Mittwoch, 9. Januar 2008

Ich weiß wer mich getötet hat

So heißt der neue Film mit Lindsay Lohan. Worum es geht? Aubrey, aufgewachsenen im amerikanischen Kleinbürgertum wird entführt und auf brutale Art und Weise verstümmelt. Nachdem sie bewusstlos auf einer Straße gefunden wurde, behauptet sie im Krankenhaus sie heiße nicht Aubrey sondern Dakota. Doch nicht nur der Name scheint verändert, ihre ganze Persönlichkeit unterscheidet sich von der normalen Durchschnittsschülerin mit der Leidenschaft fürs Schreiben, für die sie sogar den Klavierunterricht bei ihrem nicht darüber erfreuten Lehrer aufgegeben hatte und die ihren sexlüsternen Gärtner und ihren Freund kokettierend auf Abstand hält. Dakota kommt aus dem Drogen- und Stipclubmilieu und musste sich immer durchkämpfen. Sie steht der Aufgabe gegenüber mit ihrem verstümmelten Körper und den Menschen klarzukommen, die die normale Aubrey zurückhaben wollen.
Der reißerische Filmtitel hält was er verspricht und bietet noch mehr, aber nicht unbedingt Gutes! Eine Mischung aus Spannung, Mysterium, Krimi und Erotik verrührt mit einfacher blau-/rot- Farbsymbolik, absolut abartig ekligen Verstümmelungsszenen und garniert mit einer Prise Verwirrung, die aufgrund ungeklärter Fragen und fallengelassener Erzählfäden auch nach Ende des Films erhalten bleibt. Fertig ist die Mikrowellenmahlzeit, bei der man aber doch vermutet, dass da ein kleiner Teil gesund sein könnte.
Hier ein paar aufgefallene interessante Ansätze: Dakota als Stripperin, die beim Tanzen bewusstlos zusammensackt und eine Blutspur an der Tanzstange hinterlässt als hineinlesbare Kritik an der materiellen Ausbeutung des weiblichen Körpers.
Das Aufzeigen von Parallelen zwischen medizinischer Operation und der halbprofessionellen eines Serientäters, die sich in der Motivation der Handlung und natürlich der Art der Ausführung voneinander unterscheiden. Hierbei ist meiner Meinung nach der Aspekt interessant, der auf den Angst einflößenden Charakter der Operation am menschlichen Körper hinweist, egal in welchem Umfeld. Dies rückt den Fokus auf das Verhältnis Mensch – Körper und öffnet einen Diskurs von Normalität und Behinderung. Folglich also die dem ganzen Film zugrunde liegende Thematisierung von Verstümmelung, Amputation und dem Umgang der Opfer und anderen Menschen damit (obwohl dieser soziale Aspekt nur sehr oberflächlich behandelt wird). Da Aubrey bzw. Dakota eine sehr gute Krankenversicherung zu haben scheint bekommt sie auch eine gute medizinische Versorgung und fortschrittliche Protesen.
Der Film ist ab 18 freigegeben und das zurecht. Wer schon immer wissen wollte, wie ein Finger aussieht, der vor Kälte aufplatzt, der stelle sich eine zu lang gekochte und aufplatzende Wiener vor. Nur ekliger. Es werden Hände abgesägt, schwarzgefroren, ein Bein abgesägt, so Kram halt. Für Hostel und Saw – Schauer wahrscheinlich langweiliger Alltag. Für den Normalkonsumenten absolut eklig! Die Amputation von Gliedmaßen ist zwar wie schon weiter oben angedeutet ein wichtiges Thema, dass nicht oft den Weg in die Öffentlichkeit findet. Insofern kann sich wohl kaum jemand vorstellen, wie sehr man von so einer Durchtrennung des Körper beeinflusst ist. Dennoch möchte ich weder sehen, wie der Akt der Amputation von einem Serientäter noch wie er aus einem Akt der Rache wiederum am Täter selbst durchgeführt wird.
Unglücklich, vielleicht zu experimentell wurden verschiedene Genres im Film gemischt. Es passt irgendwie nicht alles zusammen, nicht zuletzt die offenen Erzählstränge hängen in der Luft. Die geteilte und verstümmelte Frau ist aber dennoch ein zentrales Thema des Geschlechterverhältnisses, dessen Darstellung aber hoffentlich noch in anderen Filmen diskursiv erörtert wird.

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