Mittwoch, 30. Dezember 2009
Gründe für's / gegen's Politisch-Sein
Aufgrund der Erhebung der Punkte ist auch gleich ein erster Unterschied der Listen bemerkbar. Während die Contra-Liste die Argumente sehr kurz und knackig formuliert sind die Argumente der Pro-Seite immer mindestens Zweizeiler, oft mit Nebensätzen. Dies war der Anfang einer formalen Analyse, der ich die beiden Listen vor einiger Zeit schon unterzogen habe. Daraus habe ich dann Schlussfolgerungen gezogen, die mir aber schon nachdem ich sie niedergeschrieben hatte, für etwas sehr wagemutig hielt. Fazit war unter Anderem, dass die Argumente der Contra-Liste eher als Entschuldigungen gelten, dass sie auf egoistische Menschen schließen lassen, die sich nicht für ihre Umwelt interessieren. Man kann aber wohl kaum Äußerungen in Gesprächen über ein in der Öffentlichkeit doch recht sensibles Thema wie Politik vergleichen mit Gedanken, die man sich in konzentrierter Arbeit in vertrauter Umgebung macht, insofern wäre ein solcher Vergleich nicht hilfreich.
Sehr interessant wäre eher, wie die Listen anderer Personen aussehen. Aber wie misst man einen Grad des Politisch-Seins? Was bedeutet es politisch zu sein? Und, umso wichtiger: Was wird als Normalzustand angesehen? Nicht-Politisch-Sein oder Politisch-Sein? Wer ist auf der sicheren Seite? Wer kann besser argumentieren, und geht es überhaupt um Argumente?
Freitag, 11. Dezember 2009
Der Mode-Tarzan präsentiert: Ein mystischer Ausflug in eine Subkultur

Kann Kleidung eine Lebensart wiederspiegeln? Ja, sie kann.
Nach den Beobachtungen des Mode-Tarzans zu den Anziehgewohnheiten und kulturellen Hiintergründen des Alternative-Rock-Poppers wird nun ein sehr düsterer Stil betrachtet, den der Mode-Tarzan als Nicht-Eingeweihter hier grob als "Gothic" benennen wird.
Dabei soll versucht werden, anhand von Mode, Accessoires und Einrichtungsgegenständen - also äußere Darstellungen im Allgemeinen - Einstellungen (auch politischer Art) über diese herzuleiten. Konkret gesagt, hat sich der Mode-Tarzan Kleidungsstücke und Gegenstände in einem Mystica-Geschäft angesehen und versucht herauszufinden, welcher Sinn in ihnen verborgen ist; welche Geschichten sie erzählen.
Was als Erstes auffällt ist das Schwarze, das Düstere, das zusammen mit Totenköpfen, Gebeinen und anderen Symbolen Vergänglichkeit und Tod darstellt. Die Deutungsmöglichkeiten sind vielschichtig. Der Tod unterliegt nicht wie die Lebenden den Regeln der Gesellschaft. Er wird von diesen in seiner Offenbarung der Vergänglichkeit des Lebens gern verdrängt oder arroganterweise vollkommen ignoriert. Schon hier wird damit sichtbar, dass das Einflussgebiet des Mainstream aufhört und das der Subkultur beginnt; hier gelten andere Regeln.
Wenn man sich im Laden weiter umschaut eröffnet sich einem eine Fantasiewelt, bewohnt von Drachen, Rittern, Dämonen, Vampiren, Feen und kleinen obszönen Teddybären aus Keramik. Im Groben und Ganzen ist es eine romantisierte Welt des fantastisch gebrochenen Mittelalters. Es ist eine sichere Welt, die in sich geschlossen ist; dem Mythos gleich; eine allumfassende Welterklärung voller Magie. Umso passender ist es, dass man in dem Laden auch kleine Schlössermodelle findet. Das Schloss oder die Burg sind Orte, die Geschichten beherbergen. Wichtig dabei ist, dass es abgeschlossene Orte sind, von Mauern und Gräben, im Modell ist nach der Mauer Schluss - die Repräsentation beinhaltet alles, was man braucht. Die Burg ist ein Rückzugsort, der jeder Belagerung standhalten soll; sie bietet Schutz und Geborgenheit. "My home is my castle" kann in diesem Sinne auch umgedreht werden.
Weiterhin interessant ist die Darstellung von Frauen und Männern. Erstere in kleinen Skulpturen immer sehr erotisch dargestellt, oft halbnackt, meist erhaben und idealisiert. So findet man im Laden auch viele Kleidungsstücke, die mit Spitze erotisch verhüllen und viel Haut durchblitzen lassen. Die mystische Frau des Gothic ist ein sexualisiertes und zugleich romantisch idealisiertes Wesen - sieht man sich zusätzlich dazu die Gemälde der Victoria-Frances-Kalender an, so ist sie auch oft ein leidendes.
Die Darstellung der Männer unterscheidet sich sehr davon, weil sie gar nicht stattfindet - jedenfalls nicht direkt. Man kann aber leicht erraten, dass all die grobschlächtigen Monster und Skelettfiguren in langen schwarzen Mänteln und mit düster makaberem Humor ein männliches Bild verkörpern, mit dem sich die Besucher des Ladens identifizieren können. Das "starke Geschlecht" wird verlockt von der Verheißung von Macht. Der skeletthafte Tod ist nicht hintergehbar, an ihm kommt keiner vorbei, er besitzt vollkommene Macht.
