Donnerstag, 4. März 2010

Playlist

Und noch ein neuer Musiktipp:

"Meet me halfway" von den Black Eyed Peas, das spielen wir oft, da kommt Partystimmung auf! :-)

Ansonsten läuft ne Menge TingTings und The Gossip, Yeah!

Rundmail

Hey Leute,

diesmal ein Blogeintrag als Mail an alle um etwas Zeit zu sparen, ihr wisst ja, dass ich ein bisschen faul bin ;-)

Was den Sturm angeht haben wir das hier in Amiens alle gut überstanden, der hat glaub ich erst später so richtig an Kraft zugelegt, extra für Deutschland ;-)
Nein, ich hab hier nich die Lokalnachrichten verfolgt, immer nur den Wetterfilm auf soner Internetseite, aber hier war es wirklich nich so schlimm wie anderswo.

Jetzt am Wochenende kommt mich ja Franzi besuchen, also wenn ihr mir was zukommen lassen wollt, Kekspackungen, Bücher, Fotos, Briefe, eine Katze, meine Nichte oder was auch immer, einfach Franzi in die Hand drücken, sie bringt's dann zu mir...

Im Universitätsbetrieb versuch ich mich immer noch mit meinem Wörterbuch durch den Unterricht zu boxen und bin immer noch eingeschüchtert, wenn ich mich mit echten Franzosen unterhalte, was genau deswegen nich oft passiert, ansonsten hab ich aber nicht mehr das Gefühl hier nicht wirklich reinzupassen, wie ganz am Anfang.

Hab jetz auch ein Fahrrad, ich muss mir aber noch einen Namen überlegen. Amiens is ne tolle Stadt, muss ich schon sagen, deutsche Kleinstädte kotzen mich ja eher an, weil se langweilig sind, aber hier stehn soviele besondere Sachen in der Innenstadt rum, nicht zuletzt natürlich die Kathedrale, die alles ein bisschen besonderer machen. Nicht zu vergessen natürlich das Nachtleben, das sich zwar auf einige wenige Bars beschränkt, die wir meistens besuchen und vier Clubs, von denen ich erst zwei von innen gesehn hab, aber das macht schon Spaß. In der einen Nacht haben wir vor einem der Clubs gewartet und da hat sich ne Partyschnalle total übergeben. Einer, der hier schon länger ist meinte dann, dass das JEDESmal so sei...naja, hier muss sich wohl jeder mit dem Thema Alkohol auseinandersetzen, da nehm ich mich nich aus ;-)

Dennoch, ich mag die Stadt mittlerweile sehr, was es mir leichter macht Berlin nicht zu sehr zu vermissen.
Männer, die auf der Straße leben gehören aber auch hier zum alltäglichen Stadtbild, nachts findet man sie dann ab und zu in den Automatenräumen der Sparkassen. Ich versuch öfter mal was locker zu machen - es ist immer wieder erschütternd, das Menschen in Situationen leben, in denen sie einen umarmen, weil man ihnen zwei Euro gibt und ihnen sagt, dass man es nicht gut findet, dass sie auf der Straße leben müssen. Soziale Kälte existiert also auch in Frankreich. Hätt ich mir eigentlich denken können, dennoch hab ich soviel Spaß hier, dass mich das nicht zu sehr runterzieht. Ich hab ja auch nicht wirklich das Gefühl, dass ich zu dieser Gesellschaft gehöre, was es leichter macht, sie von außen zu beobachten, das gefällt mir sehr. Mittlerweile dürften mich aber auch schon viele Menschen hier aus ihrem Alltag kennen, die Schlabberohrenmütze, die ich trage, sorgt immer wieder für Aufsehen - naja, bin ja auch ne kleine Rampensau ;-)

Soweit erstmal Neues von mir, Liebe Grüße nach Berlin!

Mittwoch, 17. Februar 2010

Musiktipp

Diesmal nur einer aber ein guter:

PJ Harvey und Nick Cave mit dem Lied "Henry Lee", sehr wichtig dafür ist das youtube-Video, sehr intensives Erlebnis. Nick Cave war mir bis jetzt kaum ein Begriff, deswegen bin ich froh, das mein Horizont hier dahingehend erweitert wurde. Ein anderes Lied von seinem damaligen Album war das mit Kylie Minogue zusammen, bei dem sie im Wasser als Leiche liegt usw.

