...und ich bin krank geworden, so ist es doch immer - und so hatte ich die Möglichkeit mal durchzuatmen. Viele nutzen die erste freie Zeit und sehen sich gleichmal in der Region um, sie haben Amiens verlassen, für viele die schon länger hier sind, fast ein Muss, sie kennen die Stadt zu gut, für sie gibt es hier nichts mehr zu holen. Ich bin erstmal hiergeblieben und versuche ein wenig Ruhe zu finden. Nach mehreren Tagen fast vollständiger Bettruhe und Isolation kann ich es aber kaum noch aushalten und war sehr froh über die Abwechslung in der Gemeinschaftsküche also "dans la cuisine", mit einem bizarr-netten Franzosen von unserer Etage hier und Miro, einem Freund von mir, beim Essen eine Flasche Wein zu öffnen und über Landwirtschaft zu quatschen. Miro ist Soziologe wie ich, das merkt man an seinen Fragen, ich war beschäftigt mich per SMS mit den Ausgeflogenen kurzzuschließen.
Man trifft hier viele verschiedenen Leute im Wohnheim und in den Bars, man kennt die anderen Erasmus-Studenten und versucht Anschluss zu finden, wenn man noch keinen gefunden hat, was bei einigen der Fall ist und die haben's jetzt schwerer. Ich hab endlich meinen hiesigen Wohngeldantrag ausgefüllt, das heißt hier CAF und versuche jetzt noch ein paar Kuriositäten des Alltagslebens zu präsentieren. Unter anderem den Fakt, dass es auf öffentlichen Toilletten hier meist keine Klobrillen gibt, aber in der Universität immer den Hinweis an der Tür, man solle doch die bitte die Bürste benutzen, wenn es nötig sein sollte, gezeichnet, das Toilettenputzteam, irgendwie so. Als ich beim Empfang des Präsidenten in der letzten Woche die Toilette besucht hab, klang der Zettel dort schon sehr viel höflicher, ist ja aber auch ein repräsentativeres Gebäude gewesen. Dennoch scheint es fast überall Probleme mit den Wasserhähnen und dem Wasserdruck zu geben, alles automatisch natürlich mit Lichtschranke, aber ich stell mich nicht mehr zu nah an die Waschbecken ran, seit mich mal ein Elefantenstrahl fast eingenässt hätte.
Weiterhin verwirrend in diesem kulturellen Potpourri hier ist die Vielfalt an verschiedenen Begrüßungen, die von Wangenküssen zu Umarmungen, sehr unterschiedlichen Handshakes und einem bloßen "salut" reichen. Da kann es schon zu Komplikationen kommen. Dennoch, wenn man schon französisch Wangen küsst, dann immer zuerst links - merken bitte!
Die Universität feiert seit einem halben Jahr ihr vierzigjähriges Bestehen. Ich habe lange Zeit nicht drüber nachgedacht, bis es in einem Kurs zur Sprache kam. Wenn man so zurückrechnet landet man da beim Gründungsjahr 1969, klingelt da was? Genau, Kulturrevolution, besonders in Frankreich! Nicht ohne Grund befindet sich aber die Universität von Amiens nicht in Amiens sondern außerhalb, weil viele Städte schlechte Erfahrungen mit Studentenprotesten in den Innenstädten gemacht haben, viel Randale und Demonstrationen, wer will das schon? Um es zu verhindern, kam es dazu, dass Universitäten am Rande der Städte gebaut wurden, so konnte die Innenstadt bei bedarf rechtzeitig abgeriegelt werden. Die Situation soll sich aber bald ändern, es gibt Pläne viele Standorte wieder weiter in den Stadtkern zu verlagern, wahrscheinlich hat keiner mehr Angst vor Studentenprotesten, darüber sollte man mal nachdenken ;-)
Was das Essen angeht, war ich vor kurzem ein bisschen skeptisch, als ich im Unirestaurant vor einem Steak saß, das höchstens halb durch war. Ich hätte fast gefragt, ob der Koch das nochmal auf den Grill schmeißen könnte, dann entschloss ich mich aber es als französisch durchgehen zu lassen und den Braten einfach zu schlucken. Aber was die Franzosen hier mit den Fritten machen, is ne komische Sache, hier werden aufgeschnittene Baguettes serviert, in die die Pommes reinstaffiert werden - Pommes im Baguette...Ich versteh das nich. Les Francais!
Gut, ich glaub das reicht mal wieder, das sind die neuesten Eindrücke, ich versuche weiterhin die Sprache zu lernen und schicke ein Ichvermisseuch nach Berlin :-)
Mittwoch, 17. Februar 2010
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3 Kommentare:
"Die Universität feiert seit einem halben Jahr ihr vierteljähriges Bestehen."
das hat mich zum Kichern gebracht, danke ;oD
äh, ja, gestern abend war's schon spät...Hab das gleich mal geändert, das führt ja doch zu Verwirrungen ;-)
Pommes in Baguette. Das heißt KARTOFFELN auf BROT. Wo ist denn da...wie war das noch...die Geschmacksdiversität...ähm...Abwechslung, kennen die Franzosen wohl nicht.
Dana
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