So reflektieren die Beziehungen, in die Frauen und Männer in den Skulpturen und Abbildungen eingebunden sind auch Dominanz- und Unterdrückungsverhältnisse. Diese sind jedoch nicht statisch. Auch die ästhetisch idealisierte Frau besitzt in ihrer Erhabenheit Machtpotentiale. Und auch der Tod ist paradoxerweise in seiner Allmacht beschränkt, weil er das Leben nicht einfach nehmen, sondern nur in das Leben nach dem Tod begleiten kann. Er bewundert und fürchtet die Wärme und Energie der Lebenden und lüftet die großen Geheimnisse der Welt und des Universums jenseits der Reichweite der Lebenden.Intellektuelle und körperliche männliche Macht ordnet sich dem Anmut der romantisch idealisierten Frau unter. Sie wiederum ist beeindruckt von intellektueller Schärfe und körperlicher Überlegenheit des Mannes. Ein Spannungsverhältnis entsteht, das ins Reale übertragen werden kann und damit ein Modell für Geschlechterrollen bereitstellt.
Ein weiterer Punkt fällt zum Geschlechterverhältnis noch ins Auge, nämlich der Umstand, dass Frauen zwar stereotyp aber naturalistisch dargestellt werden, der Mann aber in stark veränderter Form. Das lässt darauf schließen, dass es genauere Vorstellungen dafür gibt, wie eine Frau auszusehen hat, als es beim Mann, der Fall ist, bzw. dass das (ideale) Aussehen beim weiblichen Geschlecht wichtiger ist. Hier überschneiden sich Mainstream- und Subkultur in starkem Maße, die Festlegung bestimmter Vorstellungen vom weiblichen Körper werden in beiden Bereichen kultiviert. Macht das „Sex sells“-Marketing auch vor der Subkultur nicht halt?
Die Welt der fantastischen Geschichten ist aber besonders auch eine Welt des Spiels, der Flexibilität, dem Sich-Entziehen aus der ernsthaften gesellschaftlichen Realität. Die innerliche Abgrenzung von dieser mainstreamdurchtränkten Umgebung wird auch nach außen dargestellt um die eigene Position sichtbar zu machen. Als Ziel dessen könnte man die Provokation der normalen Mitmacher vermuten, vielleicht um deren Naivität und faule Einfachheit aufzuzeigen.
Die Symbolik der mystischen Welt ist eine Provokation auch an die Religionen und Machtstrebenden. So sehr sich die Besucher der mystischen Welt auch nach Geborgenheit und sicherem Halt in der realen Welt sehnen, so sehr verabscheuen sie religiöse Angebote, da sie sich deren geschichtlicher Gefährlichkeit bewusst sind. Für den moralischen Fall der christlichen Kirche wird diese abgelehnt und verspottet. Die Auseinandersetzung mit Religiösität, wie sie in der deutschen Kultur schon sehr lange betrieben wird, ist aber immer auch essentieller Teil der Subkultur.
Die mystische Welt bietet also genügend Material um Stellung zu beziehen, ein eigenes Profil nach draußen zu projizieren und sich bewusst offen gegenüber der Mehrheitsgesellschaft abzugrenzen. Diese Abwehr gegenüber der heutigen Zeit bedeutet auch eine Wertschätzung der Unverletzlichkeit der Privatsphäre gegenüber der Öffentlichkeit. Tod anstatt Leben; erotische Erhabenheit anstatt pornographischer Bedürfnisbefriedigung; feste ehrenhaft Werte anstatt wechselhafter Unloyalität. Dies sind die Grenzen, vor denen der Mainstream halt machen muss. So auch Gesellschaft und Staat. Es soll keine Lauschangriffe und Internetdurchsuchungen in der fantastischen Welt geben. Das Private ist heilig, genauso wie die eigenen Entscheidungen. Gothic bedeutet auch immer Autonomie und Selbstbestimmung als erstrebenswertes Gut. Die Werte sind damit politisch, weil sie gegen die Politik gerichtet sind.
Gothic kapituliert nicht in fantastischen Irrealitäten, es zeigt sich selbstbewusst nach außen in die für viele so vollkommene Welt. Damit bildet der Stil subkulturelle Freiräume, die Rebellion und Rückzugsort zugleich sind. Die mystische Welt ist eine überaus interessante, und der Mode-Tarzan hatte selten so viel geistigen Spaß wie in diesem Mystica-Laden, obwohl er nichts gekauft hat.
Donnerstag, 10. Dezember 2009
7 Gründe für's Politisch-Sein:
2. In der Demokratie hat man die Möglichkeit seine Stimme zu erheben, das sollte man dann auch tun.
3. Wenn politische Prozesse nicht im Sinne der Menschen eines Landes von statten gehen, dann muss man sich erheben.
4. Als Einzelperson kann man etwas bewirken, wenn andere Einzelpersonen dies auch denken und danach handeln.
5. Ich möchte nicht irgendwann denken, dass ich in die Geschichte hätte eingreifen können, es aber aus Faulheit nicht getan habe.
6. Ich will die wichtigen Fragen der Welt nicht allein den Politikern überlassen, weil ich mich nicht richtig durch sie vertreten fühle.
7. Ich merke, wie die Politik meiner Meinung nach nicht auf die Bedürfnisse der Menschen dieses Staates z.B. nach Bildung und sozialer Gleichstellung eingeht, bzw. diese ignoriert und abstreitet, solange nicht genügend Menschen dazu Stellung beziehen und diese Bedürfnisse in Forderungen umformulieren und offen aussprechen - das macht mich wütend und damit politisch.
