Donnerstag, 3. April 2008

Tag 3, Donnerstag

10uhr45. Soweit so gut. Eine Freundin hat bei mir übernachtet und ist jetzt aus dem Haus. Es sind ein paar zusätzliche Aufgaben angefallen. Was mit den normalen Hausarbeiten zusammen nun zu tun wäre: Bett abbeziehen, Couch wieder herrichten, zwei Wäscheständer voller Wäsche zusammenlegen, die Fenster putzen - jetzt bin ich ja ausgerüstet – und abwaschen, was gestern abend noch und heute morgen angefallen ist. Abgesehen davon möchte ich mich heute endlich mal in den Baumarkt begeben und ein Duschvorhanggestell besorgen, das planen wir schon seit mehreren Monaten. Ich tendiere dazu erst zum Baumarkt zu fahren und entdecke wieder eine Verdrängungstaktik, die mich für mich Angenehmeres zuerst machen lässt. Sitze ich dann danach am Schreibtisch und denke mir: „Hey, ich war heut schon im Baumarkt, das ist schon viel für so einen Tag, jetzt muss ich mich erstmal entspannen“. Pascha kommt mit wedelndem Schwanz ins Zimmer gelaufen, die Hundeleine im Maul. Er will raus spielen. Ich entscheide mich dafür zuerst die Wäsche abzuhängen und die Couch wieder herzurichten.

Meine Freundin ist gestern bei meiner Arbeit aufgetaucht, aber nur weil sie ihren Schlüssel in der Wohnung vergessen hat. Ich habe das Gefühl es macht ihr Spaß mich ein wenig leiden zu sehen. Ich vermisse sie und komme mit der Situation nicht ganz so zurecht wie es gern hätte. Aber so soll das nicht laufen. Ich muss Härte zeigen. Männliches Klischee? Nein, die Reaktion der Verlassenen.

Kurz nach 12uhr. Couch ist fertig, Wäsche abgehangen, Schlafzimmer gesaugt, Schranktüren endlich eingebaut, Wäsche angesetzt, gemachten Abwasch weggeräumt. Eine Stunde. Ich bin verblüfft! Kann ich das nur so schnell, damit ich das hier niederschreiben kann? Wettbewerb. Vielleicht ist das das Zauberwort. Ich muss mit mir selbst konkurrieren. Vielleicht merke ich aber auch, dass ich um den einfachen Satz „Ich habe die Fenster geputzt“ zwar in Wirklichkeit mehr Zeit investieren muss als es dauert ihn zu schreiben, es aber ungemein befriedigend ist, wenn man ihn reinen Gewissens schreiben kann, in dem Bewusstsein also es wirklich getan zu haben. Eine Strichliste. Was ist die Belohnung? Brauche ich eine? Nein, keine Hausfrau auf der Welt wird für ihre alltägliche Arbeit belohnt. Ihre unbezahlte Arbeit wird vorausgesetzt, verlangt. Keine Belohnung. Also bekomme auch ich sie nicht. Das ist nur gerecht.

Scheiße. Fensterputzen ist schwieriger als ich dachte, selbst mit meiner neuen Ausrüstung. Sie waren aber auch zutiefst verdreckt. Jetzt kann man wieder durchschauen, wie durch eine frisch geputzte Brille. Eine frisch geputzte Brille aber, bei der man beim Durchschauen immer noch eine kleine störende Unregelmäßigkeit im Blickfeld hat. Kann ich die Fenster trotzdem so lassen? Sind das 100 Prozent? Genügt das den Ansprüchen meiner Freundin? Genügt es meinen? Ich bin erstmal froh, dass ich soweit gekommen bin. Meine Freundin war schon viel weiter, sie wird dafür kein Verständnis haben.

Wider Erwarten musste ich noch mal kurzfristig arbeiten. Drei Stunden absitzen in der Videothek. Eigentlich nichts Schlimmes, außer man war die letzten fünf Tage schon dort. Meine Motivation ist im Keller zwischen dem anderen unaufgeräumten Kram. Lust auf Hausarbeit entspricht Null. Die Wäsche, die ich vor dem Weggehen angesetzt habe ist aber fertig und will aufgehangen werden. Soll sie noch kurz warten, ich check erstmal Mails und entspanne.

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