahrungen, dann übersteht man sie auch besser und schneller.
So gesehen kann man Erkältungskrankheiten auch als ungeplanten Urlaub betrachten, in dem man sich mal ausgiebig mit seinem Körper auseinandersetzen kann. Auch mal schön.
Montag, 21. Juli 2008
Mittwoch, 23. April 2008
Männer können das

Es gibt doch tatsächlich Männer, die sind der Meinung, dass man mehrere Frauen gleichzeitig lieben kann. Mormonen zum Beispiel. Oder Fritzhörer, die dann auch da anrufen und ihre Meinung dort ausbreiten. Ist erlaubt, klar. Ich persönlich find es allerdings erschütternd, wenn man so von dieser Theorie überzeugt ist, dass man sie mit einem Bild unterstreicht, das ungefähr so geht: Ein Mann kommt von der Arbeit nach Hause und findet drei Türen vor, die zu jeweils einer Wohnung führen, in der – es lässt sich leicht erraten – jeweils eine Frau lebt. Frauen verstehen einfach nicht, so die Behauptung, dass Männer zu jeder der drei Frau gehen könnten und jede einzelne für sich abgöttisch lieben könnten.
Jetzt zur Praxis: Hammer uffn Kopp! Natürlich können wir Männer alle Frauen lieben! Wir sehen ein Werbeplakat auf der Straße, dass uns den weiblichen Körper wie ein Stück saftiges Fleisch in Spitzenunterwäsche präsentiert und wir würden es gern essen, weil bestimmte Männer es lieben Fleisch zu essen – bestimmte Frauen übrigens auch. Wenn so ein Stück Fleisch aber Ansprüche stellen könnte, sagen wir mein Hamburger möchte an einem Tag sehr langsam gegessen werden und an einem anderen wieder schnell oder ist einfach mal nicht gut durch und möchte gar nicht gegessen werden, dann hätte ich natürlich schon gern die Wahl zwischen verschiedenen Burgern. Aber zurück zum Punkt, Fleisch hat keine Ansprüche und Frauen sind keine Burger.
Bestimmte Männer sind einfach nur faul. Wenn eine Beziehung nicht gut läuft dann wäre es das einfachste zur nächsten Tür zu gehen und sich an den gedeckten Tisch zu setzen, so ist’s recht. Faule Schweine wir!
Bestimmte Frauen arbeiten lieber an einer Beziehung, als dass sie die Wohnung wechseln. Natürlich könnten sie es sich auch einfach machen, aber bei ihnen steht die Möglichkeit des gedeckten Tisches meist gar nicht zur Debatte. Da haben wir sie, die Paschas und sie haben ordentliche Telefonanschlüsse, mit denen sie im Radio anrufen können. Passt bloß auf, dass euch die drei Frauen nicht überfordern, die lieben nämlich mehrere Kaufhäuser nebeneinander und da wollen sie auch hingefahren werden. So sind se die Frauen! Alle!

Mittwoch, 9. April 2008

Ein stetiger Wind. Meine Nase ist verstopft. Menschen kommen mir wachsam vor hier. Besser, aufmerksam. Man kennt sich auf dem Lande. Menschen sind hier das einzig Interessante.
„Vorsicht schnelle Vorbeifahrten! Treten Sie hinter das Sicherheitsgeländer!“ lese ich, als ich im Zug an einem Bahnsteig vorbeirase weiter hinaus aufs brandenburgische Land.
Hier draußen könnte eine Frau am Fenster stehen und so etwas flüstern wie: „Der Tag kommt mir schon vor wie eine halbe Ewigkeit.“, während sie zusieht, wie das Auto ihres Mannes ausparkt und hinter einer Häuserecke verschwindet.
Nach mehreren Stunden verstopfter Nase möchte ich wieder nach Berlin, meinen Zeitrhythmus zurück.
Abends fangen die Windräder an zu blinken. Zwei rote Augen auf einem propellergekrönten Haupt. Roboter, die mit ihrem gleichmäßigen Blinzeln die ländliche Nacht beobachten.
Als die Menschen den Zug herannahen sehen treten sie hinter das Sicherheitsgeländer und lassen ihn kurz an sich vorbeirauschen.

SpamSpamSpamSpam
Da sich die Spambeiträge - Verlinkungen, die zu dubiosen Fakeblogs führen - in letzter Zeit gehäuft haben und mich das total ankotzt probiere ich das mit den Codes aus. Falls es nichts bringt sind die natürlich wieder weg. Solange werd ich die einfach weitermelden!
Dienstag, 8. April 2008
Zu den Akten – Aber gut beschriftet!
Was soll ich sagen? Seit unserem Experiment mit dem Haushalt ist nun über eine Woche vergangen – die Beiträge wurden ja nachträglich veröffentlich, wusste ja nicht wie weit das Ganze gehen würde und ob ich das überhaupt überlebe. Was bis jetzt geblieben ist, ist meine Entscheidung den Haushalt erstmal für eine gewisse Zeit allein zu führen, ich bin der Knecht, der Diener, Nein, Der Hausherr, der mit dem Kochlöffel und dem Abwaschschwamm. Ich habe die Kontrolle. Bis jetzt hatte ich nur in den seltensten Momente das Bedürfnis meiner Freundin zu sagen, sie solle ihren Mist alleine wegräumen. Sowas kommt aus einem faulen Mund wenn man nicht aufpasst. Aber der faule Mund bleibt geschlossen und der tatkräftige Geist denkt: Nichts. Es wird nur ein Schalter umgelegt, der „Ich nehm einfach nen Lappen und machs weg“ – Schalter.
Den Abend über habe ich Wäsche abgehangen, den Riesenabwasch der letzten beiden Tage weggemacht – war viel unterwegs, das ist meine Entschuldigung – neue Wäsche angesetzt, und die betten neu bezogen.
Aber genug der Aufzählungen, das waren die letzten. Von nun an erledigen sich die Aufgaben im Hintergrund. Sie müssen nicht mehr erwähnt werden. Meine Freundin heißt meinen Wandel sehr willkommen, sie kann sich auf ihre Schule konzentrieren. Die Geschichte wird von nun an an alle verzweifelten WG-Putzen weitererzählt. Im Idealfal schlägt das Wellen. Die Langzeitstudien sind zwar noch nicht da, aber ich bin optimistisch, dass die Konsequenzen positiv und politisch tragbar sind.
Damit ist das Experiment abgeschlossen. Die Laborratte hat überlebt. Auf zu neuen Abenteuern!
Sonntag, 6. April 2008
Tag 6, Sonntag

5uhr42. Zeitumstellung wurde live miterlebt. Ich habe heute Nacht getrunken, getanzt und gegrölt. Ich komme nach Hause, und eine der ersten Sachen, die ich tue ist den Mülleimer, der noch offen dasteht, weil ich die Mülltüten vor dem Weggehen nicht mehr gewechselt habe, im Bad auszuwaschen. Da eine der Tüten gerissen war ist unten eine rote Flüssigkeit aus der Tüte gelaufen und leicht im Mülleimer eingetrocknet. Er muss jetzt bis morgen vor sich hintrocknen, den Deckel habe ich auch noch vom Dreck befreit, und die Küche ist um ein Stück sauberer. Als ich die Tür schließe sehe ich aber, dass auf dem Lichtschalter kleine Flecken sind. Ich denke, vor einer Woche hätte ich sie entweder nicht gesehen, oder es wäre mir egal gewesen. Nun weiß ich, dass es nicht lange dauert sie wegzumachen. Ich denke, ich habe Fortschritte gemacht.
Nach dem Aufstehen ist es bereits Mittag. Die Schwester meiner Freundin will in zwei Stunden da sein, es geht um Bewerbungskram, bei dem ich ihr helfe. Ich würde lieber noch schlafen, aber da ich weiß, dass meine Freund heute endlich aus ihrem selbstgewählten Exil kommt, möchte ich noch ein bisschen Ordnung schaffen. Die Wäsche wird abgehangen und ich räume die Schreibtische auf. Dann kommt auch schon ihre Schwester. Nach ein paar Stunden ruft meine Freundin an und meint, dass sie gleich da sein wird. Ich bin aufgeregt. 20 Minuten später klingelt es an der Tür und bevor sie oben ist fange ich sie auf der Treppe ab. Gefehlt hat sie mir schon. Die Umarmung brauchen wir beide. Als ich ihr am selben Abend noch von meinen Gedanken und Fortschritten erzähle ist sie mehr als überrascht und überglücklich. Ihre Woche war ein bisschen anstrengender. Sie war jeden Tag mit dem Fahrrad unterwegs, hat viel gelernt und selbst bei ihren Freundinnen im Haushalt mitgeholfen. Sie findet mein Angebot einen Monat alles in der Wohnung zu machen ein bisschen zu heftig und meint ich solle erstmal auf 2 Wochen runtergehen. Ist wahrscheinlich auch besser so, danach fängt bei mir wieder die Uni an.
