Mittwoch, 23. April 2008

Männer können das


Es gibt doch tatsächlich Männer, die sind der Meinung, dass man mehrere Frauen gleichzeitig lieben kann. Mormonen zum Beispiel. Oder Fritzhörer, die dann auch da anrufen und ihre Meinung dort ausbreiten. Ist erlaubt, klar. Ich persönlich find es allerdings erschütternd, wenn man so von dieser Theorie überzeugt ist, dass man sie mit einem Bild unterstreicht, das ungefähr so geht: Ein Mann kommt von der Arbeit nach Hause und findet drei Türen vor, die zu jeweils einer Wohnung führen, in der – es lässt sich leicht erraten – jeweils eine Frau lebt. Frauen verstehen einfach nicht, so die Behauptung, dass Männer zu jeder der drei Frau gehen könnten und jede einzelne für sich abgöttisch lieben könnten.

Jetzt zur Praxis: Hammer uffn Kopp! Natürlich können wir Männer alle Frauen lieben! Wir sehen ein Werbeplakat auf der Straße, dass uns den weiblichen Körper wie ein Stück saftiges Fleisch in Spitzenunterwäsche präsentiert und wir würden es gern essen, weil bestimmte Männer es lieben Fleisch zu essen – bestimmte Frauen übrigens auch. Wenn so ein Stück Fleisch aber Ansprüche stellen könnte, sagen wir mein Hamburger möchte an einem Tag sehr langsam gegessen werden und an einem anderen wieder schnell oder ist einfach mal nicht gut durch und möchte gar nicht gegessen werden, dann hätte ich natürlich schon gern die Wahl zwischen verschiedenen Burgern. Aber zurück zum Punkt, Fleisch hat keine Ansprüche und Frauen sind keine Burger.

Bestimmte Männer sind einfach nur faul. Wenn eine Beziehung nicht gut läuft dann wäre es das einfachste zur nächsten Tür zu gehen und sich an den gedeckten Tisch zu setzen, so ist’s recht. Faule Schweine wir!

Bestimmte Frauen arbeiten lieber an einer Beziehung, als dass sie die Wohnung wechseln. Natürlich könnten sie es sich auch einfach machen, aber bei ihnen steht die Möglichkeit des gedeckten Tisches meist gar nicht zur Debatte. Da haben wir sie, die Paschas und sie haben ordentliche Telefonanschlüsse, mit denen sie im Radio anrufen können. Passt bloß auf, dass euch die drei Frauen nicht überfordern, die lieben nämlich mehrere Kaufhäuser nebeneinander und da wollen sie auch hingefahren werden. So sind se die Frauen! Alle!

P.S.: Die Fleischmetaphorik is für den Fall, dass man bei Blogger nich kopulieren, verkehren, miteinander schlafen, pimpern, höckern, bumsen, ficken, vögeln oder rummachen schreiben darf (für eventuelle Erweiterungen der Liste bin ich dankbar ;-)



Mittwoch, 9. April 2008

Ein stetiger Wind. Meine Nase ist verstopft. Menschen kommen mir wachsam vor hier. Besser, aufmerksam. Man kennt sich auf dem Lande. Menschen sind hier das einzig Interessante.

„Vorsicht schnelle Vorbeifahrten! Treten Sie hinter das Sicherheitsgeländer!“ lese ich, als ich im Zug an einem Bahnsteig vorbeirase weiter hinaus aufs brandenburgische Land.

Hier draußen könnte eine Frau am Fenster stehen und so etwas flüstern wie: „Der Tag kommt mir schon vor wie eine halbe Ewigkeit.“, während sie zusieht, wie das Auto ihres Mannes ausparkt und hinter einer Häuserecke verschwindet.

Nach mehreren Stunden verstopfter Nase möchte ich wieder nach Berlin, meinen Zeitrhythmus zurück.

Abends fangen die Windräder an zu blinken. Zwei rote Augen auf einem propellergekrönten Haupt. Roboter, die mit ihrem gleichmäßigen Blinzeln die ländliche Nacht beobachten.

Als die Menschen den Zug herannahen sehen treten sie hinter das Sicherheitsgeländer und lassen ihn kurz an sich vorbeirauschen.