Viel Spaß: http://www.youtube.com/watch?v=-04wkIk84B8

Voila, les vacances...

...und ich bin krank geworden, so ist es doch immer - und so hatte ich die Möglichkeit mal durchzuatmen. Viele nutzen die erste freie Zeit und sehen sich gleichmal in der Region um, sie haben Amiens verlassen, für viele die schon länger hier sind, fast ein Muss, sie kennen die Stadt zu gut, für sie gibt es hier nichts mehr zu holen. Ich bin erstmal hiergeblieben und versuche ein wenig Ruhe zu finden. Nach mehreren Tagen fast vollständiger Bettruhe und Isolation kann ich es aber kaum noch aushalten und war sehr froh über die Abwechslung in der Gemeinschaftsküche also "dans la cuisine", mit einem bizarr-netten Franzosen von unserer Etage hier und Miro, einem Freund von mir, beim Essen eine Flasche Wein zu öffnen und über Landwirtschaft zu quatschen. Miro ist Soziologe wie ich, das merkt man an seinen Fragen, ich war beschäftigt mich per SMS mit den Ausgeflogenen kurzzuschließen.

Man trifft hier viele verschiedenen Leute im Wohnheim und in den Bars, man kennt die anderen Erasmus-Studenten und versucht Anschluss zu finden, wenn man noch keinen gefunden hat, was bei einigen der Fall ist und die haben's jetzt schwerer. Ich hab endlich meinen hiesigen Wohngeldantrag ausgefüllt, das heißt hier CAF und versuche jetzt noch ein paar Kuriositäten des Alltagslebens zu präsentieren. Unter anderem den Fakt, dass es auf öffentlichen Toilletten hier meist keine Klobrillen gibt, aber in der Universität immer den Hinweis an der Tür, man solle doch die bitte die Bürste benutzen, wenn es nötig sein sollte, gezeichnet, das Toilettenputzteam, irgendwie so. Als ich beim Empfang des Präsidenten in der letzten Woche die Toilette besucht hab, klang der Zettel dort schon sehr viel höflicher, ist ja aber auch ein repräsentativeres Gebäude gewesen. Dennoch scheint es fast überall Probleme mit den Wasserhähnen und dem Wasserdruck zu geben, alles automatisch natürlich mit Lichtschranke, aber ich stell mich nicht mehr zu nah an die Waschbecken ran, seit mich mal ein Elefantenstrahl fast eingenässt hätte.

Weiterhin verwirrend in diesem kulturellen Potpourri hier ist die Vielfalt an verschiedenen Begrüßungen, die von Wangenküssen zu Umarmungen, sehr unterschiedlichen Handshakes und einem bloßen "salut" reichen. Da kann es schon zu Komplikationen kommen. Dennoch, wenn man schon französisch Wangen küsst, dann immer zuerst links - merken bitte!

Die Universität feiert seit einem halben Jahr ihr vierzigjähriges Bestehen. Ich habe lange Zeit nicht drüber nachgedacht, bis es in einem Kurs zur Sprache kam. Wenn man so zurückrechnet landet man da beim Gründungsjahr 1969, klingelt da was? Genau, Kulturrevolution, besonders in Frankreich! Nicht ohne Grund befindet sich aber die Universität von Amiens nicht in Amiens sondern außerhalb, weil viele Städte schlechte Erfahrungen mit Studentenprotesten in den Innenstädten gemacht haben, viel Randale und Demonstrationen, wer will das schon? Um es zu verhindern, kam es dazu, dass Universitäten am Rande der Städte gebaut wurden, so konnte die Innenstadt bei bedarf rechtzeitig abgeriegelt werden. Die Situation soll sich aber bald ändern, es gibt Pläne viele Standorte wieder weiter in den Stadtkern zu verlagern, wahrscheinlich hat keiner mehr Angst vor Studentenprotesten, darüber sollte man mal nachdenken ;-)