Einige Projekte sind bei mir noch offen. Ein paar Fenster sind noch zu machen. Den Abwasch lassen wir an diesem Abend stehen, meine Freundin will mich nur für sich. Nicht ohne Gegenwehr lasse ich alles stehen und wir erzählen uns noch ein paar Geschichten aus der Woche. Wieviel kann eine Beziehung aushalten? Wann ist sie am Ende? Eine Woche partnerschaftliche Enthaltsamkeit und wenig Kontakt kann sie locker aushalten. Man kann mal wieder Luft holen, mal wieder allein sein. Nur Dinge tun, die man wirklich tun will. Vielleicht ist das eines der Erfolgsrezepte einer guten Beziehung. Eine Ruhepause. Auf jeden Fall war sie für mich sehr wichtig, um mir über bestimmte grundlegende, nicht banale, Dinge klar zu werden – und zwar 100%ig.
Samstag, 5. April 2008
Tag 5, Samstag

Es wird Zeit für eine Bestandsaufnahme. Was hat sich getan in den letzten Tagen? Alles, was ich verschmutzt habe ist wieder sauber, Abwasch ist gemacht, die Küche ist passabel und jederzeit benutzbar. Der komische Geruch in der Kammer ist auch weg, ich musste dafür ein paar ältere Lebensmittel wegschmeißen. Im Schlafzimmer stehen zwei Wäscheständer, der eine könnte schon abgehängt werden, das mache ich noch. Über das Fensterexperiment im Arbeitszimmer bin ich noch nicht hinweggekommen, das mache ich auch noch.
Die Hälfte der Pläne im Haushalt, die ich mir gemacht habe, konnten nicht kurzfristig erfüllt werden. Das, was ich regelmäßig gemacht habe sind Arbeiten, die ich kenne und die ich kann. Die mir komplizierter und anstrengender, im Sinne von zeit raubend, vorkommenden Arbeiten habe ich erfolgreich immer weiter nach hinten verschoben. Es scheint mir immer noch unangenehm zu sein, mich ganz auf den Haushalt einzulassen. Pascha sitzt zufrieden neben mir und hechelt ruhig. Insgesamt gesehen ist ein Ein-Personen-Haushalt relativ einfach zu führen. Die Anstrengungen der reinen Selbstschmutzbeseitigung, sprich Abwaschen und Wäsche waschen und alles was zu dem jeweiligen Bereich gehört, sind schnell und routiniert erledigt.
Die Arbeiten der häuslichen Pflege, die passiven Schmutz, so nenne ich Staub und Dreck, der von draußen kommt, beinhalten gestalten sich schwieriger. Staub liegt theoretisch überall, eine Übermacht an möglicher Wischarbeit und Zeitinvestition lauern da an jeder Ecke. Das ist die große psychologische Herausforderung, der sich zu stellen ich in den letzten Tagen noch nicht bereit war.
Von gestern Abend stehen noch ein Glas und eine Tasse rum. Die Schreibtische sind noch nicht leerer. Vor meinem Bett lagen vorhin noch zwei Paar Socken. Ich habe heute lange geschlafen, es ist halb eins mittlerweile. Wäre meine Freundin hier, sie wäre vielleicht schon früher wach und nicht begeistert gewesen von der Wohnung. Die Socken sind natürlich schon weg. Länger hätte ich sie nicht liegen gelassen.
Mache ich Dinge nicht 100%ig? Eine Frage, die nur subjektiv zu beantworten ist. Generell muss ich natürlich zugeben, dass ich für die meisten „Passiver- Schmutz“ – Aufgaben länger brauche und diese mit größeren Pausen unterbreche, das sieht man am Beispiel des Fensterputzens. Mache ich dies dann aber gründlich? Ich schaue durch die Fenster und sehe noch ein paar gewischte Striemen. Sie stören mich selbst. Aber putze ich das Fenster deswegen noch mal? Es ist sehr viel sauberer als vorher! Sind 80% genug? In diesem Fall nicht wirklich, aber ich bin zu faul, das zu korrigieren. Ich denke, ich werde ersteinmal noch alle anderen Fenster reinigen und dann sehen, ob es überhaupt eine perfekt saubere Oberfläche geben kann. Meine Freundin würde das natürlich bejahen, sie kann sich mit vollem Einsatz so einer Herausforderung hingeben.

Ich identifiziere mich mehr mit dem Haushalt seit dieser Woche, das kann ich sagen. Er liegt in meiner vollen Verantwortung. Ich bin kein „helfendes“ WG-Mitglied, dass nur Aufgaben erledigt, die ihm zugetragen werden. Das ist wichtig, da der Haushalt so vollständig zu meiner Aufgabe wird. Ich kann sie auf niemanden abwälzen, muss mich alleine damit auseinandersetzen. So versuche ich dann auch an die Sache heranzugehen, wenn meine Freundin wieder hier ist. Ich werde sie nicht fragen, wenn ich wischen will oder dergleichen. Ich werde versuchen selbst herauszufinden, was ich wie benutzen muss. Voraussetzung ist natürlich, dass sie mir nicht in meine Arbeit reinredet. Das könnte ihr schwer fallen.
Seit gestern ist in mir folgende Idee gereift: Ich werde einen Monat lang alles machen. Den ganzen Haushalt und was dazugehört. Es gibt keine Arbeitsteilung. Ich mache das, was viele Hausfrauen in Deutschland und auf der ganzen Welt ihr ganzes Leben lang machen. Das geht natürlich nur, weil ich noch Ferien habe. Oder nicht? Welche erwerbstätige verheiratete Frau hat die Möglichkeit außerhalb ihres Urlaubs so eine Aussage zu treffen? Sie muss beides machen, Haushalt und Arbeit. Darum aber geht es in der Gleichberechtigung der Geschlechter. Jeder wird gleichberechtigt in die Aufgabenverteilung einbezogen. Beide müssen Zeit opfern um die Grundlage für das Arbeitsleben oder das Leben im Allgemeinen zu schaffen. Ich muss mich von der mir selbst antrainierten Vorstellung des „vor mich hin zu leben“ verabschieden. Dennoch bin ich weit davon entfernt, aus der Grundlage eine Hauptaufgabe zu machen, die das Maß des allgemeinen Sauberkeitsverständnisses überschreitet. Damit will ich mich nicht aus meiner Verantwortung herausreden. Aber ein nötiges zeitnahes Erledigen der Aufgaben kann auch mal zu einem zeitnah verschobenen Erledigen werden. Heißt, wenn ich keine Lust habe, was nicht Regel- sondern eher Ausnahmefall sein soll, dann muss ein Abwasch auch mal übernachten können. Arbeitsrhythmus hin oder her, ich sträube mich dagegen mich zum Knecht meiner eigenen Auflagen oder der meiner Freundin zu machen. Hört sich zu kämpferisch an? Ein Verteidigungszug vom Pascha? Ich denke, die grundlegende Verschiebung der Werte ist in den letzten Tagen getan worden. Heißt, ich erkenne die Notwendigkeit der Hausarbeiten für mich und nehme die Verantwortung an. Punkt. Pascha ist nicht tot, ich konnte ihm nicht die Todesspritze geben, denn er ist ein Teil von mir, wie jedes Haustier mit dem man jahrelang gelebt hat. Er wurde aber diszipliniert, die Woche Hundeschule hat ihn zu einem zahmeren Wesen gemacht, das nichts von seiner Würde einbußen musste.
Brauch er dafür eine Belohnung? Ein Leckerli? Ja, denn er ist ein Tier, das ohne Einsicht in sein Tun den pawlowschen Verhaltensmustern gehorcht. Als Mensch und Mann lehne ich dieses ab. Keine Belohnung für die Erfüllung der Grundlage unseres Lebens. Kein Ausweichen, kein „andere Männer machen viel weniger als ich“. Wir sind hier nicht im Kindergarten. Grenzen werden hier verschoben. Grenzen im Geschlechterverhältnis. Nun liegt es am Mann aufzupassen, dass sie im weiblichem Emanzipationsbestreben nicht zu weit verschoben werden. Den Identitätsverlust, mit dem viele Männer kämpfen ist meiner Meinung nach ein Resultat der Unsicherheit mit dieser Grenzverschiebung. Dies geschieht, wenn man sie nicht selbst auslöst oder beobachtet, wenn man sie geschehen lässt. Weibliche Emanzipation benötigt also immer auch männliche um beide auf gleiche Höhe zu bringen. Aufgrund des großen Rückstandes der Frauen ein schwieriges Unterfangen. Auch für mich.