SpamSpamSpamSpam

Wenn ihr Kommentare zu den blogeinträgen schreiben wollt, dann müsst ihr ab jetzt immer auch noch diese tolle Beschäftigungstherapie "Buchstaben ablesen und in ein Feld darunter eintragen" über euch ergehen lassen. Ich habe bis jetzt nie den Sinn solcher Aktionen gesehen, in den Einstellungen zum Blog wird diese Maßnahme aber als spamreduzierend angegeben.
Da sich die Spambeiträge - Verlinkungen, die zu dubiosen Fakeblogs führen - in letzter Zeit gehäuft haben und mich das total ankotzt probiere ich das mit den Codes aus. Falls es nichts bringt sind die natürlich wieder weg. Solange werd ich die einfach weitermelden!

Dienstag, 8. April 2008

Zu den Akten – Aber gut beschriftet!

Was soll ich sagen? Seit unserem Experiment mit dem Haushalt ist nun über eine Woche vergangen – die Beiträge wurden ja nachträglich veröffentlich, wusste ja nicht wie weit das Ganze gehen würde und ob ich das überhaupt überlebe. Was bis jetzt geblieben ist, ist meine Entscheidung den Haushalt erstmal für eine gewisse Zeit allein zu führen, ich bin der Knecht, der Diener, Nein, Der Hausherr, der mit dem Kochlöffel und dem Abwaschschwamm. Ich habe die Kontrolle. Bis jetzt hatte ich nur in den seltensten Momente das Bedürfnis meiner Freundin zu sagen, sie solle ihren Mist alleine wegräumen. Sowas kommt aus einem faulen Mund wenn man nicht aufpasst. Aber der faule Mund bleibt geschlossen und der tatkräftige Geist denkt: Nichts. Es wird nur ein Schalter umgelegt, der „Ich nehm einfach nen Lappen und machs weg“ – Schalter.

Den Abend über habe ich Wäsche abgehangen, den Riesenabwasch der letzten beiden Tage weggemacht – war viel unterwegs, das ist meine Entschuldigung – neue Wäsche angesetzt, und die betten neu bezogen.

Aber genug der Aufzählungen, das waren die letzten. Von nun an erledigen sich die Aufgaben im Hintergrund. Sie müssen nicht mehr erwähnt werden. Meine Freundin heißt meinen Wandel sehr willkommen, sie kann sich auf ihre Schule konzentrieren. Die Geschichte wird von nun an an alle verzweifelten WG-Putzen weitererzählt. Im Idealfal schlägt das Wellen. Die Langzeitstudien sind zwar noch nicht da, aber ich bin optimistisch, dass die Konsequenzen positiv und politisch tragbar sind.

Damit ist das Experiment abgeschlossen. Die Laborratte hat überlebt. Auf zu neuen Abenteuern!

Sonntag, 6. April 2008

Tag 6, Sonntag

5uhr42. Zeitumstellung wurde live miterlebt. Ich habe heute Nacht getrunken, getanzt und gegrölt. Ich komme nach Hause, und eine der ersten Sachen, die ich tue ist den Mülleimer, der noch offen dasteht, weil ich die Mülltüten vor dem Weggehen nicht mehr gewechselt habe, im Bad auszuwaschen. Da eine der Tüten gerissen war ist unten eine rote Flüssigkeit aus der Tüte gelaufen und leicht im Mülleimer eingetrocknet. Er muss jetzt bis morgen vor sich hintrocknen, den Deckel habe ich auch noch vom Dreck befreit, und die Küche ist um ein Stück sauberer. Als ich die Tür schließe sehe ich aber, dass auf dem Lichtschalter kleine Flecken sind. Ich denke, vor einer Woche hätte ich sie entweder nicht gesehen, oder es wäre mir egal gewesen. Nun weiß ich, dass es nicht lange dauert sie wegzumachen. Ich denke, ich habe Fortschritte gemacht.

