Mittwoch, 17. Februar 2010

Musiktipp

Diesmal nur einer aber ein guter:

PJ Harvey und Nick Cave mit dem Lied "Henry Lee", sehr wichtig dafür ist das youtube-Video, sehr intensives Erlebnis. Nick Cave war mir bis jetzt kaum ein Begriff, deswegen bin ich froh, das mein Horizont hier dahingehend erweitert wurde. Ein anderes Lied von seinem damaligen Album war das mit Kylie Minogue zusammen, bei dem sie im Wasser als Leiche liegt usw.

Viel Spaß: http://www.youtube.com/watch?v=-04wkIk84B8

Voila, les vacances...

...und ich bin krank geworden, so ist es doch immer - und so hatte ich die Möglichkeit mal durchzuatmen. Viele nutzen die erste freie Zeit und sehen sich gleichmal in der Region um, sie haben Amiens verlassen, für viele die schon länger hier sind, fast ein Muss, sie kennen die Stadt zu gut, für sie gibt es hier nichts mehr zu holen. Ich bin erstmal hiergeblieben und versuche ein wenig Ruhe zu finden. Nach mehreren Tagen fast vollständiger Bettruhe und Isolation kann ich es aber kaum noch aushalten und war sehr froh über die Abwechslung in der Gemeinschaftsküche also "dans la cuisine", mit einem bizarr-netten Franzosen von unserer Etage hier und Miro, einem Freund von mir, beim Essen eine Flasche Wein zu öffnen und über Landwirtschaft zu quatschen. Miro ist Soziologe wie ich, das merkt man an seinen Fragen, ich war beschäftigt mich per SMS mit den Ausgeflogenen kurzzuschließen.

Man trifft hier viele verschiedenen Leute im Wohnheim und in den Bars, man kennt die anderen Erasmus-Studenten und versucht Anschluss zu finden, wenn man noch keinen gefunden hat, was bei einigen der Fall ist und die haben's jetzt schwerer. Ich hab endlich meinen hiesigen Wohngeldantrag ausgefüllt, das heißt hier CAF und versuche jetzt noch ein paar Kuriositäten des Alltagslebens zu präsentieren. Unter anderem den Fakt, dass es auf öffentlichen Toilletten hier meist keine Klobrillen gibt, aber in der Universität immer den Hinweis an der Tür, man solle doch die bitte die Bürste benutzen, wenn es nötig sein sollte, gezeichnet, das Toilettenputzteam, irgendwie so. Als ich beim Empfang des Präsidenten in der letzten Woche die Toilette besucht hab, klang der Zettel dort schon sehr viel höflicher, ist ja aber auch ein repräsentativeres Gebäude gewesen. Dennoch scheint es fast überall Probleme mit den Wasserhähnen und dem Wasserdruck zu geben, alles automatisch natürlich mit Lichtschranke, aber ich stell mich nicht mehr zu nah an die Waschbecken ran, seit mich mal ein Elefantenstrahl fast eingenässt hätte.

Weiterhin verwirrend in diesem kulturellen Potpourri hier ist die Vielfalt an verschiedenen Begrüßungen, die von Wangenküssen zu Umarmungen, sehr unterschiedlichen Handshakes und einem bloßen "salut" reichen. Da kann es schon zu Komplikationen kommen. Dennoch, wenn man schon französisch Wangen küsst, dann immer zuerst links - merken bitte!

Die Universität feiert seit einem halben Jahr ihr vierzigjähriges Bestehen. Ich habe lange Zeit nicht drüber nachgedacht, bis es in einem Kurs zur Sprache kam. Wenn man so zurückrechnet landet man da beim Gründungsjahr 1969, klingelt da was? Genau, Kulturrevolution, besonders in Frankreich! Nicht ohne Grund befindet sich aber die Universität von Amiens nicht in Amiens sondern außerhalb, weil viele Städte schlechte Erfahrungen mit Studentenprotesten in den Innenstädten gemacht haben, viel Randale und Demonstrationen, wer will das schon? Um es zu verhindern, kam es dazu, dass Universitäten am Rande der Städte gebaut wurden, so konnte die Innenstadt bei bedarf rechtzeitig abgeriegelt werden. Die Situation soll sich aber bald ändern, es gibt Pläne viele Standorte wieder weiter in den Stadtkern zu verlagern, wahrscheinlich hat keiner mehr Angst vor Studentenprotesten, darüber sollte man mal nachdenken ;-)

Was das Essen angeht, war ich vor kurzem ein bisschen skeptisch, als ich im Unirestaurant vor einem Steak saß, das höchstens halb durch war. Ich hätte fast gefragt, ob der Koch das nochmal auf den Grill schmeißen könnte, dann entschloss ich mich aber es als französisch durchgehen zu lassen und den Braten einfach zu schlucken. Aber was die Franzosen hier mit den Fritten machen, is ne komische Sache, hier werden aufgeschnittene Baguettes serviert, in die die Pommes reinstaffiert werden - Pommes im Baguette...Ich versteh das nich. Les Francais!