Freitag, 4. April 2008
Tag 4 , Freitag
Es war eine kurze Nacht. Gleich nach dem Aufstehen fahre ich nach Brandenburg raus. Eigentlich müsste wieder Wäsche gewaschen werden. Mit den Fenstern bin ich noch nicht weiter. Die beiden Schreibtische sehen zugemöhlt aus. Abwasch ist zu machen, aber nicht viel. Was ich eigentlich noch machen müsste um den Wohnungsputz abzurunden wäre die Böden und Staub wischen und das Klo sauber machen. Abgesehen davon müsste ich noch rumstehendes Zeug aussortieren und entsorgen. Die Fahrt nach Brandenburg wirft mich zurück in meiner Haushaltsplanung und wird damit zum perfekten Test für häusliches Arbeiten mit geringer Motivation heute Abend, wenn ich mich voraussichtlich zur Hausarbeit werde zwingen müssen. Ich nehme mir vor nicht gleich den Rechner anzumachen, wenn ich nach Hause komme.
20uhr27. Ich bin aus Brandenburg zurück. Es war ein langer Tag. Ich komme nach Hause und das erste Wichtige, was ich tue, ist mich an den Rechner zu setzen. Das ist aber nicht schlimm, obwohl es etwas ist was ich gerne tue. Ich brauche einen Moment der Entspannung. Niemand anderes soll jetzt meine Aufgabe erledigen. Da ich allein bin kann das auch niemand Anderes. Das nächste nach meiner Entspannungsphase wird sein, dass ich eine Wäsche ansetze und dabei abwasche. Ist alles durchgeplant.
Der vollständige Abwasch hat mich eine halbe Stunde gekostet. Das ist verdammt wenig. Die Wäsche brummt vor sich hin. Ich bin zufrieden. Ein Kumpel ruft an und wir verabreden uns zum Filmschauen. Bevor wir anfangen schaffe ich es noch schnell die Wäsche aufzuhängen. Es funktioniert!
Donnerstag, 3. April 2008
Tag 3, Donnerstag

Meine Freundin ist gestern bei meiner Arbeit aufgetaucht, aber nur weil sie ihren Schlüssel in der Wohnung vergessen hat. Ich habe das Gefühl es macht ihr Spaß mich ein wenig leiden zu sehen. Ich vermisse sie und komme mit der Situation nicht ganz so zurecht wie es gern hätte. Aber so soll das nicht laufen. Ich muss Härte zeigen. Männliches Klischee? Nein, die Reaktion der Verlassenen.
Kurz nach 12uhr. Couch ist fertig, Wäsche abgehangen, Schlafzimmer gesaugt, Schranktüren endlich eingebaut, Wäsche angesetzt, gemachten Abwasch weggeräumt. Eine Stunde. Ich bin verblüfft! Kann ich das nur so schnell, damit ich das hier niederschreiben kann? Wettbewerb. Vielleicht ist das das Zauberwort. Ich muss mit mir selbst konkurrieren. Vielleicht merke ich aber auch, dass ich um den einfachen Satz „Ich habe die Fenster geputzt“ zwar in Wirklichkeit mehr Zeit investieren muss als es dauert ihn zu schreiben, es aber ungemein befriedigend ist, wenn man ihn reinen Gewissens schreiben kann, in dem Bewusstsein also es wirklich getan zu haben. Eine Strichliste. Was ist die Belohnung? Brauche ich eine? Nein, keine Hausfrau auf der Welt wird für ihre alltägliche Arbeit belohnt. Ihre unbezahlte Arbeit wird vorausgesetzt, verlangt. Keine Belohnung. Also bekomme auch ich sie nicht. Das ist nur gerecht.
Scheiße. Fensterputzen ist schwieriger als ich dachte, selbst mit meiner neuen Ausrüstung. Sie waren aber auch zutiefst verdreckt. Jetzt kann man wieder durchschauen, wie durch eine frisch geputzte Brille. Eine frisch geputzte Brille aber, bei der man beim Durchschauen immer noch eine kleine störende Unregelmäßigkeit im Blickfeld hat. Kann ich die Fenster trotzdem so lassen? Sind das 100 Prozent? Genügt das den Ansprüchen meiner Freundin? Genügt es meinen? Ich bin erstmal froh, dass ich soweit gekommen bin. Meine Freundin war schon viel weiter, sie wird dafür kein Verständnis haben.
Wider Erwarten musste ich noch mal kurzfristig arbeiten. Drei Stunden absitzen in der Videothek. Eigentlich nichts Schlimmes, außer man war die letzten fünf Tage schon dort. Meine Motivation ist im Keller zwischen dem anderen unaufgeräumten Kram. Lust auf Hausarbeit entspricht Null. Die Wäsche, die ich vor dem Weggehen angesetzt habe ist aber fertig und will aufgehangen werden. Soll sie noch kurz warten, ich check erstmal Mails und entspanne.
Mittwoch, 2. April 2008
Tag 2, Mittwoch
„Das faule Geschlecht – Wie Männer es schaffen, Frauen für sich arbeiten zu lassen“. Ich habe mir Verstärkung besorgt für meine Suche nach dem inneren Hausmann in mir. Claudia Pinl ist perfekt dafür, sie argumentiert empirisch untermauert und mit lockerem Stil. Ich weiß jetzt, dass mein innerer Schweinehund einen Namen hat: Pascha. „Andere machen noch viel weniger als ich“, „[m]ich stört das nicht“ und „[i]ch kann das nicht“[1]: Ich fühle mich ertappt, erwischt, bekenne mich schuldig. Ja, auch ich habe mich dieser Argumente bedient um Hausarbeit zu entgehen. Ja, mich stören Dreck, Staub, liegengelassenes Geschirr und Zeug, das in den Kühlschrank muss. Mich stören dreckige Fenster und ein dreckiges Bad! Ich bin insgeheim ein Sauberkeitsliebender Mensch, aber ich bin faul. Langsam fange ich an das Problem zu verstehen. Pinl hat mir die Situation berufstätiger und nicht berufstätiger Frauen geschildert. Die Studien sind aus den Achtzigern und Neunzigern, aber wenn ich mich in meinem Umfeld umsehe entdecke ich ähnliche Verhältnisse. Männer machen kaum bis gar nichts im Haushalt. Der erwerbstätige Mann bringt die Kohle nach Hause und füttert die Familie durch. Erziehungsarbeit und Haushalt bleiben hauptsächlich an der Frau hängen. Das sind bei einem Kind 48 Stunden in der Woche, die ihr verloren gehen. Zeit, in der der Mann seine Füße hochlegt, schläft oder seinen Hobbys nachgeht[2].
Soweit zur Theorie. In der Praxis sieht es so aus, dass ich recht spät aufgestanden bin, ein kleines Frühstück hatte, die Miete aufgetrieben habe und dann in die Bibliothek gefahren bin. Dort habe ich Mittag gegessen. Ist preiswert und ich muss nicht abwaschen. Wieder zuhause musste ich feststellen, dass die Katze nicht auf die Idee gekommen ist den Abwasch zu machen. Die Miete liegt noch auf dem Schreibtisch und die kleinen Zettelchen für meine Freundin auch. Aber ich habe schon nachgesehen ob wir Glasreiniger haben zum Fensterputzen. Haben wir nicht, aber normalen Allzweckreiniger, das muss reichen. Ich muss noch arbeiten heute. Jetzt scheint gerade die Sonne. Eigentlich der ideale Zeitpunkt zum Fensterputzen. Ich denke ich werde mich gleich an die Arbeit machen und die Zeit stoppen. Das kann doch nicht so lange dauern.
Das Fenster sieht noch genauso aus wie vorher. nur sind die Striemen anders angeordnet, nämlich in Wischrichtung. Entweder liegt es am Allzweckreiniger oder am Geschirrspülschwamm. Obwohl ich heute nach der Arbeit sowieso nicht mehr zum Putzen komme bin ich noch mal losgegangen und habe Glasreiniger-, Glastücher und da ich schon mal dabei war auch gleich neue große Mülltüten gekauft. Und Erdnüsse für’ s Wohlbefinden, muss sein.
Was ich heute sonst noch geschafft habe: Abwasch und das halbe Arbeitszimmer gesaugt. Nicht gerade berauschend, ich weiß. Aber ich habe noch viel vor. Pascha lag den ganzen Tag ruhig in seiner Hundehütte.
