
Kann Kleidung eine Lebensart widerspiegeln? Ja, sie kann. Und am Beispiel des Alternative-Rock-Poppers soll es bewiesen werden. Überall dort wo britischer Pop-Rock, französischer Elektro oder trashiger Deutschrock gespielt wird ist der oder die Alternative-Rock-Popper/in zu finden. Tanzend, saufend, flirtend, cool rumstehend, gelangweilt rumsitzend und wieder tanzend.
Charakteristisch für ihre Kleidung ist nun grundlegend die Betonung der Beinform durch enganliegende Röhren- und Karottenhosen und Leggings, gepaart mit gegensätzlich dazu getragener Oberbekleidung, von sackartiger „Umstandsmode“ bis hin zu stilvoll ausgearbeitetem Manteldesign. Frauen können ungeniert mit leicht verspielten und luftigen Oberteilen ihren Bauch verdecken, Männer heben mit enganliegenden T-Shirts ihre Oberarme hervor. Westenkombinationen drücken den Stil weiter in Richtung Großbritannien.
Lederjacke, Wuschelhaar und Sonnebrille runden den Stil ab und zeigen Coolness und Härte, aber nicht auf körperlicher Ebene, denn die dünn betonten Beine und die imagesichere Stärke ausstrahlende Oberbekleidung verschieben Stärkeideale hin zu einer grotesken Mischung und Gegensätzlichkeit, die das hedonistische Lebensgefühl eines Alternativ-Rock-Poppers zwischen dem Drang nach Abgrenzung und feuchtfröhlich abenteuerlicher Feierlaune hervorheben.
Die Farben des Designs reichen von bunten knalligen Tönen bis hin zu glänzendem Silber und Gold. Die stilbildende (Nicht-)Farbe bleibt aber das neue Schwarz - das Grau. Ein weiteres Mal ein vom Design inkorporierter Gegensatz zwischen starken Farben und hochstilisierter Gräue, die nur mit den anderen Farben zu ihrer vollen Geltung kommt.
Was wir beim Alternative-Rock-Popper also vorfinden, sind spaßorientierte ironisch durchzogene nach sich selbst suchende junge Menschen mit dazu passend gespaltener Mode und Musik, die beide Artikulation der eigenen Probleme und Heilung zugleich sind.
Mit der übertriebenen Darstellung der eigenen inneren Konflikte grenzen sie sich bewusst von anderen Kulturen (sie sind keine Subkultur mehr, sondern gehören schon längst zum Mainstream) ab, wodurch sie genau mit anderen Jugendkulturen übereinstimmen, sich aber in der modischen und musikalischen Artikulation und auch in ihrem Geschlechterbild voneinander unterscheiden. Ich würde behaupten, dass Alternative-Rock-Popperinnen mehr Möglichkeiten haben sich aus dem wahrlich sehr stark weiblichen Modebild zu emanzipieren und schon im Kleidungsangebot auch mit Stärke konnotierter Kleidung zu variieren, Sei dies mit Lederjacken oder Nietengürteln oder dergleichen.
Fazit, der Alternative-Rock-Popper in seiner idealsten Form ist innerlich und modisch in Gegensätze zerrissen - das Coole wird mit dem Ekstatischen und Trashigen kontrastiert. Tanzen, saufen, flirten, cool rumstehen, gelangweilt rumsitzen und wieder tanzen. Keine Tätigkeiten, denen nur Alternative-Rock-Popper nachgehen, aber in ihrer speziellen Art eine Möglichkeit den Abend zu gestalten und auf eine bestimmte Art und Weise besonders zu machen.
4 Kommentare:
Ich mag den Mode-Tarzan.
und der mode-tarzan mag alle...gut angezogenen modischen menschen ;-)
ich fand Tarzan schon immer komisch, und Mode immer ...... fragwürdig ... auch hier entsteht bei mir eher die Frage, wieviele der "Alternative-Rock-Poppers" tatsächlich auch nur teilweise einem Lebensstil oder einer Philosophie folgen, die man hineininterpretieren mag. So denke ich mir doch, als mode-faszinierter Mensch (man bedenke die Faszination Ekel), dass viele Leute, die eine bestimmte Mode tragen, sie tragen, weil sie sie mögen und nicht weil sie damit irgendwelche inneren oder äußeren Konflikte zum Ausdruck bringen wollen.
Immer wieder neigen wir dazu, Leute zu idealisieren aufgrund ihrer Kleidung und und und, der Mensch muss gar nicht derart tiefgründig sein, in der Regel ist er sehr flach und sucht sich eine Gemeinschaft, aus der er nicht verstoßen wird.
ja, da stimme ich vollkommen zu, einige modische "altenativ-pop-rocker" mögen nichmal die musik, hab ich mir sagen lassen. Mode-Tarzan's Ausführungen sollten dennoch eine Interpretation des Stils anstreben, keine psychologische Erklärung deren Träger.
Oder vielleicht doch?
Stimmt es vielleicht ein stückweit, dass Kleider Menschen machen und ein Stück der jeweiligen Modephilosphie sich auch auf das Verhalten oder Lebensgefühl der Menschen auswirkt? Ich denke, da ist was dran!
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