Fehlt was? Dann auch hier bitte vervollständigen :-)
*Menschlichkeit, Toleranz, Akzeptanz, friedliche Konfliktkultur, begrenzte Macht für Machthabende
Mittwoch, 9. Dezember 2009
26 Gründe gegen's Politisch-Sein:
2. Das sind doch alles linke Hippies
3. Wenn ich politisch bin muss ich auch gleich Veganer werden
4. Es reicht, wenn ich wählen gehe und eine Meinung habe
5. Ich find's Scheiße, was die Politiker machen!
6. Ich hab genug mit meinen eigenen Problemen zu tun.
7. Die Freunde, die politisch sind, halten sich für was Besseres.
8. Ist alles linke Propaganda.
9. Die beschweren sich einfach zu oft, ich finde nicht, dass soviel Schlimmes passiert.
10. Ich kann immer beide Seiten verstehen.
11. Was macht schon einer mehr oder weniger auf einer Demo?
12. Ich find die Forderungen auf Demos und von Streikenden und Besetzern unrealistisch.
13. Ganz generell vertrau ich schon darauf, dass da oben kein Mist gemacht wird.
14. Mich interessiert das alles nicht wirklich.
15. Ich glaube nicht, dass das alles was bewegen kann, dass ich was bewegen kann.
16. Ich hab auch gar keine Zeit für sowas.
17. Mit politischen Themen macht man sich doch nur unbeliebt.
18. Da wollen sich doch auch nur welche profilieren, die es sonst nicht können.
19. Ich stimme mit einigen Forderungen überein, aber nicht mit allen!
20. Die sind mir alle zu links.
21. Ich will nicht, dass Andere so über mich denken, wie ich über politisch Interessierte denke.
22. Die sind immer so ernst und verstehen keinen Spaß.
23. Ich muss mich auf die Uni konzentrieren.
24. Ich muss in meinem Leben nicht rebelliert haben, dafür war doch die Pubertät da.
25. Die haben doch alle auch keine richtigen Lösungen, oder?
26. Ich kenne mich überhaupt nicht aus mit den ganzen Politikern und den Themen, die können mir doch sonstwas erzählen.
Hab ich was vergessen? Wenn ja, bitte vervollständigen :-)
Mittwoch, 1. Juli 2009
Fotofoto

Also Leute, mir ist da ein Flyer ins Haus geflogen, auf meinem Scanner gelandet und hier auf den Blog gerutscht.
Ihr könnt euch ja mal die Fotos meiner Schwester ansehen (http://www.fotodesign-merdmann.de/), ich find sie echt toll! Also wenn ihr selbst mal welche machen lassen wollt, dann bleibt's doch bitte in der Familie ;-)
Sonntag, 21. Juni 2009
Gastbloggerin Franzi: Und noch ein neuer Frauenratgeber

Von "gaumenfreuden" über "meinschönergarten.de" bis "modeopfer 110" scheint die Frau von Heute neuestens gehört haben zu müssen! - laut BILD.
Und dafür lies sie mal eben ihre Mitarbeiterinnenschaft antanzen und fröhlich mit dem Popöchen wackeln, bzw., wenn schon etwas älter, in die Kaffeetasse schmunzeln und Kekse mampfen, um die 100 besten frauenadressen im Netz vorzustellen. Denn das ist es, worauf es im Grunde ankommt. Und weil das so wichtig ist, bin ich mehr als erleichtert, dass es wieder einen neuen Frauenratgeber gibt. Meine anfänglich zwar irritierenden, aber doch leicht positiven Erwartungen nun etwas mehr über lebenswichtige Bereiche, wie zum Beispiel Politik, Versicherungsschutz oder Wirtschaft zu erfahren, verflüchtigten sich im Nu. Tatsächlich scheine ich noch nicht genug innerhalb meiner ganz "natürlichen" Kompetenzbereiche zu "beherrschen", dessen sinnhafte Unmöglichkeit ja nun schon im Verb selbst zu erkennen ist... aber nur, wenn Frau auch Köpfchen hat. Und mit einem Mal werde ich müde. In meinem Köpfchen dreht es sich und plötzlich habe ich so eine Ahnung!
Dieses Gefühl macht mir Angst und so ich blicke schnell wieder zu den qualifizierten Geschlechtsgenossinnen ... tatsächlich... alles beruhigt sich... .
Danke BILD.
http://www.bild.de/BILD/digital/bams/2009/04/12/internet-fuer-frauen/die-besten-adressen.html
Donnerstag, 30. April 2009
Hatschi - Gesundheit

Schlechte Nachricht:
Die WHO geht von einer weltweiten Ausbreitung der Schweinegrippe aus und hat die Pandemiewarnstufe 5 ausgerufen. (ARD.de)
Gute Nachricht:
„Phase Fünf bedeutet, dass das neue Grippevirus in mindestens zwei Ländern einer Region von Mensch zu Mensch übertragen wird.“ (ZEIT.de), es bedeutet nicht, dass wir alle innerhalb der nächsten Wochen an einem fiesen Virus verrecken!
In Deutschland gab es wohl drei bestätigte Fälle, die Betroffenen befinden sich auf dem Weg der Besserung. Ein Problem gibt es erst, wenn das Virus flächendeckend ausbricht, da dann nicht genug Medikamente vorhanden sein könnten und ein Impfstoff, an dem bereits gearbeitet wird, erst in drei bis sechs Monaten hergestellt sein wird.
Wie man sich ARD zufolge schützen kann:
- Hände waschen,
- in Wegwerftaschentücher husten und
- lüften, da dies die Konzentration von möglichen Bakterien in Räumen verhindert und die Schleimhäute befeuchtet, da dies für die Abwehr von Krankheitserregern wichtig ist. Warum? Weil feuchtere Schleimhäute besser durchblutet sind und so mehr weiße Blutkörperchen an die Arbeit gehen können, die für die Immunabwehr im Körper zuständig sind.