Was das Essen angeht, war ich vor kurzem ein bisschen skeptisch, als ich im Unirestaurant vor einem Steak saß, das höchstens halb durch war. Ich hätte fast gefragt, ob der Koch das nochmal auf den Grill schmeißen könnte, dann entschloss ich mich aber es als französisch durchgehen zu lassen und den Braten einfach zu schlucken. Aber was die Franzosen hier mit den Fritten machen, is ne komische Sache, hier werden aufgeschnittene Baguettes serviert, in die die Pommes reinstaffiert werden - Pommes im Baguette...Ich versteh das nich. Les Francais!

Gut, ich glaub das reicht mal wieder, das sind die neuesten Eindrücke, ich versuche weiterhin die Sprache zu lernen und schicke ein Ichvermisseuch nach Berlin :-)

Dienstag, 16. Februar 2010

Mein erstes französisches Gedicht...

...da müsst ihr jetzt durch ;-)

À la tombé de la nuit
tombe un chevalier avec un parachute
il glisse, il trébuche,
les arbres il touche.
Il reste accroché
au-dessus du sol d'une forêt,
il voit des lapins
et ouvre son vin.
Le vent, il chuchote
mais le chevalier ne parle que le Maroc.
Avec un couteau,
voila la libération,
le sol du forêt,
la dernière station.

Dienstag, 2. Februar 2010

"Eco+" und "Ego+"

Alle Erasmusstudenten kennen "Eco+" hab ich mir sagen lassen, nachdem ich meine leckeren "Eco+"-Halb-Keks-halb-Schokoladen-Kekse zum Kochen mitgebracht hatte. Und an dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich mal wieder ein bisschen naiv war, weil ich doch tatsächlich dachte, dass diese Kekse hochwertig hergestellt wurde und auf irgendeine Art und Weise gesund sind UND zusätzlich dazu noch nur knapp 40Cent kosten...ich wurde eines Besseren belehrt, denn "Eco" heißt hier nicht "écologique" sondern "économique". Seitdem, und weil ich viel zu viele von denen esse, kaufe ich sie nicht mehr, oder jedenfalls keine drei Packungen mehr auf einmal.

Ich wollte mich vor kurzem mit einer Freundin über das Bedürfnis nach Selbstbestätigung und Selbstvertrauen unterhalten, aber in meinem kleinen Französisch-Wörterbuch habe ich keine richtige Übersetzung gefunden, soll heißen keine Übersetzung eines zusammengesetzten oder einzelnen Wortes. Im Englischen heißt das "self-affirmation" oder "ego-boost", ganz einfach. Dennoch kommen mir die Franzosen hier oft sehr so vor, als wenn sie mit ihrer niedrigen Kommunikationshemmschwelle schnell Selbstbestätigung erreichen wollen. Meine kleine Theorie daraus: Das Streben nach Selbstbestägigung wird im Französischen Sprachraum als etwas Positives, oder wenigstens nicht als etwas Negatives gesehen, es passiert unreflektiert, es kann nicht kritisiert werden, weil es dafür keine klar definierten einfachen Worte gibt. Wie in Orwells "1984", wo die Regierung versucht hat den Wortschatz ihrer Bürger zu vereinfachen und zu minimieren, um für sie gefährliche Gedanken wie "Rebellion" oder "Revolution" gar nicht erst entstehen oder denkbar werden zu lassen. Aber es ist erstmal nur eine Theorie ;-)

Kleine Info für Jessi: Du würdest es hier hassen, es ist ständig Golmwetter und meine Schuhe sind schon ganz matschig! Ich weiß schon, warum du damals nach Spanien gegangen bist ;-)

Für diejenigen, die sich noch für das Kreuzworträtsel interessieren hier die Auflösung: "Was machen sie...?" Lösung: "beruflich". Gut, bin ich einfach nicht drauf gekommen, is banal. Hier noch eins: "Ich wohne in der Goethe ... 17". Fünf Buchstaben. Dritter is ein L. Lösung: "Allee". Klingt für mich als Stadtmenschen jedenfalls komisch - Goetheallee - in Berlin gibts nur Straßen und Plätze, keine namentlich erwähnten Alleen, das reicht (Karl-Marx-Allee, gut...Mist, merde, putain - ich lern Schimpfwörter ;-).