Nach dem Aufstehen ist es bereits Mittag. Die Schwester meiner Freundin will in zwei Stunden da sein, es geht um Bewerbungskram, bei dem ich ihr helfe. Ich würde lieber noch schlafen, aber da ich weiß, dass meine Freund heute endlich aus ihrem selbstgewählten Exil kommt, möchte ich noch ein bisschen Ordnung schaffen. Die Wäsche wird abgehangen und ich räume die Schreibtische auf. Dann kommt auch schon ihre Schwester. Nach ein paar Stunden ruft meine Freundin an und meint, dass sie gleich da sein wird. Ich bin aufgeregt. 20 Minuten später klingelt es an der Tür und bevor sie oben ist fange ich sie auf der Treppe ab. Gefehlt hat sie mir schon. Die Umarmung brauchen wir beide. Als ich ihr am selben Abend noch von meinen Gedanken und Fortschritten erzähle ist sie mehr als überrascht und überglücklich. Ihre Woche war ein bisschen anstrengender. Sie war jeden Tag mit dem Fahrrad unterwegs, hat viel gelernt und selbst bei ihren Freundinnen im Haushalt mitgeholfen. Sie findet mein Angebot einen Monat alles in der Wohnung zu machen ein bisschen zu heftig und meint ich solle erstmal auf 2 Wochen runtergehen. Ist wahrscheinlich auch besser so, danach fängt bei mir wieder die Uni an.

Einige Projekte sind bei mir noch offen. Ein paar Fenster sind noch zu machen. Den Abwasch lassen wir an diesem Abend stehen, meine Freundin will mich nur für sich. Nicht ohne Gegenwehr lasse ich alles stehen und wir erzählen uns noch ein paar Geschichten aus der Woche. Wieviel kann eine Beziehung aushalten? Wann ist sie am Ende? Eine Woche partnerschaftliche Enthaltsamkeit und wenig Kontakt kann sie locker aushalten. Man kann mal wieder Luft holen, mal wieder allein sein. Nur Dinge tun, die man wirklich tun will. Vielleicht ist das eines der Erfolgsrezepte einer guten Beziehung. Eine Ruhepause. Auf jeden Fall war sie für mich sehr wichtig, um mir über bestimmte grundlegende, nicht banale, Dinge klar zu werden – und zwar 100%ig.


Samstag, 5. April 2008

Tag 5, Samstag

Es wird Zeit für eine Bestandsaufnahme. Was hat sich getan in den letzten Tagen? Alles, was ich verschmutzt habe ist wieder sauber, Abwasch ist gemacht, die Küche ist passabel und jederzeit benutzbar. Der komische Geruch in der Kammer ist auch weg, ich musste dafür ein paar ältere Lebensmittel wegschmeißen. Im Schlafzimmer stehen zwei Wäscheständer, der eine könnte schon abgehängt werden, das mache ich noch. Über das Fensterexperiment im Arbeitszimmer bin ich noch nicht hinweggekommen, das mache ich auch noch.

Die Hälfte der Pläne im Haushalt, die ich mir gemacht habe, konnten nicht kurzfristig erfüllt werden. Das, was ich regelmäßig gemacht habe sind Arbeiten, die ich kenne und die ich kann. Die mir komplizierter und anstrengender, im Sinne von zeit raubend, vorkommenden Arbeiten habe ich erfolgreich immer weiter nach hinten verschoben. Es scheint mir immer noch unangenehm zu sein, mich ganz auf den Haushalt einzulassen. Pascha sitzt zufrieden neben mir und hechelt ruhig. Insgesamt gesehen ist ein Ein-Personen-Haushalt relativ einfach zu führen. Die Anstrengungen der reinen Selbstschmutzbeseitigung, sprich Abwaschen und Wäsche waschen und alles was zu dem jeweiligen Bereich gehört, sind schnell und routiniert erledigt.

Die Arbeiten der häuslichen Pflege, die passiven Schmutz, so nenne ich Staub und Dreck, der von draußen kommt, beinhalten gestalten sich schwieriger. Staub liegt theoretisch überall, eine Übermacht an möglicher Wischarbeit und Zeitinvestition lauern da an jeder Ecke. Das ist die große psychologische Herausforderung, der sich zu stellen ich in den letzten Tagen noch nicht bereit war.

Von gestern Abend stehen noch ein Glas und eine Tasse rum. Die Schreibtische sind noch nicht leerer. Vor meinem Bett lagen vorhin noch zwei Paar Socken. Ich habe heute lange geschlafen, es ist halb eins mittlerweile. Wäre meine Freundin hier, sie wäre vielleicht schon früher wach und nicht begeistert gewesen von der Wohnung. Die Socken sind natürlich schon weg. Länger hätte ich sie nicht liegen gelassen.