Montag, 31. März 2008
Tag 1, Dienstag abend

Wieviel kann eine Beziehung aushalten? Wann ist sie am Ende? Meine Freundin hat sich heute dazu entschieden die ganze Woche bei ihren Freundinnen zu wohnen. Mit einem Lächeln hat sie es gesagt, solche ernsten Nachrichten kann sie nur mit einem Lächeln sagen. Sie ist nicht böse auf mich. Ich bin nicht fremdgegangen oder so. Es geht um weitaus Banaleres, könnte man sagen, aber eigentlich ist es etwas Essentielles. Es geht um Persönlichkeit, um Charaktereigenschaften und das Zusammenleben. Und es geht um Faulheit. Meine Faulheit. Im Haushalt. Das Thema verfolgt uns seit wir zusammengezogen sind, fast zwei Jahre ist das nun her. Bevor ich mit meiner Freundin zusammenlebte war ich Stammgast im „Hotel Mama“. Meine einzige Aufgabe war den Müll wegzubringen, aber nicht mal das habe ich gut gemacht. Mir war klar, dass das nach dem Auszug anders sein würde. Nicht weil mich meine Freundin zum Haushalt zwang, sondern weil ich nicht der Ansicht bin, dass das Frauensache ist. Damit entspreche ich schon mal weder konservativen Stereotypen noch vertrete ich eine Hermannsche prinzipielle Weltanschauung.
Konsequenz daraus ist, dass ich mich durch sie genötigt fühle, wenn sie von mir verlangt eine der Hausarbeiten zu erledigen, zu einem Zeitpunkt, den sie bestimmt. Da hätte ich auch zu hause bleiben können. Ich bin ausgezogen um frei zu sein, nicht um mir sagen zu lassen, wann ich abwaschen soll. Wahrlich sehe ich vollkommen ein, dass eine saubere Wohnung etwas Schönes ist. Ich muss mich nur selbst zur Hausarbeit motivieren, ich muss für mich erkennen, dass es ein Gewinn ist, wenn die Hausarbeit erledigt ist. Natürlich ein Verlust an Zeit, und die ist mir und meinen Hobbys eigentlich sehr wichtig, aber sie in Hausarbeit zu investieren ist nötig. An diesem Punkt bin ich angelangt. Denn auch meine Freundin investiert Zeit. Je weniger ich das tue, desto mehr bleibt an ihr hängen. Doch der innere Schweinehund wurde immer gut gefüttert, und der ist so groß wie er faul ist – mächtig. Meiner Meinung nach habe ich große Fortschritte gemacht im letzten Jahr. Dass es zu der heutigen Entscheidung meiner Freundin gekommen ist beweist, dass meine Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist.
Oder bin gar nicht ich es, der hier das Problem darstellt? Ist es nicht vielleicht meine Freundin, die überempfindlich ist? Soll sie nicht all das machen, was sie für nötig erachtet, gerade weil sie es für nötig erachtet und nicht ich? Ich lasse meinen Schweinehund mit einem Spülschwamm apportieren und er wedelt zufrieden mit dem Schwanz. Meine Freundin hat eine Katze, vielleicht liegt es daran. Die würde so was nie tun. Wie dem auch sei, ich habe nun überraschenderweise eine Woche Zeit mir über meine Einstellung zur Ordnung, zum Chaos und unserer Beziehung zu machen. Ich bin es ihr schuldig, dass ich das auch wirklich tue. Sie vollbringt ein großes Opfer. Sie entledigt sich aller Vorteile eines eigenen Heims. Sie räumt das Feld um mir die Möglichkeit zu geben, mich selbst zu finden. Ich versuche es und fange damit an. Gleich morgen.
100 Prozent
Es geht um den Haushalt.
Die Einträge sind aus einer männlichen Perspektive geschrieben.
Alles was dort niedergeschrieben ist, ist wahr.
Ein von mir nicht eingeleitetes Experiment, mit mir als Laborratte.
Mittwoch, 26. März 2008
Dienstag, 25. März 2008
Donnerstag, 20. März 2008
Ich danke dem Verbrechen

Gestern wurde mein Schließfach in der Bibliothek aufgebrochen. Mit einem Bolzenschneider. Von mir selbst. Nun ja, nicht ganz, denn ich hatte mir ja ein besonders starkes Schloss zugelegt, der Sicherheit wegen. Deswegen wurde ein etwas kräftigerer Typ aus dem Lesesaal geholt, der das Schloss mit einer kurzen intensiven Anstrengung knackte. Kleines Trostpflaster: Dass Studenten aus Versehen ihre Sachen im Schrank einschließen, passiere öfter als man denkt.
Wie dem auch sei, mein Sicherheitsbedürfnis wurde mir fast zum Verhängnis. Komischerweise konnte ich meine mich vorher noch in Sicherheit wiegende Sicherheit umgehen! Schlösser lassen sich knacken, wenn sie geknackt werden sollen.
Wie sicher sind wir also? In der Bibliothek, unserer Wohnung, auf U-Bahnhöfen oder in Einkaufszentren? Hat Sicherheit nur etwas mit Schlössern, Kameras und Privatdetektiven zu tun? Werden damit nicht nur Symptome bekämpft? Was ist mit den Ursachen?
Ich danke dem Verbrechen, weil es einen Ausweg bietet, wenn sich unsere Sicherheit (unwillentlich natürlich, denn sie ist leblose Struktur) gegen uns richtet.
Schlösser knacken ist aber nur eine Sache, Kameras überlisten eine andere. Über den Überwachungsstaat klagen viele, aber die geschürte Angst verlangt nach dem großen Bruder.
In meiner Familie war ich immer der große Bruder, doch war ich eher ein Verfechter der Methode wohlwollender Vernachlässigung. Wenn ich dann doch auf meine kleine Schwester aufpassen sollte, dann nur als Instrument meiner Eltern. Deren Interesse daran war begründet, das des Staates fragwürdig!
Ich habe jetzt ein neues Schloss. Ein dünneres. Eins, das ich im Notfall auch alleine knacken kann. Muss reichen.
Dienstag, 18. März 2008
SUPERMAN
But why is Superman an American story?
Because American history is mirrored in the biography of Superman. They are both stories of immigration and immigrants, may they be Puritans, Quakers, German, Irish, Asian people or a Kryptonian. The special feature about Superman though is, that he is kind of a second generation immigrant, because he was still a child when his parents sent him in a rocket to earth where he was found by human parents. As an orphan his cultural roots were cut. He was raised as an American, with the idealistic values of the American way of life. With this Superman stands for freedom, and for justice. From his first appearance on in ‘38 he was the “champion of the oppressed”.
After the death of his foster father Clark goes to the city, which is quite a modern trait of the story reflecting the transition from rural to urban in American society. In order to have a connection to everyday life, Superman has acquired a secret identity that gives him the opportunity for using two roles. One is the role of the superhero fighting for the right cause, the other the role of the average white American guy whith potential for identification for every high school youth who is as clumsy with women as Clark is. But this is not to be understood as a white middle class discourse, because the figure of Clark Kent is an exaggerated role that suggests that mainstream roles and culture are an illusion which opens the concept to multicultural and immigrant identification. On the other hand, Clark Kents role as a journalist is an integral part of the superhero, too, who then can unravel corruption with a muckraker’s talent and fight injustice with the strong arm of the outlaw hero.
Superman is an American hero in essence. Although it could also be exported to other cultures where similar cultural and personal experiences were or are made. With this, Superman is a myth that is culturally mobile but definitely has its roots and utmost integration in American society.
Mittwoch, 12. März 2008
Ein Stück Wahrheit bitte. Nein, nicht das, das andere dort neben dem Käse.

Heute morgen wurde mir glaubhaft der Untergang Amerikas durch innenpolitische Probleme und außenpolitische Konflikte basierend auf Wirtschaftsinteressen amerikanischer und globalisierter Großkonzerne in einem kleinen Dokumentarfilm im Internet vermittelt Ein schriftlicher Artikel dagegen will mir erzählen, dass Michael Moores erstem Film schlecht recherchiert und teilweise falsch und propagandistisch ist. 9/11 war ein innenpolitischer Schachzug der Bushregierung, das beweist ja auch seine Reaktion im Kindergarten und verschollene Flugzeuge schwimmen sowieso alle im Bermudadreieck herum. Wem kann man noch glauben? Welchem Medium trauen? Wie kann man guten von schlechtem Journalismus unterscheiden? Werden Nachrichten gekauft? Können Verschwörungstheorien überhaupt wahr sein oder sind sie nur Produkt der Unwissenden, die sich auf ein wahrheitslabiles Medium namens Internet berufen, in dem sich nur andere Unwissende gedanklich ausbreiten?