Hier nochmal ein großen Dankeschön an meine Freundin, dank ihr kann ich jetzt nämlich endlich wieder kochen und jeden Tag Pasta essen!!! Faul wie ich bin hab ich mir natürlich gleich auch Pesto und Bolognese im Glas gekauft, soll ja auch alles schön schnell gehen. Ich hab hier aber auch noch kein Tofu gefunden und auch hier finden Wörterbücher und Internetseiten keine Wörter. Ist das eine Verschwörung der Fleischindustrie? Ich such weiter.

Noch eine kleine Kuriosität: Die Sirenen der Krankenwagen hören sich anders an, als bei uns. Es klingt banal, aber da hier in der Nähe ein Krankenhaus ist, hört man das recht oft (ich dachte erst hier beim Campus passiert immer total viel...), und ich hör jedesmal hin, weil sie wirklich anders klingen.

Soweit, der Tag regnet vor sich hin und ich werd noch Hausaufgaben machen.

Liebe Grüße aus Amiens und ein Ichvermisseuch.

Samstag, 30. Januar 2010

Playlist

Da ich hier mehr Musik höre als zuhause, dacht ich mir, ich lass euch einfach mal an meinem derzeitigen Musikgeschmack teilhaben, viel Spaß beim Hören, und wenn ihr Tipps habt, immer her damit :-)

The Killers mit "When we were young"
Ohne Kommentar...

The Pixies mit "Where is my mind"
Einer der Songs, die in Clubs oder Bars gespielt werden, bei denen ich aber nie weiß, von wem sie sind, hier nun also der Klassiker, auch gecovert von Placebo, es sei jedem selbst überlassen, wer welche Version bevorzugt, aber ich mag die Pixie-Version mehr.

The Killers mit "Human"
Noch einmal die Mörder mit einer philosophischen Frage, aber ich würd mich eher als "dancer" bezeichnen ;-)

und zu guter letzt (schreibt man das so?) noch ein alter song von einer so berühmten Band, dass ich auch da meist nie weiß, dass die songs von ihr sind:
The Who mit "Baba O'Riley"
Und hier auch bitte unbedingt das Video ansehen! "It's only teenage wasteland...YEAHH!" Ust geil!
http://www.youtube.com/watch?v=05mWj_j0bHM&feature=related

"À la tienne!"

"Prost!" Es ist viel passiert seit der letzten Woche, ich war tanzen, in einer Bar, habe die anderen Erasmus-Leute ein bisschen besser kennengelernt und fühl mich dadurch nun ein bisschen heimischer hier (Leider kann ich immer noch keine richtigen Fotos hochladen, aber das werd ich noch nachholen).

Ein großes Erlebnis war die Bibliothek der Uni zu besuchen. Ich war sehr verwirrt, als ich nirgends Schließfächer für Jacken oder Taschen gefunden habe, bis ich herausgefunden habe, dass es soetwas dort nicht gibt, man schleppt einfach alles mit sich rum, und klauen kann man nich, weil es ja die Pieper am Eingang gibt. So einfach ist das. Die Auswahl ist hier nicht sehr groß, aber dadurch wird einem auch die Auswahl leichter gemacht...gut, genug zur Bibliothek. Noch eins, mich haben zwei meiner französischen Kommilitonen angesprochen, aus meinem Deutschkurs, und haben mich dazu gebracht, ihnen bei ihren Deutschhausaufgaben zu helfen. Eigentlich ne sehr einfache Aufgabe, es ging nur um Personalpronomen und ein kleines Kreuzworträtsel, bei dem "Heidelberg" als Lösungswort herauskam. Dennoch hatte auch ich Problem, denn was kommt bitte raus, wenn ein Satz mit "Wie geht es Ihnen...?" anfängt und man ein passendes Wort finden muss, das an die acht Buchstaben hat und mit "B" beginnt...knifflig, ich werd's die Woche über erfahren - ich bin gespannt.