- bei Grippesymptomen wie Fieber, Husten, Müdigkeit und Übelkeit sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Also, Sorge besteht, aber keine Panik!
Der Pandemieplan ist einzusehen auf:
http://www.tagesschau.de/inland/meldung133498.html
Sonntag, 29. März 2009
der 28. März 2009, Peter, Ich und John

Foto: http://www.flickr.com/photos/27246274@N07/3392095071/
Ich habe einen guten Freund von mir heute mit auf eine Demonstration geschleppt. Peter studiert Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, schläft gern lang und geht öfter mal auf Party. Geldsorgen hat er keine und politisch ist er kein bisschen.
Kurz gesagt, Peter hätte keinen Grund bei einer Demonstration mitzulaufen, die sich Kapitalismuskritik auf die Fahnen schreibt und mit zweifelhaft abstrakten Zielen und ohne konkrete politische Forderungen antritt.
Zum Ablauf: Ich hab Peter gegen Mittag angerufen und ihn geweckt, den alten Langschläfer.
Eigentlich wollte er sich einen ruhigen Samstag machen und endlich seine Arbeit für die Uni weiterschreiben, aber da er mir noch was schuldete musste er doch mitkommen.

Foto: http://www.flickr.com/photos/27246274@N07/3392914998/
Nach vier bis fünf Stunden war er wieder zuhause. Ich hatte ein leicht schlechtes Gewissen ihm gegenüber, weil er die Zeit nicht anders nutzen konnte und es ihm vielleicht nichts gebracht hat.
Schlussendlich habe ich ihn am selben Abend noch gefragt, ob es sich für ihn irgendwie gelohnt hat mitzukommen. Peter meinte, dass ich doch nur hören wolle, dass er jetzt immer mitkommt, weil alle seine Befürchtungen nicht zutreffen würden und Demos doch was brächten. Er meinte, er habe seine Meinung nicht geändert, das is alles für’n Arsch und bringt nichts.
Diese Antwort hatte ich befürchtet und wollte mich gerade damit abfinden und ihm anbieten es wieder gut zu machen, als er mir sagte, warum es sich für ihn doch ein wenig gelohnt hat:
1. Die Studenten vom Bildungsblock hatten coole Musik dabei (Justice "We are your friends")
2. Er hat herausgefunden, dass sich Linksradikale mittlerweile mit großen Sonnenbrillen vermummen und fand das cool
3. Er hat sich als Teil einer großen Gruppe gefühlt, obwohl alle total verschieden waren und ihn die andern teilweise auch angekotzt haben
4. Es hat ihm Spaß gemacht, mit ner für 1 euro erworbenen Trillerpfeife Demosprüche mitzupeiffen.
5. Er hat noch nie soviele Leute auf dem Neptunbrunnen am Alex rumklettern sehen.
6. Peter's Skypekumpel John in London meinte, er habe ihn in den Nachrichten gesehen, als es um die Demos in anderen europäischen Ländern ging und fand das cool, weil er dadurch weiß, dass er und all die Anderen in London mit ihrer Demo und ihren Forderungen, die gleichen wie in Berlin, nicht alleine dastehen.
7. und letztens: Die Situation am Gleisbett. Die Polizei bewachte mit scharfen Hunden ein Straßenbahngleisbett mit Kieselsteinen. Da die volle Straßenbreite von den Demonstranten ausgenutzt wurde befürchtete die Polizei, dass sich Leute Steine nehmen und diese schmeißen würden. Die Hunde bellten und schnappten nach dicht an ihnen vorbeilaufenden Demonstranten. Peter hat gesehen wie fast eine ältere Frau gebissen wurde. Dann sind alle stehengeblieben und haben solange gefordert, dass die Hunde ihren Maulkorb angelegt bekommen, bis die Polizisten nachgeben mussten. Es funktionierte, konkrete Probleme, konkrete Forderungen, konkrete Lösungen. Würden ganze Demos so laufen würde Peter öfter mitkommen, meinte er.

Foto: http://www.flickr.com/photos/27246274@N07/3392091371/
Im Großen und Ganzen hat der Tag nichts an Peters Einstellung geändert, aber er meinte solange er sich nicht selbst für Politik interessieren müsse, könnte ich ihm auch beim nächsten Mal bescheid sagen, wenn was ansteht und wenn er nichts Wichtigeres zu tun hat dann kommt er auch wieder mit, mit seiner Trillerpfeife.
Im Sommer wird es Bildungsstreiks an den Unis geben. Da sag ich Peter wieder bescheid. Hoffentlich hat er dann nicht alles schon wieder vergessen und ich muss drauf hoffen, dass er mir schon wieder was schuldet...
Mittwoch, 25. März 2009
10 Gründe für eine Tischbibliothek

1. Man muss nicht mehr aufstehen um sich ein Buch zu holen.
2. Es hilft gegen Langeweile, weil man die Bücher
- alphabetisch,
- der Größe nach
- nach Erscheinungsjahr
- nach Seitenzahl
oder sonst wie ordnen kann
3. Man hat einen besseren Überblick über die Bücher, die man in der Tischbibliothek hat.
4. Die Tischbibliothek ist so einfach zu handhaben, dass man sich nicht mehr von der Arbeit ablenken muss, weil jeglicher anderer Umgang mit Büchern so umständlich ist.
5. Man stellt sich endlich die Frage, warum manche Buchrücken so beschriftet sind, dass man den Kopf nach links neigen muss und andere so, dass man den Kopf nach rechts neigen muss.