Auch in diesem Artikel stecken mehr Fragen als Fakten und Antworten, denn selbst der Aufhänger ist ausgedacht, aus Versatzstücken meines Allgemeinwissens zusammengesetzt ohne genau recherchiert zu haben. Dafür ersteinmal eine Entschuldigung, dient aber dem Zweck. Denn nicht nur der Umgang mit der Unsicherheit über den Wahrheitsgehalt von Informationen muss neu diskutiert werden, sondern auch der Wert der Wahrheit an sich. Macht es einen Unterschied ob ich heute morgen einen Dokumentarfilm über Amerika gesehen habe oder nicht, wenn es nur als Aufhänger für die Geschichte dienen sollte und mein Privatleben wohl kaum jemanden interessiert, genauso wenig, wie mich die Privatleben der meisten anderen Menschen interessieren? Wie wichtig sind wahre Aussagen? Ist die Relevanz von Wahrheit gebunden an die Funktion der Information? Oder vielleicht an den Ort, an dem sie ausgesprochen wird? An der Wahrscheinlichkeit ihrer Überprüfbarkeit?
Was leider mal wieder bleibt ist Skeptizismus – die Pessimisten und Nihilisten bitte einen Schritt zurück – das Ganze ruft zu mehr Selbstverantwortung auf, zum mündigen Bürger. Nicht jeder hat dafür die Zeit, nicht jeder die Muße, aber des Themas bewusst sein sollte man sich.
Samstag, 1. März 2008
14 Tage, 14 Nächte
Aus diesem Grund hier eine kleine Pause.
Irgendwann geht dem Mofa hier unten auch der Sprit aus, dann muss ich eh wieder ran.
bis dann :-)
Mittwoch, 20. Februar 2008
Samstag, 16. Februar 2008
Die Stars
Was machen so Stars wie Natalie Portman und Scarlett Johansson, wenn sie wegen der Berlinale nach Berlin kommen? Anreise, Unterkunft im Hotel in berlinalezentraler Lage, Natalie schaut sich nach Aussagen der Berliner Zeitung im Hamburger Bahnhof moderne Kunst an und Scarlett geht bei Leopolds essen. Und dann kommt die Premiere. Kleider angezogen, ab ins schwarzlackierte Auto und ab die 100 Meter zum roten Teppich. Ausgestiegen, Geschrei von Fans und Fotografen, Presseagenten schieben einen zu den ersten Reportern, Blitzlicht von allen Seiten, Geschrei der Fans wird lauter, das der Fotografen auch, Blitzlichtgewitter, jetzt kommen die Fans an die Reihe, Scarlett läuft zum dichtbesiedelten Zaun, Menschen rangeln sich in ihre Richtung, der Bodyguard ist aufmerksam, der Zaun hält, Autogramme werden gegeben, Digitalkameras blitzen sich die Batterien leer, langsam arbeitet sich Scarlett voran, geht weiter, Fans, Fans, (da bin ich) Fans, ein Auto, drum herum, zwei, drei Autogramme, zurück zum von oben beheizten roten Teppich. Natalie gibt während der ganzen Zeit fleißig Interviews und arbeitet die Reporter ab. Arbeitsteilung.
Die Fans

Zivilisation hin oder her, am roten Teppich herrscht das Gesetz des Ersten. Wer zuerst kommt, malt zuerst. Wer 1meter60 groß ist und in der zweiten Reihe hinter einem der 1meter80 groß ist steht, findet sich damit ab; nächstes Mal ist es andersherum. Jeder Fan für sich. 1meter60 stand neben mir, sie ist so etwas wie eine kleine Autogrammjägerin. Bei den letzten drei Besuchen von Natalie Portman war sie auch schon da gewesen, konnte diesmal leider aber erst später kommen, wegen ihrer Ausbildung. Stift und Zettel hielt sie die ganzen 3 Grad Celsius kalten 100 Minuten bereit, die wir auf die Stars warteten. Vor uns stand 1meter80. Hab ihn gefragt, ob er meine "kleine Schwester" 1meter60 vorlässt aber keine Chance. Verstand ich erst später, warum. Drei Kreuzberger Mädels standen hinter uns, eine von ihnen mit einem beeindrucken Schreiorgan, meiner Meinung nach verhalf sie unserem Fanblock zu Staraufmerksamkeit und da kein anderer mitbrüllen wollte, als Portman und Johansson aus dem Wagen stiegen, machte ich mit. Jeder Fan für sich, vielleicht, aber nur wenn alle mitmachen, ist es auch den Stars wichtig. Das wusste ich schon vorher.
Gedränge, Geschubse, Gerangel. Das machte die Minute Scarlett sehr viel aufregender. Dann war es auch schon wieder vorbei. Ein paar Erwartungen der Fans hatten sich erfüllt, andere nicht. Natalie kam nicht bei uns vorbei. Wir blickten noch 10 Minuten auf die Videoleinwand – ein Kameramann zoomte von oben aus Scarletts Ausschnitt raus, viele Fans hatten nichts dagegen. Die Kreuzbergerin brüllte noch ein paar mal nach Natalie und dann war es vorbei. Die Reihen lichteten sich, Leute suchten das Warme. Die Kreuzbergerin gab später noch ein Interview und 1meter60 machte sich auf die Suche nach ihren Freunden. Ich ging, wärmte mich bei MacDonalds mit meinem mitgebrachten gezuckerten Earl-Grey-Tee auf und beobachtete noch ne Stunde die Leute. Es war ein kalter aber persönlicher Abend, mit vielen Menschen, ein paar Stars und einem BigRösti, und abgesehen davon, dass meine Freundin wegen der Aktion sauer auf mich war, war alles toll.
Warum Ich Überhaupt Da War und Die Physik Der Berühmtheit
Warum ich überhaupt da hingegangen sei? fragte mich meine Freundin. Das sei doch erbärmlich.
Scarlett Johansson und Natalie Portman, zwei Frauen, die ich in fantastischen Filmen gesehen habe, darunter „Lost in Translation“, „Hautnah“ und „Garden State“, mit denen ich schöne und unschöne Filmerlebnisse hatte, beide ungefähr in meinem Alter und beide für mich so unnahbar wie ein Weichkäse im Tiefkühlregal bei Plus für einen Kreuzschlitzschraubenzieher in meinem Werkzeugkasten. Und da bot sich die Chancen, beide auf einmal zu sehen. Ich musste sie ergreifen.
Fj, ein bei der Pressekonferenz anwesender Journalist der Berliner Zeitung, versucht in seinem Bericht der Wochenendausgabe dieser sonst alltäglichen Berlinaleveranstaltung die unverständlichen Notizen in seinem Block zu interpretieren, womit sich der Eindruck verstärkt, dass er sich mehr auf Scarlett Johanssons Mund und den Klang ihrer Stimme konzentriert hat, als das, was sie eigentlich sagen wollte.
Ist mir etwas Ähnliches passiert? Nein. Eine Frau, deren Gesicht ich kenne stand vor mir und hat Autogramme gegeben, nicht mehr und nicht weniger. Das ist Teil ihrer Arbeit, das, wovon sich viele Fans etwas versprechen, aber was? Der Fan geht in solchen Momenten auf, kann ohne einen Bildschirm zwischen sich und seinem oder ihrem Idol, Sexobjekt oder dergleichen, in der Aufregung untergehen, für einen Moment etwas Besonderes sein, wenn Scarlett Johansson den selbstgekauften Edding nimmt und auf dem selbstausgedruckten Foto unterschreibt. Für einen Moment gibt es eine Interaktion, das Größte, was in so einer Situation passieren kann.
Ich wollte sie einfach nur sehen. Schauen, ob Scarlett Johansson wirklich real ist. Und nicht nur ein Stück Zelluloid, keine Computeranimation. Natürlich ist sie real, denkt sich so mancher, was sonst. Sie ist eine amerikanische Schauspielerin, die wo wohnt und jeden Tag isst und pinkelt, der kalt ist und die sich Gedanken über Klamotten und Filme macht.
Ja, aber das war der Beweis. Und dennoch muss ich erst darüber nachdenken, dass es so gewesen sein muss, denn als sie da stand, gegenüber von uns, der geifernden wuchtigen Masse, da stand sie da im dreidimensionalen Raum vor dem Zaun und unterschrieb auf Papier und es war auch nicht wie in einem Film aber wirklich real war es auch nicht. Es ist die Physik der Berühmtheit. Menschen fangen an um einen zu kreisen, einen zu kontaktieren, zu fotografieren. Man wird ein Mittelpunkt. Doch es ist eine Physik, der man sich entziehen kann. Zum Beispiel indem man einfach nicht hingeht, oder sich Selbst und den Anderen als genauso wertvollen Menschen wahrnimmt. Dennoch ist es schwierig und zugleich ganz leicht mit der Physik der Berühmtheit.