Ein anderes Erlebnis war das Barviertel von Amiens kennenzulernen, bis jetzt leider nur im Dunkeln, aber selbst im Dunkeln erkennt man das exotisch-dörflich-romantische der kleinen Häuschen, die an den Rändern der kleinen Flüsse stehen. Bis jetzt war ich aber nur in einer der berüchtigten Erasmus-Bars, hier das "My Goodness", ein Irish Pub einfach nur. Beim ersten Mal habe ich den dummen Fehler gemacht, eine Flasche mitreinzubringen, worauf ich gleich wieder gehen durfte, da half auch kein Betteln und Rumdiskutieren mit dem patron des établissments. Glücklicherweise waren draußen auch ein paar kommunikative Leute, mit denen ich mich dann unterhalten hab. Eine Stunde später hat mich einer der anderen sogar noch wieder mit reingeschmuggelt, indem wir Mützen und Brille getauscht haben. Gestern abend liefs dann besser. Der Chef hat mir zwar nochmal gesagt, dass er das nicht in Ordnung fand von mir, auch das mit dem Rumdiskutieren, aber ich durfte bleiben. So konnte ich dann auch wie geplant in den Geschmack von "Creamy Gun" kommen einer kleinen französischen Band, die Strokes-,Fratellis-,... und The Gossip gecovert haben! Tolle Sache, endlich mal wieder meine Musik! Aber tanzfaul waren die Leute da, unglaublich, das musste natürlich geändert werden. Ich sollte trotzdem nicht immer meine Winterbotten tragen, die fallen zu sehr auf ;-)

Ansonsten gibt es überall Abschiede, weil viele Studenten bereits im September hier angekommen sind und jetzt nach ihrem Semester wieder abreisen, das ist ein bisschen traurig, weil man sich gerade so kennenlernt, und dann müssen sie wieder weg, aber so wird es uns ja auch bald gehen, also in ein paar Monaten, es ist ein ständiger Wechsel, der schon ein bisschen deprimierend ist, wenn man bedenkt, dass es auch Franzosen aus Amiens gibt, die sich um die Erasmusleute kümmern und diese semesterlangen Freundschaften pflegen um dann wieder neue kennenzulernen und alte zu verabschieden, man merkt manchen Leuten an, dass sie ein bisschen einsam sind.

Ansonsten ist meine Heizung immer noch heiß, obwohl sich jemand drum kümmern wollte. Und am Wochenende ist hier tote Hose, weil alle Franzosen, die hier studieren am Wochenende in die umliegenden Gegenden zurückfahren. Das führt aber Sonntag abend zu einer witzigen Besonderheit, nämlich zu einer regelmäßigen Schlange von jungen Männern und Frauen, die ihre Rollkoffer durch die Fußgängerzone ziehen. Vielleicht schau ich mir das ja morgen wieder an, aber ich habe eigentlich vor, den Sonntag zu einem ruhigen isolierten Lese-und Schreibesonntag zu machen - dafür soll das hier ja auch da sein, um mal ein bisschen Ruhe und Abstand zu bekommen, meine Berliner Freunde lassen mir ja einfach keine Ruhe, ich bin halt zu beliebt, is schrecklich :-P

LG aus Nordfrankreich, und ich schließe mit einem Ichvermisseuch!

Donnerstag, 21. Januar 2010

"Je suis Erasmus. Je suis désolé..."

Hat schonmal jemand von euch versucht, mit einem Löffel ne Stulle mit Butter zu schmieren?
Irgendwie geht's, aber eigentlich ist es umständlich und nervig. Mein erster Tag hier fühlte sich ungefähr so an. Es gab total liebe Menschen, die mir bis jetzt geholfen haben, aber ich stoße permanent an die Grenzen meiner französischen Sprachkompetenzen. Ab und zu kann ich es kaschieren, mit einem kleinen Verglegenheitswitz, aber ich fühl mich total dumm dabei. Ich komm wohl nicht drumherum besser zu werden...

Das fing schon im Flugzeug an. Ich war so nervös, dass ich anstatt ein Wasser, also ein "eau" zu bestellen, nach einem "ö" gefragt habe.