6. Man stellt sich endlich die Frage, ob nur Menschen mit merkwürdigen Namen Bücher schreiben.
7. Es macht Spaß ein Buch aus der Tischbibliothek zu nehmen und es wieder hineinzustellen.
8. Man bekommt ein „Ich bin richtig am Arbeiten“-Gefühl
9. Man übt die kreative Nutzung von herkömmlichen Schreibtischgegenständen als Buchstützen.
10. Man merkt, dass man gar nicht 10 Gründe braucht um die Tischbibliothek toll zu finden, Grund Nummer 1, 7 und 8 reichen vollkommen aus.
Mittwoch, 18. Februar 2009
Terror-Anschläge: Deutschland stärker gefährdet als USA

So lautet die Überschrift eines Artikels der Internetausgabe der „Presse“, einer der größten Tageszeitungen Österreichs, vom 31.01.09.
http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/448748/index.do?parentid=413701&act=0&isanonym=0&id=413701
Behauptung und Grundaussage: Die Terrorgefahr in Deutschland steigt.
Hier zwei Zitate:
„Hintergrund der Einschätzung sind die Bundestagswahl im September und mehrere islamistische Videos im Internet, in denen der Bundesrepublik gedroht wird“, so „DiePresse.com“.
„[Heinz] Fromm [Präsident des deutschen Verfassungsschutzes] bezeichnete Vermutungen, dass die Terrororganisation Al-Kaida auf die Bundestagswahl im September abziele und den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan erzwingen wolle, als naheliegend.“
Warum islamistische Videos als Beweis für die obige Behauptung herhalten ist mir sofort klar, die Bundestagswahl dagegen eher weniger. Soweit ich das mitbekommen habe, werden die Wahlen in keiner Videobotschaft erwähnt und passen auch nicht in das Nachrichtenschema zum Thema Wahlen. Normalerweise bomben sich Selbstmordattentäter eher vor irakischen Polizeistationen oder zusammen mit Flugzeugen in die Luft, Wahlen dagegen werden eher von den jeweiligen Regierungen selbst sabotiert. Ich frage mich also, warum sich ein Selbstmordattentäter in einem der zwar gut, aber zeitweise nicht zu gut besuchten Wahllokale in die Luft jagen sollte.
Meine Vermutung: Hierbei soll Aufmerksamkeit auf die Wahlen gelenkt werden und gleichzeitig eine Verknüpfung des Wahlakts und terroristischer Gefahr erreicht werden. Warum sollte Wählen zu gehen aber etwas Gefährliches sein? Man könnte vermuten, dass es Wahlentscheidungen beeinflussen soll. Anscheinend geht es den Terroristen ja um die westlichen Einflussmächte in Afghanistan. Da aber die Entscheidung über eine Verlängerung bzw. Erweiterung des Afghanistaneinsatzes geschickterweise auf 2010 verlegt und damit aus dem Wahlkampf herausgenommen wurde, haben wir als Wähler im September gar keinen Einfluss. Dies macht es umso unlogischer uns als Wähler treffen zu wollen.
Warum sollte Terrorismus logisch sein? Berechtigte Frage, schließlich waren die Anschläge im September vor 8 Jahren, von wem auch immer verübt, ein gut durchgeplanter und gleichzeitig symbolischer Akt. Dennoch dürfte es schwer sein DIE Wahlen zu treffen.
Genug davon, es soll nur nocheinmal darauf hingewiesen sein, dass es keinen Sinn macht, die Wahlen mit einer terroristischen Gefahr zu verbinden, die weder so angekündigt noch schon einmal vorgekommen ist.
Hilfe, meine Tageszeitung ist voller terroristischer Anschläge

Im selben Artikel wird die Angstschraube noch ein gutes Stück weitergedreht. Denn, so fremd und plausibel uns die Motivationen der arabischen Terroristen auch erscheinen so angstvoll blicken wir der folgenden Erscheinung entgegen: „zum Islam konvertierte Radikale aus Deutschland“.
Der Artikel zitiert den Präsidenten des BKA Ziercke: "Sie kennen die deutsche Infrastruktur, sind gesellschaftlich integriert und fallen aufgrund ihres Aussehens kaum auf".
Inhalt seiner Aussagen: Behaltet nicht nur die arabisch aussehenden Mitbürger im Auge, so wie ihr es jetzt schon alle mit ängstlichen Blicken tut, sondern nehmt euch auch in acht vor euren deutschen Nachbarn!
Damit wird ein weiterer Schritt getan zur Stigmatisierung einer ganzen Religion, des Islam. Angst vor uns fremden Göttern und Bedrohungen, die wir nicht sehen können, weil sie genauso aussehen wie wir. Damit machen wir einen weiteren Schritt hin zu allgemein praktizierter gesellschaftlicher Paranoia und Fremdenfeindlichkeit. Und wir machen uns zu steuerbaren Instrumenten der Politiker.
Doch was könnte eine Alternative sein? Kann man denn niemandem mehr trauen? Weder dem Fernsehen, noch den Zeitungen? Also bitte, wenn das keine Paranoia ist. Es klingt radikal, aber ja, man kann dem Fernsehen und den Zeitungen nicht trauen. Dennoch kann man die Daten aus ihnen herausfiltern und sie selbst deuten.
Die wichtigsten Fragen, die man den Medien immer wieder neu stellen muss sind: Könnt ihr das wirklich alles wissen, oder habt ihr da nur Politiker gefragt, die im Wahlkampf sowieso keinen Funken Wahrheit von sich geben und warum versucht ihr mir ständig Angst zu machen?