Ist ein toter Heath Ledger mehr wert als ein toter Afghane, von dem wir noch nie gehört haben? Nein, aber wir dachten einen von beiden gekannt zu haben. Menschen, die wir kennen liegen uns am Herzen. Menschen aus Filmen kennen wir nicht. Ich kenne weder Heath Ledger noch Scarlett Johansson. Zwei mir unbekannte Menschen und einen von beiden habe ich jetzt gesehen. Real.
Der Fan ist Teil ihrer Arbeit und ihres Erfolgs. Dort muss er folglich auch bleiben. Physik ist niemals human, sondern unnahbar. Die Physik ist der Star, nicht Scarlett. Und dass wir ihrem Charme unterliegen ist wieder menschlich. Der emanzipierte Mensch steht darüber. Bis dahin ist es noch ein langer Weg. Aber wäre es auch einer, den man auf rotem Teppich beschreitet?
Sonntag, 10. Februar 2008
Ein Geist in der Wohnung? Normal. Teil 1

Meine Freundin war vor kurzem allein zu hause und saß in unserem Arbeitszimmer. Draußen war es schon seit mehreren Stunden dunkel zwei schwache Tischleuchten erhellten den Raum, unsere Katze schlief gemütlich auf dem Sofa. Meine Freundin arbeitete gerade den Stoff zur Weimarer Republik durch, als etwas am Rande ihrer Aufmerksamkeit kratzte. Ein gedämpftes Fußtrippeln. So als liefe jemand in einer angrenzenden Wohnung auf und ab. Woher genau, hätte sie nicht lokalisieren können. Sie hörte auf zu schreiben. Stille. Die Katze gab einen kurzen Schnarcher von sich. Meine Freundin schrieb weiter. Bis sie nach fünf Minuten wieder das Trippeln hörte, aufhörte zu schreiben und dann wieder nichts zu hören war. So ging das über den ganzen Abend, manchmal glaubte sie sogar, dass die Schritte stärker wurden, wenn sie nicht auf sie reagierte. Mir erzählte sie, dass sie das Gefühl hatte, dass das Etwas nicht in einer anderen Wohnung sei, sondern in unserem Arbeitszimmer. Da auch ich eher von der ängstlichen Sorte bin, habe ich mir ähnliche Sachen auch öfter eingebildet. Aber haben wir sie uns eingebildet? Womit haben wir es hier zu tun?
Es gibt etliche Geistergeschichten, die meisten machen Angst und man will sie schnell wieder vergessen. Der Grusel kommt meist aus der Dunkelheit, der psychischen Unsicherheit der Beteiligten. Angst, die bekannteste Unbekannte in unserem Leben.
Teil 2 – Die Theorien zur Bewältigung des Problems
Hier eine kleine Theorie der Angst: Die Reizüberflutung des heutigen Stadt- und Medienmenschen ist überreizt und sucht in den ruhigen Momenten der Nacht nach Angriffspunkten in der eigenen Psyche um auf dem hohen Reaktionslevel, der am Tag von uns gefordert wird, beizubehalten. Deswegen kann es dazu kommen, dass man etwas immer nur im Augenwinkel zu sehen scheint oder das Gefühl hat man wird beobachtet (oder man ist einfach paranoid). Die Grenze zwischen psychischer Abweichung und normaler Reaktion auf die reizüberflutende Umwelt ist fließend.
Hier die Theorie zum Umgang mit unserem Hausgeist: Ich habe mir vorgenommen, mich nicht von all den Gruselgeschichten, die ich kenne beeinflussen zu lassen. Was ist, wenn das Geisthafte etwas „Normales“ im Menschlichen Lebens- und Sterbeprozess ist? Wenn man sich den Fortgang des menschlichen Sterbens ansieht merkt man, dass der Zeitpunkt des Todes zu einem Zeitintervall wird, das erstaunlich viel länger ist, als man dachte. Vielleicht gibt es diese Sterbephase auch für den menschlichen Geist. Ob hinter dem Verhalten dieser „Geister“ sinnvolles Verhalten steckt, kann vielleicht nur in Ausnahmefällen herausgefunden werden, wenn man einem oder einer dabei helfen soll, den Tod aufzuklären oder dergleichen. Ohne jegliche sinnhafte Ausrichtung des Geisthaften zu vermuten, bleibt es an uns Lebenden sie als solche zu akzeptieren und als stille Partner, die von Zeit zu Zeit um Aufmerksamkeit ringen, zu akzeptieren.
Vielleicht spukt es ja bei uns. Normal.
Donnerstag, 7. Februar 2008
Der Mode-Tarzan präsentiert: Die Philosophie des idealistisch hochstilisierten Alternative-Rock-Poppers

Kann Kleidung eine Lebensart widerspiegeln? Ja, sie kann. Und am Beispiel des Alternative-Rock-Poppers soll es bewiesen werden. Überall dort wo britischer Pop-Rock, französischer Elektro oder trashiger Deutschrock gespielt wird ist der oder die Alternative-Rock-Popper/in zu finden. Tanzend, saufend, flirtend, cool rumstehend, gelangweilt rumsitzend und wieder tanzend.
Charakteristisch für ihre Kleidung ist nun grundlegend die Betonung der Beinform durch enganliegende Röhren- und Karottenhosen und Leggings, gepaart mit gegensätzlich dazu getragener Oberbekleidung, von sackartiger „Umstandsmode“ bis hin zu stilvoll ausgearbeitetem Manteldesign. Frauen können ungeniert mit leicht verspielten und luftigen Oberteilen ihren Bauch verdecken, Männer heben mit enganliegenden T-Shirts ihre Oberarme hervor. Westenkombinationen drücken den Stil weiter in Richtung Großbritannien.
Lederjacke, Wuschelhaar und Sonnebrille runden den Stil ab und zeigen Coolness und Härte, aber nicht auf körperlicher Ebene, denn die dünn betonten Beine und die imagesichere Stärke ausstrahlende Oberbekleidung verschieben Stärkeideale hin zu einer grotesken Mischung und Gegensätzlichkeit, die das hedonistische Lebensgefühl eines Alternativ-Rock-Poppers zwischen dem Drang nach Abgrenzung und feuchtfröhlich abenteuerlicher Feierlaune hervorheben.
Die Farben des Designs reichen von bunten knalligen Tönen bis hin zu glänzendem Silber und Gold. Die stilbildende (Nicht-)Farbe bleibt aber das neue Schwarz - das Grau. Ein weiteres Mal ein vom Design inkorporierter Gegensatz zwischen starken Farben und hochstilisierter Gräue, die nur mit den anderen Farben zu ihrer vollen Geltung kommt.
Was wir beim Alternative-Rock-Popper also vorfinden, sind spaßorientierte ironisch durchzogene nach sich selbst suchende junge Menschen mit dazu passend gespaltener Mode und Musik, die beide Artikulation der eigenen Probleme und Heilung zugleich sind.
Mit der übertriebenen Darstellung der eigenen inneren Konflikte grenzen sie sich bewusst von anderen Kulturen (sie sind keine Subkultur mehr, sondern gehören schon längst zum Mainstream) ab, wodurch sie genau mit anderen Jugendkulturen übereinstimmen, sich aber in der modischen und musikalischen Artikulation und auch in ihrem Geschlechterbild voneinander unterscheiden. Ich würde behaupten, dass Alternative-Rock-Popperinnen mehr Möglichkeiten haben sich aus dem wahrlich sehr stark weiblichen Modebild zu emanzipieren und schon im Kleidungsangebot auch mit Stärke konnotierter Kleidung zu variieren, Sei dies mit Lederjacken oder Nietengürteln oder dergleichen.
Fazit, der Alternative-Rock-Popper in seiner idealsten Form ist innerlich und modisch in Gegensätze zerrissen - das Coole wird mit dem Ekstatischen und Trashigen kontrastiert. Tanzen, saufen, flirten, cool rumstehen, gelangweilt rumsitzen und wieder tanzen. Keine Tätigkeiten, denen nur Alternative-Rock-Popper nachgehen, aber in ihrer speziellen Art eine Möglichkeit den Abend zu gestalten und auf eine bestimmte Art und Weise besonders zu machen.
Die Meldung des Tages
Seit Sonntagabend sind 4 Mitarbeiter einer Berliner Videothek verschwunden. Ein Videoband, das am nächsten Tag vom Inhaber des Ladens auf der Theke gefunden wurde zeigt die 3 jungen Männer und die junge Frau, wie sie den Keller der Videothek durchsuchen.