In Paris ist mir dann ein Mädchen mit einem aufgemalten gezwirbelten Schnurrbart aufgefallen, das nur so, schonmal interessant, ein neuer Trend?

Am Gare du nord dann sind Männer in Uniform mit Maschinengewehren rumgelaufen, Polizisten? Soldaten? Sehr erschreckend. Im Zug meinte ein Monsieur, das sei für die "Sicherheit".

In Amiens angekommen haben mich im Bus ständig zwei junge Frauen angesehen und mich schließlich angesprochen, da dachte ich, wow, das geht verdammt schnell hier! "Du bist doch der, der am Bahnhof seinen Pullover verloren hat, oder?", das stimmte, sie hatte ihn mir ja aufgehoben. Die beiden Spanierinnen haben mir dann geholfen zum Wohnheim zu finden und mein Zimmer zu bekommen, sehr nett die beiden. Mittlerweile verstehe ich, warum sich manche Leute in Potsdam aktiv für ERASMUS-Studierende engagieren, die waren bestimmt oft selbst schon im Ausland und haben die Erfahrung gemacht irgendwo total auf sich selbst gestellt sein zu müssen. Und ganz ehrlich, ich war sehr dankbar für die Hilfe, das hätte ich so nicht hinbekommen in dem Sekretariat...

Hier noch ein kleiner Beitrag zum Thema: Wie bin ich witzig in einer Sprache, die ich nicht kann?
Auf der Suche nach einem bestimmten Büro wollte ich mal eine schon erlernte Vokabel benutzen und nochmal nachfragen, ob es im Erdgeschoss sei. Nachdem sie zuende gelacht hatte erklärte sie mir dann, dass "rez-de-chaussure" was mit Schuhen zu tun hat und ich eigentlich "rez-de-chaussée" meinte. Hach, ich bin so unfreiwillig charmant ;-)

Mein Zimmer is immer volle Pulle geheizt, weil ich den Heizkörper nicht abstellen kann, da muss sich mal Sylvie drum kümmern, die Hausmeisterin hier. Sehr aufgeschlossen und kommunikativ, so wie viele Franzosen, soweit ich das mitbekommen habe, hier wird sehr viel kommuniziert.................das hat man jetzt hier nicht gesehen, aber gerade haben meine Nachbarn darüber gerätselt, ob bei mir jemand zuhause ist, da hab ich doch mal glatt aufgemacht und mich ne Stunde mit ihnen unterhalten. Nagut, ich hab eher weniger geredet, aber ich hab's versucht, obwohl ich wahrscheinlich spreche wie ein französischer Achtjähriger. Nicola, Sylvant, Tanja, Binta, Jimmy, ich kann mir gar nicht alle merken - kleiner Flurtalk. Und ich hab herausgefunden, dass es nicht stimmt, was auf der ERASMUS-Seite stand, es gibt hier nicht nur drei Techno-Clubs, sondern alles, was das Herz begehrt! Geile Scheiße. Das war erstmal wichtig.

Ganz kurios hier noch: Unter McDo-Werbung steht, dass man darauf achten sollte, sich viel zu betätigen. Das klingt ja schon fast nach einem Spruch von EG-Gesundheitsministern, also langsam geht's zu weit! ;-)

Jedenfalls machen mich die französischen Tastaturen verrückt! Es gibt keine Ös, keine Äs, das @ muss man suchen, die Punkte und Kommas bekommt man nur über's Großschreiben, das M is woanders, das A auch, ach is ja auch egal, ich brauch Internet zuhause in meinem Kämmerchen.

UND da isses auch schon, ich bin so abhängig geworden. Aber viele Programme funktionieren nicht, z.B. Skype, aber wer will sich schon kostenlos unterhalten und dabei sehen? Ich bekomm nichmal Youporn rein, hier, selbst diesen Spaß erlaubt einem die ansässige Firewall nicht. Ist das der Preis für Cybersicherheit, ich möchte ihn nicht bezahlen...

Das war's erstmal für heute, ich vermiss euch alle!