Zeitungen schützen nicht vor Bombenangriffen. Es ist die Einmischung in Regionen auf der Erde, in denen wir nichts zu suchen haben, die uns in Gefahr bringen. Dagegen können wir als Bürger nichts mehr tun. Deutschland wird in Afghanistan bleiben, das haben wir Bürger nicht zu entscheiden. Angst vor Terroristen? Nein, Misstrauen gegenüber den Regierungen und unserem Staatsapparat, das müssen wir haben.
Dienstag, 17. Februar 2009
Sarkasmus hat einen Namen

Große Ketten locken mit Dumpingpreisen. Kleine Läden müssen schließen. Was ist das Erfolgskonzept der aus dem Boden sprießenden Filialen? Ist es die Einheitlichkeit? Der Wiedererkennungswert? Die Anonymität in kalten kameraüberwachten Räumen? Oder einfach nur die Schnäppchenmentalität? Ich meine, nichts gegen niedrige Preise, sie wären das letzte was ich beklagen würde. Aber die Art, wie Filialen überwacht und in ihrem Gesamtkonzept an Profitmaximierung ausgerichtet werden ist perfide!
Nun hat es unseren alten ja dahingerafft, warum auch immer, wir wissen es nicht, doch es gab ein Vermächtnis, das nun weitergewandert ist. Die Kundendaten, ein kostbares Gut, sind gewandert. Sie wurden verkauft an die umliegenden Videotheken. Auch ein Schnäppchen? Ist so was überhaupt erlaubt? Wir Mitarbeiter haben immer beteuert, dass die Daten nicht an Dritte weitergegeben werden. Pustekuchen. Zu viel wert anscheinend. In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen der VideoInn-Webseite steht unter Punkt 4: „Der Kunde erklärt sich mit der elektronischen Erfassung seiner Daten einverstanden.“ Wenn man unter „Erfassung“ natürlich auch eventuelle Weitergabe an interessierte andere Unternehmen versteht, ist das natürlich rechtens.
Erkauft wird sich die ganze Aktion durch 5 Euro Guthaben, das nun jeder alte VideoInn-Kunde bei der Videoworld gutgeschrieben bekommen hat. Soviel sollen uns also unsere Daten wert sein. Naja, anscheinend ein zu verkraftender Preis, wenn VideoWorld die Datenkontingente von VideoInn abgekauft hat und uns dann noch allen ein Startguthaben gibt…
Gehen wir mal davon aus, dass unsere Videothek an die Tausend Kunden hatte. 5 Euro Startguthaben für eine Videothek sind für einen als Kunden ein Schmankerl vom Feinsten, das löst Leihfreude aus. Sagen wir mal alle Tausend nehmen das in Anspruch, macht *rechne, rechne* Fünftausend Euro, die Video World Umatz flöten gehen, fürs Erste, denn sie vertrauen ja darauf, dass die Leute weiterleihen.
Die große Frage ist, wie viel Geld zwischen VideoInn und VideoWorld geflossen ist. Oder ob es überhaupt geflossen ist. Im Netz jedenfalls habe ich keine Informationen zu eventuellen Gruppenzugehörigkeiten gefunden, unter denen beide Ketten zusammengeschlossen sind.
Fazit: Datenschutz ade.
Und: Wir hatten doch den besseren Service und waren mit unserem Kurzzeittarif sogar preiswerter!
Freitag, 13. Februar 2009
"You show your love for Apple ..."

Der folgende Beitrag wurde von einem Freund inspiriert, der zum privaten Nachrichtendienst im weiteren Freundeskreis geworden ist. ;-)
Hier der Link, aus dem der Titel dieses Beitrages stammt:
http://www.uberreview.com/2008/01/25-signs-that-you-might-be-an-apple-fanboy.htm
Ich finde es abartig, dass man gegenüber einer Marke soetwas wie Liebe empfinden kann...gut, vielleicht ist es genauso irrational wie Hass gegenüber einer Marke zu empfinden, also muss ich mich hier schuldig bekennen, denn ich hasse Apple und was die Werbefuzzies bei den Menschen erreichen, aber wahrscheinlich hasse ich auch einfach die Menschen dafür, dass sie so leicht beeinflussbar sind, und wahrscheinlich hasse ich das auch an mir. Ist Selbsthass also der Grund für Konzernhass? Ist Selbsthass nicht normalerweise der Auslöser dafür etwas zu kaufen, was dieses Gefühl ersetzt? Ich würde mich doch besser fühlen, wenn ich einen "Ipod" hätte oder ein "Macbook", ist es nicht so? Ich wäre Teil von etwas. Von etwas Großem, etwas weltumspannendem. Und trotzdem wäre ich noch individuell, weil ich mein eigenes Hintergrundbild habe und mein Gehäuse eine andere Farbe als die der anderen Apfelirgendwasbesitzer. Aber ich denke der durchschnitlliche Applekäufer macht sich darüber gar keine Gedanken sondern kauft es einfach, weil es ihm oder ihr gefällt. Sieht toll aus, ist erfolgreich. Wer würde das nicht wollen? Kostet zwar auch mehr, aber wenn man es sich leisten kann. Schließlich erkennt man so auch, wer noch wert auf schöne erfolgreiche Dinge legt und wer es sich noch leisten kann. So kann man schon im voraus erkennen, wer einem ähnlich ist und wer nicht.
Man kann natürlich auch immer das Schlechte im Menschen vermuten, aber wie auch ich aus Gesprächen in Erfahrung gebracht habe, gibt es nicht nur statushungrige sozialdarwinistische Konsumenten, sondern auch liebevolle Träumer, die sich Kindheitswünsche erfüllen. Dennoch, monopolistische Marktstrukturen nützen den Konzernen , nicht den Konsumenten, und wenn darauf hingearbeitet wird, Kompatibilität zwischen Geräten auf bestimmte Produkte zu beschränken, deren Produktion und Vertrieb von wenigen kontrolliert werden, dann halte ich das nicht für gut, sei es Microsoft oder Apple.