Mache ich Dinge nicht 100%ig? Eine Frage, die nur subjektiv zu beantworten ist. Generell muss ich natürlich zugeben, dass ich für die meisten „Passiver- Schmutz“ – Aufgaben länger brauche und diese mit größeren Pausen unterbreche, das sieht man am Beispiel des Fensterputzens. Mache ich dies dann aber gründlich? Ich schaue durch die Fenster und sehe noch ein paar gewischte Striemen. Sie stören mich selbst. Aber putze ich das Fenster deswegen noch mal? Es ist sehr viel sauberer als vorher! Sind 80% genug? In diesem Fall nicht wirklich, aber ich bin zu faul, das zu korrigieren. Ich denke, ich werde ersteinmal noch alle anderen Fenster reinigen und dann sehen, ob es überhaupt eine perfekt saubere Oberfläche geben kann. Meine Freundin würde das natürlich bejahen, sie kann sich mit vollem Einsatz so einer Herausforderung hingeben.


Ich identifiziere mich mehr mit dem Haushalt seit dieser Woche, das kann ich sagen. Er liegt in meiner vollen Verantwortung. Ich bin kein „helfendes“ WG-Mitglied, dass nur Aufgaben erledigt, die ihm zugetragen werden. Das ist wichtig, da der Haushalt so vollständig zu meiner Aufgabe wird. Ich kann sie auf niemanden abwälzen, muss mich alleine damit auseinandersetzen. So versuche ich dann auch an die Sache heranzugehen, wenn meine Freundin wieder hier ist. Ich werde sie nicht fragen, wenn ich wischen will oder dergleichen. Ich werde versuchen selbst herauszufinden, was ich wie benutzen muss. Voraussetzung ist natürlich, dass sie mir nicht in meine Arbeit reinredet. Das könnte ihr schwer fallen.

Seit gestern ist in mir folgende Idee gereift: Ich werde einen Monat lang alles machen. Den ganzen Haushalt und was dazugehört. Es gibt keine Arbeitsteilung. Ich mache das, was viele Hausfrauen in Deutschland und auf der ganzen Welt ihr ganzes Leben lang machen. Das geht natürlich nur, weil ich noch Ferien habe. Oder nicht? Welche erwerbstätige verheiratete Frau hat die Möglichkeit außerhalb ihres Urlaubs so eine Aussage zu treffen? Sie muss beides machen, Haushalt und Arbeit. Darum aber geht es in der Gleichberechtigung der Geschlechter. Jeder wird gleichberechtigt in die Aufgabenverteilung einbezogen. Beide müssen Zeit opfern um die Grundlage für das Arbeitsleben oder das Leben im Allgemeinen zu schaffen. Ich muss mich von der mir selbst antrainierten Vorstellung des „vor mich hin zu leben“ verabschieden. Dennoch bin ich weit davon entfernt, aus der Grundlage eine Hauptaufgabe zu machen, die das Maß des allgemeinen Sauberkeitsverständnisses überschreitet. Damit will ich mich nicht aus meiner Verantwortung herausreden. Aber ein nötiges zeitnahes Erledigen der Aufgaben kann auch mal zu einem zeitnah verschobenen Erledigen werden. Heißt, wenn ich keine Lust habe, was nicht Regel- sondern eher Ausnahmefall sein soll, dann muss ein Abwasch auch mal übernachten können. Arbeitsrhythmus hin oder her, ich sträube mich dagegen mich zum Knecht meiner eigenen Auflagen oder der meiner Freundin zu machen. Hört sich zu kämpferisch an? Ein Verteidigungszug vom Pascha? Ich denke, die grundlegende Verschiebung der Werte ist in den letzten Tagen getan worden. Heißt, ich erkenne die Notwendigkeit der Hausarbeiten für mich und nehme die Verantwortung an. Punkt. Pascha ist nicht tot, ich konnte ihm nicht die Todesspritze geben, denn er ist ein Teil von mir, wie jedes Haustier mit dem man jahrelang gelebt hat. Er wurde aber diszipliniert, die Woche Hundeschule hat ihn zu einem zahmeren Wesen gemacht, das nichts von seiner Würde einbußen musste.

