Sexualität – Macht – Organisationen: sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und an der Hochschule. Dies ist der Name des Buches, das vom Komitee Feministische Soziologie 1996 herausgegeben wurde und von dem ich mir Antworten erhoffte. Antworten auf die Frage, was Frauen tun können, wenn sie sich am Arbeitsplatz, im speziellen Falle an der Hochschule, sexueller Belästigung ausgesetzt fühlen. Es gibt nicht unbedingt die besten Nachrichten.
Das Fazit des Artikels über Verhaltensstrategien gegenüber sexueller Belästigung an der Universität fällt ernüchternd aus. Die Machtverteilung, die sich besonders auf Seiten männlicher Professoren, Mitarbeiter und Studenten sammelt läuft parallel zum Autoritätsüberschuss von Männern in unserer patriarchalen Gesellschaft.
Wenn sich belästigte Frauen gegen einen Universitätsangestellten, zum Beispiel einem Professor, wehren wollen, sehen sie sich meist mit den Nachteilen ihres Anliegens konfrontiert. Ihnen wird vorgeworfen sich zu verschwören und werden nicht ernst genommen.
Konsequenz davon ist, dass sie negativ sanktioniert, also bestraft werden, den Studiengang wechseln oder abbrechen, oder sogar die sexuellen Annäherungen weiter ertragen. In jeglichem Falle hat dies negative Auswirkungen auf die Karriere sowie die physische und psychische Verfasstheit der belästigten Frauen. Was auch geschah, Frauen die sich gegen die Belästiger gewährt haben, waren mit der Entscheidung sehr zufrieden, da sie sich damit aus der Opferposition befreien konnten. Wichtig ist, dass es sich allzu oft, wenn nicht sogar in allen Fällen, nicht um Einzelfälle handelt. Sexuelle Belästiger sind in der überwiegenden Mehrheit Wiederholungstäter.
Ein persönliches Gespräch, eine Konfrontation mit dem Professor in diesem Fall, könnten das Problem einschränken oder beseitigen. Da die Integrität der Frau aber schon verletzt wurde, kann es auch zu weiteren Belästigungen, negativen Sanktionen und Druck seitens des Professors kommen.
Als Ansprechpartner für eine Problemlösung sind auf jeden Fall andere Frauen mit ähnlichen Erlebnissen sowie gleichgesinnte Mitstudenten und Studentinnen als moralischer Rückhalt zu nennen. Da aber alle Beteiligten in den meisten Fällen mit negativen Folgen ihres Eingreifens rechnen müssen ist dies mit Risiken verbunden. Vor allem in der Auswahl der Personen, an die Sie herantreten sollten sie dies beachten.
Insbesondere wenn man sich an weibliche Autoritätsträger der Universität wendet, da sich die ersten empörten Reaktionen über das Verhalten des Belästigers oft kurz darauf in ein akzeptierendes bis befürwortendes Verhalten wandeln. Erwarten Sie keine Geschlechtersolidarität, viele Frauen mussten hart kämpfen um an die jeweilige Position zu kommen und laufen Gefahr diese zu verlieren. Die Gleichstellungsbeauftragten besitzen dem Artikel zufolge ebenfalls zu geringe Kompetenzen.
Als wichtigen Ansatz zum Wandel hinsichtlich eines frauenfreundlichen Arbeitsklimas sind nach Peitz und Schmid das „Durchbrechen von Männerbündnissen und des vorherrschenden männlichen Blickes.“ (129)
Dies erscheint zuersteinmal eine sehr abstrakte Herangehensweise zu sein, wie soll man sich das vorstellen? Als bewährte konkrete Methoden werden also die Öffentlichmachung des Themas durch „kollektive Solidarisierung“ (130) und in der Entwicklung von Strategien zur Beseitigung der Belästigung gesehen (genau wird nicht auf diesen Punkt eingegangen). Selbsthilfegruppen von Frauen und Kompetenzerweiterungen der Frauenbeauftragten werden als weitere Mittel genannt. Ebenso werden sanktionierende universitäre Richtlinien gefordert.
Da seit der Veröffentlichung des Buches mittlerweile ein wenig mehr als zehn Jahre vergangen sind, sollte sich einiges zum Positiven geändert haben. Der obige Text soll keineswegs eine Abschreckung sein, sondern Probleme offen legen, die man mit dem Wissen darüber umschiffen kann. Grundsätzlich sollte es aber auch heute noch im Falle einer sexuellen Belästigung heißen: Sprechen sie mit der Gleichstellungs- oder Frauenbeauftragten Ihrer Universität und reden sie über das Problem, mitunter auch mit anderen Leuten Ihres Vertrauens. Sexistische Witze, erniedrigendes Verhalten, all das müssen und dürfen Sie sich nicht gefallen lassen!
Literatur:
Komitee Feministische Soziologie (Hg.). Sexualität – Macht – Organisationen: sexuelle
1 Kommentar:
Schon richtig. Der Knackpunkt ist, dass die Rechte, die man hat, zu selten eingefordert werden, was aber wiederum gerade der Sinn von diesen Rechten ist.
Andererseits bleibt zu sagen, dass viele Menschen (nicht nur Frauen) nicht das nötige Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl haben, um ihre Rechte einzufordern.
These: Glorifizierung einzelner Archetypen, der Unterschied nagt am Selbstwertgefühl und am Selbstvertrauen.
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