Liebe zu Produkten gibt es, ja, aber es gibt Männer auf dieser Welt, denen die Liebe zum Geld noch viel wichtiger ist. Unsere Gefühle werden zu barem Geld. Stört uns das?
Montag, 2. Februar 2009
Das Ziel ist in Sicht
Was ist seitdem passiert?
Erstens: Der Misserfolg - Thalia hat mir meine Bewerbungsunterlagen mit einer Absage zurückgeschickt, das ist mehr als ich erwartet habe.
Zweitens: Der Erfolg – Vorstellungsgespräch in einer Videothek auf der Schönhauser. Ende voriger Woche. Wär fast zu spät gekommen. Gespräch mit den beiden Chefs. Grundlegende Ladenphilosophie Kulanz den Kunden gegenüber usw. Super, gefiel mir. Alles gut soweit. „Ein Mitarbeiter wird sich bei dir melden“. Alles vorbei? Ist das nicht der „Wir-suchen-weiter“-Satz? Nein, nicht immer. Heute war mein erster Einarbeitungstermin. Lief alles gut. Es gibt nicht wirklich neue Sachen, außer dass die Schichten länger gehen und der Laden sehr viel länger aufhat, als mein alter. Aber es gibt ja einen 24h McDee um die Ecke. Dennoch, ein bisschen skeptisch bin ich. Es muss einen Haken geben, verdeckte Frustrationen unter den Mitarbeitern, nicht so verträgliche Firmenphilosophien, irgendwas.
„Sie wohnen nicht in unserem Postleitzahlenbereich, Sie können hier nicht Kunde werden, außer Sie hinterlegen eine Kaution von 30 euro.“ Unsympathischer kann man in einer Videothek kaum begrüßt werden. Die Zeiten sind vorbei. Jetzt heißt es: „Wenn Du noch nicht 18 bist, muss ich Dich leider bitten, den Laden zu verlassen.“ Es gibt immer eine große Regel, an der festgehalten wird, die vollkommen unsozial ist. Ich halt die Augen weiter offen. Wie wählerisch kann man sein in Zeiten der Wirtschaftskrise? Also, der Job ist in greifbarer Nähe. Erst nur als Springer, dann hoffentlich bald als Nebenjobber.
Mein Weg zurück in den Arbeitsmarkt scheint sich dem Ende zuzuneigen. Nach einem Monat ein neuer Job? Es geht aufregend weiter…
Mittwoch, 7. Januar 2009
Mein Weg zurück
Dies ist die aufregende Geschichte von den Erlebnissen, die mich zu meinem neuen Job brachten. Obwohl, bis jetzt weiß ich noch gar nicht, ob ich überhaupt noch einen Job bekomme. Vor zwei Wochen noch habe ich mich darüber aufgeregt, dass die „Wirtschaftskrise“ von allen nur hergeredet wird und eigentlich gar nicht existiert, dass ich sie jedenfalls nicht bemerke. Mittlerweile habe ich meinen Job verloren und es ist tiefster klirrend-kalter Winter. Hat nichts mit der Sache an sich zu tun, wird aber nochmal wichtig. Es war mein erster Job, in einer Videothek. Ich habe weder ein Bewerbungsschreiben verfasst, noch bin ich durch Vitamin B an die Stelle rangekommen. Ich bin einfach alle paar Wochen mal hingegangen und beim dritten Mal hat’s geklappt. Das war vor dreieinhalb Jahren. Noch habe ich ein bisschen Zeit, bekomme Bafög, aber in zwei Monaten ist das auch weg. Dann wieder Wohngeld oder Studienkredit vielleicht.
Naja, zurück zur Jobsuche, schließlich wird sie erfolgreich sein, junge Leute bekommen doch ständig irgendwelche Jobs, man muss nur offen dafür sein und Zufälle zulassen. Ein bisschen Sicherheit muss trotzdem sein. Also sieht meine Strategie folgendermaßen aus:
Erstens: ich bewerbe mich bei einer Stelle, mit der ich mich auskenne, also in Videotheken. Ich kenne jemanden, der in einer der großen Ketten arbeitet. Bewerbung geschrieben, hingegangen, abgegeben, fertig. Das lief doch wie geschmiert, das war doch sogar Vitamin B, oder? Naja, bei Vitamin B wird es vielleicht doch genügen, wenn man empfohlen wird und muss gar nicht erst was Schriftliches abgegeben...egal, geschafft ist geschafft. Jetzt heißt es warten.
Okay, das dauert mir zu lange und sicher ist das Ganze ja auch nicht. Ich brauche schnell einen Job. Also, Lebensläufe eingesteckt und los zu all den anderen Videotheken in der Umgebung. Da ich vorher in einer sehr kleinen heimelichen Videothek gearbeitet habe, sind mir die großen Ketten alle suspekt. Sie ekeln mich an.
In den letzten Tagen hat sich diese Meinung rasant geändert, meine Toleranzschwelle ist gesunken. Dennoch, ich war schon ein bisschen erleichtert, als ich heute eine Absage von einer Filiale bekam, in der die sogar Wein in einem Pseudoweinkennermetallständer verkauften. Was zuviel ist, ist zuviel. Wozu gibt’s Spätis? Schlussendlich waren einige Videotheken überbesetzt, für eine andere sollte ich eine richtige Bewerbung schreiben, wiederum eine andere stellt nur Frauen ein – wie bitte? Nur Frauen? Das ist sexistisch. Einen männlichen Filialleiter würden sie nehmen...und dann konnte ich doch noch einen Lebenslauf einfach abgegeben.