Das ganze sollte ein kleines Abenteuer sein. Gefunden haben sie dort unten nur Ramsch: Poster, Weihnachts- und Osterutensilien, ein Karton mit Handtaschen, alte Rechnungen, Postkartenständer, alte Kassensysteme und viel Staub.
Umso geheimnisvoller ist ihr Verschwinden. Bei Hinweisen auf die im Video eingespielten Personen wenden Sie sich bitte an die örtliche Polizei.
Eine Kuriosität zum Ende: In dem Keller befanden sich eine Blechtrommel und ein an einem Karton festgebundener Plüschpenis. Alles deutet darauf hin, dass der/die Täter/in kleinwüchsig ist und Steif-Kuscheltiere sammelt. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Samstag, 2. Februar 2008
Ins Herz der Dunkelheit
Sie ist das hohle Pochen wenn ein Kunde in den zweiten Raum unserer Videothek läuft. Sie ist das quadratische Etwas im Boden neben der Theke, zu einem Teil verstellt vom Kauf-DVD-Regal und einem großen Pappaufsteller. Am Rande unserer Aufmerksamkeit liegt sie dort herum, die hölzerne Kellertür, tagein tagaus und wartet. Sie wartet auf uns. Darauf von uns geöffnet zu werden.
Die Geschichten, die sich um den Keller, wie um jedes andere unbekannte Örtchen, ranken reichen von realistischen Heizungsbollerräumen, zu Holzpuppenlagern über Folterkellern bis hin zu Pornofilmsets. Was wir genau wissen ist, dass der Laden früher mal den Eltern unseres Chefs gehört hat - ein Schreibwaren und / oder Holzspielzeugladen. Der alte nicht verkaufte Kram könnte wahrscheinlicherweise einfach dort unten noch gelagert sein.
Aber wie das so ist, wenn man etwas nicht so genau weiß und uns schon öfter mal ein kalter paranoider Schauer über den Rücken gelaufen ist, wenn wir abends die Videothek zumachen, bekommen wir die Unsicherheit und die Horrostories nicht aus dem Kopf. Wir wollen es genau wissen. Aber natürlich nicht alleine. Dafür haben wir zu viele Teeniehorrorfilme gesehen. Die Gemeinschaf bietet Sicherheit, aber eigentlich sind wir ja alle nur neugierig.
Morgen wird es soweit sein. Taschenlampen, starke Kleidung und Handys mit eingestellten Notrufnummern sind dabei. Freunde wissen bescheid und Leser von Blogs. Nur für den Fall, dass etwas passiert. Schließlich könnte uns dort unten auch ein Höhlensystem erwarten, hunderte von Kellerräumen, in die früher ein paar Nazis geflüchtet sind oder ein verrückter Serienkiller, der sich seit Jahren von fetten Spinnen und Staub ernährt.
Ein Geheimnis wird gelüftet werden und wir werden uns unseren inneren Ängsten, unserer Vorstellungskraft und filmisch geprägter Erwartungshaltungen stellen müssen. Ich persönlich weiß nicht, ob ich danach noch in dieser Videothek arbeiten kann. Ich bin gespannt…
run for cover
snowflakes fall on melted ice
people stir around in masses
skies are taking in a blueish grin
kids are running
people diving
ledger and a crumb are dying
radio’s playing all the songs
stars are moving in the throngs
myspace’s having all the chicks
young tits striving to get more clicks
music’s selling best with sex
books’re selling best with thrill
TV’s leavin kids perplex
weapon’s tempting kids to kill
parents are afraid all over
afraid of arabs and a dog in dover
Dienstag, 29. Januar 2008
Donnerstag, 24. Januar 2008
Apocalypto
Selbst im Krieg kann man sich dagegen entscheiden jemanden zu verletzen oder umzubringen. Nein, kann man nicht. Jedenfalls nicht zu den Zeiten der Maya. Das Lebens der Menschen zu Zeiten dieser Hochkultur des Südamerikanischen Kontinents war ein reiner Überlebenskampf, bei dem das Motto „survival of the fittest“ noch galt: Töte oder du wirst getötet.
Alles fängt natürlich dennoch sehr harmonisch an, denn das sozialdarwinistische Credo reicht nicht hinein bis in die Institution der Familie. Das Kind überlebt nicht, weil es stark ist, sondern weil es in seiner Schwäche Sympathie erweckt (Kunczik: 2003, S.75). Der Wald und das Dorf darin als kleine soziologische Einheit ist ein paradiesischer Ort, an dem Generationen um Generationen gedeihen. Bis militärisch überlegene Aggressoren kommen. Es wird geprügelt, getötet, vergewaltigt. Krieg in seiner ursprünglichen Form. Aber nicht ganz, denn es werden Gefangene genommen, Männer und Frauen, die nicht zu alt sind und nicht zu jung.
Die Kinder werden zurückgelassen. Sie bilden eine Gruppe, die später mit anderen verlassenen Kindern zusammenkommen. Eine neue durch den Verlust der Eltern verbundene Einheit entsteht.
Die Männer und Frauen des Dorfes werden mitgenommen auf eine Odyssee, die schlussendlich in der unangenehm dicht bevölkerten Stadt der Maya endet. Ein Teil von ihnen wird als Sklave verkauft, die anderen sollen geopfert werden. Wer nicht verkauft wird darf gehen. Zu Füßen der größten Mayapyramide in der Stadt türmen sich die geköpften Leichenberge auf, an ihrer Spitze stehen die obersten Herrscher und führen die zeremonielle Opferung durch. Das Entreißen des Herzens und das Köpfen etlicher blau angemalter entführter Menschen aus dem Umland wird von der tosenden Menge umjubelt, bis eine von den Herrschern wahrscheinlich genau berechnete Sonnenfinsternis eintritt und durch den Priester und Henker mit der Zustimmung des Herrschers als Besänftigung und Legitimation ihres Gottes gedeutet wird. Die durch die Sonnenfinsternis verschonten Gefangenen werden sofort fortgeschafft und wieder ihren Peinigern überlassen. Sie geben ihnen die Chance sich in die Freiheit zu retten, wenn sie es über ein freies Feld und durch ein Maisfeld bis in den Dschungel schaffen. Das Ganze ist ein Spießrutenlauf, bei dem die Kämpfer ihre Fähigkeiten fast vollständig erfolgreich erproben. Bis einer der Gefangenen die offene Ebene, das Maisfeld und die darauf folgende Senke von hunderten von halbverwesten Leichen hinter sich lässt und in den Dschungel flüchtet. Die Verfolgung beginnt, eine Tour de Force den ganzen Weg zurück bis in den heimischen Wald. Mit viel Glück und scheinbar zufällig sich erfüllenden Zeichen einer Prophezeiung gelangt der Flüchtende in den heimischen Wald, wo er sich seinen Gegnern auf bekanntem Terrain stellt und es in fast aussichtslosem Kampf fast allen Gefahren zu entrinnen.
Der Film kulminiert in fast grenzenloser Spannung und genauso grenzenlosem Überlebenswillen. Die uns so entfernt und fremd erscheinende Geschichte wird in einen historischen Zusammenhang eingebettet, der für die Maya die Bewahrheitung einer gefürchteten Prophezeiung bedeuten wird.
Das zu Filmbeginn gezeigte Zitat von W.Durant:
„Eine große Zivilisation kann erst von außen erobert werden, wenn sie sich von innen bereits zerstört hat.“
, zeigt den Weg zu einer möglichen Deutung des Films.
Im Mittelpunkt der Kritik des Films steht die Herrschaftsausübung der gesellschaftlichen Machthaber, die ideologisch und religiös legitimiert ist und mit dieser Legitimation Menschen verschleppt, tötet und vergewaltigt, zu Sklaven und religiösen Opfern macht. Ein System, dass die Grundlage von Gesellschaft, die Familie auf der Seite der Opfer wie der Täter zerstört und korrumpiert. Die Gesellschaft, die einen Teil ihrer Bevölkerung oder fremde Stämme tötet um ihre Macht zu erhalten befindet sich an einem Punkt der inneren Zersetzung. In diesem Kontext vervollständigt die europäische Eroberung des amerikanischen Kontinents nur einen Prozess, der schon viel früher begonnen hat.
Ist darin also ein Versuch der Abschwächung europäisch imperialistischer Anstrengungen zu sehen? Genauso nah liegt der parallele Vergleich der herrschenden Unterdrücker und der europäischen Eroberer.