Brauch er dafür eine Belohnung? Ein Leckerli? Ja, denn er ist ein Tier, das ohne Einsicht in sein Tun den pawlowschen Verhaltensmustern gehorcht. Als Mensch und Mann lehne ich dieses ab. Keine Belohnung für die Erfüllung der Grundlage unseres Lebens. Kein Ausweichen, kein „andere Männer machen viel weniger als ich“. Wir sind hier nicht im Kindergarten. Grenzen werden hier verschoben. Grenzen im Geschlechterverhältnis. Nun liegt es am Mann aufzupassen, dass sie im weiblichem Emanzipationsbestreben nicht zu weit verschoben werden. Den Identitätsverlust, mit dem viele Männer kämpfen ist meiner Meinung nach ein Resultat der Unsicherheit mit dieser Grenzverschiebung. Dies geschieht, wenn man sie nicht selbst auslöst oder beobachtet, wenn man sie geschehen lässt. Weibliche Emanzipation benötigt also immer auch männliche um beide auf gleiche Höhe zu bringen. Aufgrund des großen Rückstandes der Frauen ein schwieriges Unterfangen. Auch für mich.

Freitag, 4. April 2008

Tag 4 , Freitag

Es war eine kurze Nacht. Gleich nach dem Aufstehen fahre ich nach Brandenburg raus. Eigentlich müsste wieder Wäsche gewaschen werden. Mit den Fenstern bin ich noch nicht weiter. Die beiden Schreibtische sehen zugemöhlt aus. Abwasch ist zu machen, aber nicht viel. Was ich eigentlich noch machen müsste um den Wohnungsputz abzurunden wäre die Böden und Staub wischen und das Klo sauber machen. Abgesehen davon müsste ich noch rumstehendes Zeug aussortieren und entsorgen. Die Fahrt nach Brandenburg wirft mich zurück in meiner Haushaltsplanung und wird damit zum perfekten Test für häusliches Arbeiten mit geringer Motivation heute Abend, wenn ich mich voraussichtlich zur Hausarbeit werde zwingen müssen. Ich nehme mir vor nicht gleich den Rechner anzumachen, wenn ich nach Hause komme.

20uhr27. Ich bin aus Brandenburg zurück. Es war ein langer Tag. Ich komme nach Hause und das erste Wichtige, was ich tue, ist mich an den Rechner zu setzen. Das ist aber nicht schlimm, obwohl es etwas ist was ich gerne tue. Ich brauche einen Moment der Entspannung. Niemand anderes soll jetzt meine Aufgabe erledigen. Da ich allein bin kann das auch niemand Anderes. Das nächste nach meiner Entspannungsphase wird sein, dass ich eine Wäsche ansetze und dabei abwasche. Ist alles durchgeplant.

Der vollständige Abwasch hat mich eine halbe Stunde gekostet. Das ist verdammt wenig. Die Wäsche brummt vor sich hin. Ich bin zufrieden. Ein Kumpel ruft an und wir verabreden uns zum Filmschauen. Bevor wir anfangen schaffe ich es noch schnell die Wäsche aufzuhängen. Es funktioniert!

Donnerstag, 3. April 2008

Tag 3, Donnerstag

10uhr45. Soweit so gut. Eine Freundin hat bei mir übernachtet und ist jetzt aus dem Haus. Es sind ein paar zusätzliche Aufgaben angefallen. Was mit den normalen Hausarbeiten zusammen nun zu tun wäre: Bett abbeziehen, Couch wieder herrichten, zwei Wäscheständer voller Wäsche zusammenlegen, die Fenster putzen - jetzt bin ich ja ausgerüstet – und abwaschen, was gestern abend noch und heute morgen angefallen ist. Abgesehen davon möchte ich mich heute endlich mal in den Baumarkt begeben und ein Duschvorhanggestell besorgen, das planen wir schon seit mehreren Monaten. Ich tendiere dazu erst zum Baumarkt zu fahren und entdecke wieder eine Verdrängungstaktik, die mich für mich Angenehmeres zuerst machen lässt. Sitze ich dann danach am Schreibtisch und denke mir: „Hey, ich war heut schon im Baumarkt, das ist schon viel für so einen Tag, jetzt muss ich mich erstmal entspannen“. Pascha kommt mit wedelndem Schwanz ins Zimmer gelaufen, die Hundeleine im Maul. Er will raus spielen. Ich entscheide mich dafür zuerst die Wäsche abzuhängen und die Couch wieder herzurichten.

Meine Freundin ist gestern bei meiner Arbeit aufgetaucht, aber nur weil sie ihren Schlüssel in der Wohnung vergessen hat. Ich habe das Gefühl es macht ihr Spaß mich ein wenig leiden zu sehen. Ich vermisse sie und komme mit der Situation nicht ganz so zurecht wie es gern hätte. Aber so soll das nicht laufen. Ich muss Härte zeigen. Männliches Klischee? Nein, die Reaktion der Verlassenen.