Hierzu muss man hinzufügen, dass es ein amerikanischer Lebenslauf ist, soweit ich weiß unterscheidet der sich vom deutschen (wenn es diesen als Spezialfall überhaupt gibt) dadurch, dass man die Daten chronologisch gesehen vom Neuesten zum Ältesten also von oben nach unten angibt.
Soviel zu den Videotheken. Jedesmal, wenn ich einen Laden wieder verlasse schlägt mir eine Kaltfront entgegen, aber ich will hier nicht jammern, das geht schon, da ich mich zwischendurch ja auch immer in den geheizten Verkehrsmitteln und Einkaufszentren aufwärmen kann. Videotheken in Einkaufszentren? Nein, die gibt es dort nicht, aber dort gibt es die anderen Arbeitgeber, die sich im Dienstleistungssektor tummeln und bei denen der geneigte Student theoretisch ein bisschen Knete dazuverdienen kann.
Was kann ich denn noch? „Verstärkung gesucht“, und das mit gleich zwei großen Zetteln an Eingangstür und Schaufenster, aber nein, ich kann keine Haare schneiden, das war’s also. Reine Schaufensterschikane. Ich überlege kurz, ob ich nicht doch Haare schneiden könnte, vielleicht wäre ich der Jamie Oliver der Barbierprofession: „Jeder kann Haare schneiden!“. Aber nein, ich gebe den Gedanken auf, ich kann es wirklich nicht.
Ich studiere was mit Literatur. Ich lese gern. Ich kann gut mit Leuten, wenn ich wirklich will. Also rein in die Großbuchhandlung. Ich gebe zwei Bewerbungen in Filialen der gleichen Großbuchhandlungskette ab und habe ein leicht schlechtes Gewissen, weil das den kleinen Buchläden nicht hilft sondern ihnen schadet, aber ich muss mich ernähren. Apropros, warum steige ich nicht beim Fastfood ein? Vielleicht, weil ich es zu gern esse und es nicht ertragen könnte die Hackschnitten nur zuzubereiten, damit sie sich irgendjemand Anderes in den Mund stopft. Das will ich schön selbst weitermachen ohne mehr darüber zu wissen, wie oft die Hackschnitte den gefließten Boden der Küche aus der Nähe gesehen hat (eh alles nur Gerüchte von Spielverderbern und Globalisierungsgegnern...Mist, so werde ich wohl kein guter Globalisierungsgegner, aber das wird schon, ich hab noch viel vor mit der Welt, nur leider auch mit dem Fastfood). War ja doch recht umfangreich der Kampf für den neuen Arbeitsplatz. Und das in Zeiten der Wirtschaftskrise, mittlerweile glaube ich ein bisschen mehr an sie. Aber nur, weil ich kaum etwas über wirtschaftlich Prozesse weiß. Ich weiß ja grad mal, was eine Lohnsteuerkarte ist, dabei musste ich noch nicht mal Steuern bezahlen, weil ich nie genug dafür verdient habe. Aber damit finanziere ich wenigsten nicht mit, was der Staat so damit macht, mit unserm Geld, obwohl es ja eh sein Geld ist, oder? Naja, Rente muss ja auch bezahlt werden, nicht zuletzt meine eigene. Aber deswegen studiere ich ja, damit ich dann danach gleich anfangen kann in die Rentenkasse einzuzahlen.
Oder mein derzeitiger Zustand der Nebenjoblosigkeit ist einer, der mich auf das Leben nach dem Studium vorbereitet. Aber das glaube ich nicht, diese Geschichten gehen doch immer gut aus. Wenn ich mich so reinhänge wie jetzt, dann wird das schon klappen. Irgendwie. Man soll sich ja auch nicht zu viele Gedanken über die Zukunft machen. Schließlich mache ich mir auch keine Gedanken über die Zugspitze, denn von der hab ich auch nur so ein unbestimmtes Gefühl, dass sie irgendwo dort draußen sein muss, halb unerreichbar, halb existent, und ein bisschen angsteinflößend, weil sie so hoch über dem Meeresspiegel ist. Vielleicht weiß ja jemand, was ich meine. Vielleicht sollte ich aber auch nochmal drüber nachdenken.
Ein letzter Versuch. Das müsste dann zweitens, aber eher wahrscheinlich schon drittens sein, ist das Lieferservicegeschäft. Steht glaube ich ein bisschen höher auf der Liste aufregender Jobs als Kellnern (kann ich auch nich, oder noch nicht) und Videotheksmitarbeiter. Ob Sushi oder Pizza, egal, da kann man mal wieder Autofahren üben (Moped is im Winter Stulle, das würd ich nur im Sommer machen) und lernt seinen Bezirk besser kennen. Es gibt da welche, die liefern mit Smarts, das würd ich gern machen, die sind nur grad auch überbesetzt.
Das war nun also Phase eins. Ich habe die Lage gecheckt und ein paar Bewerbungen abgegeben. Wenn mir nicht noch ein Paar mögliche Filialen von was auch immer einfallen heißt es wohl entweder erstmal warten, die Suche auf andere Bezirke ausweiten, oder andere Dienstleister, wie Bars oder Freiluftverkaufstände für Bratwürste oder so. Aber vom Arbeiten in der Kälte habe ich eigentlich genug (Ja, auch in Videotheken kann es sehr kalt werden im Winter).
Ich bin gespannt, ob ich es schaffe. Mein Weg zurück auf den Arbeitsmarkt. Mal schauen.