Sehr interessant an dem Film sind die kulturellen Besonderheiten der Maya zu denen die Sichtweise auf den Tod als Reise, die Erleichterung und Beschleunigung des eigenen Todes durch das Aufschneiden der Pulsadern, die Konstruktion von Angst als Krankheit, der es nicht zu erlegen gilt, und die zentrale Wichtigkeit der Nachkommenszeugung und familiärer Bindungen zählen, genauso wie der Umgang mit Schmerzen, als die Mutter den Sohn nach seiner Zustimmung fragt bevor sie seine schmerzende Wunde versorgt.
Im Großen und Ganzen ein fesselnder Film der einem eine untergegangene Kultur in Verhalten und auch sehr wichtig in ihrer Sprache wiederaufleben lässt, grundlegende Parallelen zur Gleichheit der Menschen zieht, in denen sich auch jeder moderne Zuschauer wiederentdecken kann und einen gnadenlosen Kampf ums Überleben portraitiert. Ein Abschnitt erinnert ein bisschen an „Kevin allein zu Haus“, so absurd das auch klingen mag, aber wer den Film sieht, dem kann es auffallen, und ein Ratgeber für schwangere Frauen und was sie alles auf keinen Fall tun sollten (klettern, tauchen, fallen, …)!
Literaturnachweis:
Kunczik, Michael. „Herbert Spencer.“ Klassiker der Soziologie 1 – Von Auguste Comte bis
Norbert Elias. Kaesler, Dirk (Hrsg). München: C.H. Beck, 2003
Freitag, 11. Januar 2008
Sexuelle Belästigung an der Uni
Sexualität – Macht – Organisationen: sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und an der Hochschule. Dies ist der Name des Buches, das vom Komitee Feministische Soziologie 1996 herausgegeben wurde und von dem ich mir Antworten erhoffte. Antworten auf die Frage, was Frauen tun können, wenn sie sich am Arbeitsplatz, im speziellen Falle an der Hochschule, sexueller Belästigung ausgesetzt fühlen. Es gibt nicht unbedingt die besten Nachrichten.
Das Fazit des Artikels über Verhaltensstrategien gegenüber sexueller Belästigung an der Universität fällt ernüchternd aus. Die Machtverteilung, die sich besonders auf Seiten männlicher Professoren, Mitarbeiter und Studenten sammelt läuft parallel zum Autoritätsüberschuss von Männern in unserer patriarchalen Gesellschaft.
Wenn sich belästigte Frauen gegen einen Universitätsangestellten, zum Beispiel einem Professor, wehren wollen, sehen sie sich meist mit den Nachteilen ihres Anliegens konfrontiert. Ihnen wird vorgeworfen sich zu verschwören und werden nicht ernst genommen.
Konsequenz davon ist, dass sie negativ sanktioniert, also bestraft werden, den Studiengang wechseln oder abbrechen, oder sogar die sexuellen Annäherungen weiter ertragen. In jeglichem Falle hat dies negative Auswirkungen auf die Karriere sowie die physische und psychische Verfasstheit der belästigten Frauen. Was auch geschah, Frauen die sich gegen die Belästiger gewährt haben, waren mit der Entscheidung sehr zufrieden, da sie sich damit aus der Opferposition befreien konnten. Wichtig ist, dass es sich allzu oft, wenn nicht sogar in allen Fällen, nicht um Einzelfälle handelt. Sexuelle Belästiger sind in der überwiegenden Mehrheit Wiederholungstäter.
Ein persönliches Gespräch, eine Konfrontation mit dem Professor in diesem Fall, könnten das Problem einschränken oder beseitigen. Da die Integrität der Frau aber schon verletzt wurde, kann es auch zu weiteren Belästigungen, negativen Sanktionen und Druck seitens des Professors kommen.
Als Ansprechpartner für eine Problemlösung sind auf jeden Fall andere Frauen mit ähnlichen Erlebnissen sowie gleichgesinnte Mitstudenten und Studentinnen als moralischer Rückhalt zu nennen. Da aber alle Beteiligten in den meisten Fällen mit negativen Folgen ihres Eingreifens rechnen müssen ist dies mit Risiken verbunden. Vor allem in der Auswahl der Personen, an die Sie herantreten sollten sie dies beachten.
Insbesondere wenn man sich an weibliche Autoritätsträger der Universität wendet, da sich die ersten empörten Reaktionen über das Verhalten des Belästigers oft kurz darauf in ein akzeptierendes bis befürwortendes Verhalten wandeln. Erwarten Sie keine Geschlechtersolidarität, viele Frauen mussten hart kämpfen um an die jeweilige Position zu kommen und laufen Gefahr diese zu verlieren. Die Gleichstellungsbeauftragten besitzen dem Artikel zufolge ebenfalls zu geringe Kompetenzen.
Als wichtigen Ansatz zum Wandel hinsichtlich eines frauenfreundlichen Arbeitsklimas sind nach Peitz und Schmid das „Durchbrechen von Männerbündnissen und des vorherrschenden männlichen Blickes.“ (129)
Dies erscheint zuersteinmal eine sehr abstrakte Herangehensweise zu sein, wie soll man sich das vorstellen? Als bewährte konkrete Methoden werden also die Öffentlichmachung des Themas durch „kollektive Solidarisierung“ (130) und in der Entwicklung von Strategien zur Beseitigung der Belästigung gesehen (genau wird nicht auf diesen Punkt eingegangen). Selbsthilfegruppen von Frauen und Kompetenzerweiterungen der Frauenbeauftragten werden als weitere Mittel genannt. Ebenso werden sanktionierende universitäre Richtlinien gefordert.
Da seit der Veröffentlichung des Buches mittlerweile ein wenig mehr als zehn Jahre vergangen sind, sollte sich einiges zum Positiven geändert haben. Der obige Text soll keineswegs eine Abschreckung sein, sondern Probleme offen legen, die man mit dem Wissen darüber umschiffen kann. Grundsätzlich sollte es aber auch heute noch im Falle einer sexuellen Belästigung heißen: Sprechen sie mit der Gleichstellungs- oder Frauenbeauftragten Ihrer Universität und reden sie über das Problem, mitunter auch mit anderen Leuten Ihres Vertrauens. Sexistische Witze, erniedrigendes Verhalten, all das müssen und dürfen Sie sich nicht gefallen lassen!
Literatur:
Komitee Feministische Soziologie (Hg.). Sexualität – Macht – Organisationen: sexuelle
Donnerstag, 10. Januar 2008
Was sich ändern würde, wenn man wüsste, wie das Universum aufgebaut ist
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass das Universum 42 Mrd. Lichtjahre im Durchmesser beträgt. Es ist eine Scheibe, die in der Mitte etwas dicker ist als an den Rändern. Außerhalb des Universums gibt es nichts. Gar nichts. Das Universum hatte auch nicht wie vermutet eine Anfang. Es wiederholt sich zeitlos und unendlich, in einem knapp 3,14159 Mrd. Jahre währenden Zyklus. Am Ende dieser Zeitspanne hört alles auf, alles wird zurückgespult und alles fängt nocheinmal von vorn an.
Das Universum ist wie ein gigantisches Videotape. Keine DVD wohlgemerkt! Man kann keine einzelnen Kapitel auswählen und Untertitel gibt es auch nicht. So fortschrittlich ist das Universum nicht. In der Retro-Welle findet man sowas natürlich symphatisch. Ich persönlich finde DVDs sehr viel praktischer.
Heißt also, irgendwie hatten die Buddhisten recht, die Christen auch ein bisschen, aber die Buddhisten mehr, naja.
So, kann man nach solcher Erkenntnis noch normal weiterleben? Warum nicht. Ein großes Rätsel der Menschheit wurde gelöst, es macht irgendwo Sinn sein Leben weiterzuleben, weil man nicht weiß wann alles zuende ist, das Video könnte ja schon morgen zuende sein und dann hat man nicht ausgiebig genug gelebt.
Also: Leben voll auskosten.
Oder: Alle Videos enden mit dem Abspann, soweit ist es noch lange nicht, das hier ist das Leben, genieße es!
Die Hoffnung aller ist schließlich, dass es keine Fernbedienung gibt, die abschaltet, wenn es zu langweilig ist, denn nach den Weltkriegen, den goldenen Zwanzigern, den freizügigen Sechzigern, den Stilbrüchen der Achtziger, nach Modernismus und Postmodernismus, nach allem was gewesen ist, was soll da noch kommen? Eine immerwährende Neuinterpretation des Alten, ein Hineinkuscheln in den Retroschick von Flower Power und Ostalgie? Die tollsten Frisuren der Weltgeschichte? Nehmt euch in acht, Leute, es ist fast vorbei. Der Abspann läuft. Lasst euch etwas einfallen oder alles endet. Auch Eisbären bleiben nicht immer klein und süß sondern werden auch alt und uninteressant. Ich schau mir solange eine DVD an.