Gut, ich glaub das reicht mal wieder, das sind die neuesten Eindrücke, ich versuche weiterhin die Sprache zu lernen und schicke ein Ichvermisseuch nach Berlin :-)

Dienstag, 16. Februar 2010

Mein erstes französisches Gedicht...

...da müsst ihr jetzt durch ;-)

À la tombé de la nuit
tombe un chevalier avec un parachute
il glisse, il trébuche,
les arbres il touche.
Il reste accroché
au-dessus du sol d'une forêt,
il voit des lapins
et ouvre son vin.
Le vent, il chuchote
mais le chevalier ne parle que le Maroc.
Avec un couteau,
voila la libération,
le sol du forêt,
la dernière station.

Dienstag, 2. Februar 2010

"Eco+" und "Ego+"

Alle Erasmusstudenten kennen "Eco+" hab ich mir sagen lassen, nachdem ich meine leckeren "Eco+"-Halb-Keks-halb-Schokoladen-Kekse zum Kochen mitgebracht hatte. Und an dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich mal wieder ein bisschen naiv war, weil ich doch tatsächlich dachte, dass diese Kekse hochwertig hergestellt wurde und auf irgendeine Art und Weise gesund sind UND zusätzlich dazu noch nur knapp 40Cent kosten...ich wurde eines Besseren belehrt, denn "Eco" heißt hier nicht "écologique" sondern "économique". Seitdem, und weil ich viel zu viele von denen esse, kaufe ich sie nicht mehr, oder jedenfalls keine drei Packungen mehr auf einmal.

Ich wollte mich vor kurzem mit einer Freundin über das Bedürfnis nach Selbstbestätigung und Selbstvertrauen unterhalten, aber in meinem kleinen Französisch-Wörterbuch habe ich keine richtige Übersetzung gefunden, soll heißen keine Übersetzung eines zusammengesetzten oder einzelnen Wortes. Im Englischen heißt das "self-affirmation" oder "ego-boost", ganz einfach. Dennoch kommen mir die Franzosen hier oft sehr so vor, als wenn sie mit ihrer niedrigen Kommunikationshemmschwelle schnell Selbstbestätigung erreichen wollen. Meine kleine Theorie daraus: Das Streben nach Selbstbestägigung wird im Französischen Sprachraum als etwas Positives, oder wenigstens nicht als etwas Negatives gesehen, es passiert unreflektiert, es kann nicht kritisiert werden, weil es dafür keine klar definierten einfachen Worte gibt. Wie in Orwells "1984", wo die Regierung versucht hat den Wortschatz ihrer Bürger zu vereinfachen und zu minimieren, um für sie gefährliche Gedanken wie "Rebellion" oder "Revolution" gar nicht erst entstehen oder denkbar werden zu lassen. Aber es ist erstmal nur eine Theorie ;-)

Kleine Info für Jessi: Du würdest es hier hassen, es ist ständig Golmwetter und meine Schuhe sind schon ganz matschig! Ich weiß schon, warum du damals nach Spanien gegangen bist ;-)

Für diejenigen, die sich noch für das Kreuzworträtsel interessieren hier die Auflösung: "Was machen sie...?" Lösung: "beruflich". Gut, bin ich einfach nicht drauf gekommen, is banal. Hier noch eins: "Ich wohne in der Goethe ... 17". Fünf Buchstaben. Dritter is ein L. Lösung: "Allee". Klingt für mich als Stadtmenschen jedenfalls komisch - Goetheallee - in Berlin gibts nur Straßen und Plätze, keine namentlich erwähnten Alleen, das reicht (Karl-Marx-Allee, gut...Mist, merde, putain - ich lern Schimpfwörter ;-).

Hier nochmal ein großen Dankeschön an meine Freundin, dank ihr kann ich jetzt nämlich endlich wieder kochen und jeden Tag Pasta essen!!! Faul wie ich bin hab ich mir natürlich gleich auch Pesto und Bolognese im Glas gekauft, soll ja auch alles schön schnell gehen. Ich hab hier aber auch noch kein Tofu gefunden und auch hier finden Wörterbücher und Internetseiten keine Wörter. Ist das eine Verschwörung der Fleischindustrie? Ich such weiter.

Noch eine kleine Kuriosität: Die Sirenen der Krankenwagen hören sich anders an, als bei uns. Es klingt banal, aber da hier in der Nähe ein Krankenhaus ist, hört man das recht oft (ich dachte erst hier beim Campus passiert immer total viel...), und ich hör jedesmal hin, weil sie wirklich anders klingen.

Soweit, der Tag regnet vor sich hin und ich werd noch Hausaufgaben machen.

Liebe Grüße aus Amiens und ein Ichvermisseuch.