Kurz nach 12uhr. Couch ist fertig, Wäsche abgehangen, Schlafzimmer gesaugt, Schranktüren endlich eingebaut, Wäsche angesetzt, gemachten Abwasch weggeräumt. Eine Stunde. Ich bin verblüfft! Kann ich das nur so schnell, damit ich das hier niederschreiben kann? Wettbewerb. Vielleicht ist das das Zauberwort. Ich muss mit mir selbst konkurrieren. Vielleicht merke ich aber auch, dass ich um den einfachen Satz „Ich habe die Fenster geputzt“ zwar in Wirklichkeit mehr Zeit investieren muss als es dauert ihn zu schreiben, es aber ungemein befriedigend ist, wenn man ihn reinen Gewissens schreiben kann, in dem Bewusstsein also es wirklich getan zu haben. Eine Strichliste. Was ist die Belohnung? Brauche ich eine? Nein, keine Hausfrau auf der Welt wird für ihre alltägliche Arbeit belohnt. Ihre unbezahlte Arbeit wird vorausgesetzt, verlangt. Keine Belohnung. Also bekomme auch ich sie nicht. Das ist nur gerecht.

Scheiße. Fensterputzen ist schwieriger als ich dachte, selbst mit meiner neuen Ausrüstung. Sie waren aber auch zutiefst verdreckt. Jetzt kann man wieder durchschauen, wie durch eine frisch geputzte Brille. Eine frisch geputzte Brille aber, bei der man beim Durchschauen immer noch eine kleine störende Unregelmäßigkeit im Blickfeld hat. Kann ich die Fenster trotzdem so lassen? Sind das 100 Prozent? Genügt das den Ansprüchen meiner Freundin? Genügt es meinen? Ich bin erstmal froh, dass ich soweit gekommen bin. Meine Freundin war schon viel weiter, sie wird dafür kein Verständnis haben.

Wider Erwarten musste ich noch mal kurzfristig arbeiten. Drei Stunden absitzen in der Videothek. Eigentlich nichts Schlimmes, außer man war die letzten fünf Tage schon dort. Meine Motivation ist im Keller zwischen dem anderen unaufgeräumten Kram. Lust auf Hausarbeit entspricht Null. Die Wäsche, die ich vor dem Weggehen angesetzt habe ist aber fertig und will aufgehangen werden. Soll sie noch kurz warten, ich check erstmal Mails und entspanne.

Mittwoch, 2. April 2008

Tag 2, Mittwoch

„Das faule Geschlecht – Wie Männer es schaffen, Frauen für sich arbeiten zu lassen“. Ich habe mir Verstärkung besorgt für meine Suche nach dem inneren Hausmann in mir. Claudia Pinl ist perfekt dafür, sie argumentiert empirisch untermauert und mit lockerem Stil. Ich weiß jetzt, dass mein innerer Schweinehund einen Namen hat: Pascha. „Andere machen noch viel weniger als ich“, „[m]ich stört das nicht“ und „[i]ch kann das nicht“[1]: Ich fühle mich ertappt, erwischt, bekenne mich schuldig. Ja, auch ich habe mich dieser Argumente bedient um Hausarbeit zu entgehen. Ja, mich stören Dreck, Staub, liegengelassenes Geschirr und Zeug, das in den Kühlschrank muss. Mich stören dreckige Fenster und ein dreckiges Bad! Ich bin insgeheim ein Sauberkeitsliebender Mensch, aber ich bin faul. Langsam fange ich an das Problem zu verstehen. Pinl hat mir die Situation berufstätiger und nicht berufstätiger Frauen geschildert. Die Studien sind aus den Achtzigern und Neunzigern, aber wenn ich mich in meinem Umfeld umsehe entdecke ich ähnliche Verhältnisse. Männer machen kaum bis gar nichts im Haushalt. Der erwerbstätige Mann bringt die Kohle nach Hause und füttert die Familie durch. Erziehungsarbeit und Haushalt bleiben hauptsächlich an der Frau hängen. Das sind bei einem Kind 48 Stunden in der Woche, die ihr verloren gehen. Zeit, in der der Mann seine Füße hochlegt, schläft oder seinen Hobbys nachgeht[2].

Soweit zur Theorie. In der Praxis sieht es so aus, dass ich recht spät aufgestanden bin, ein kleines Frühstück hatte, die Miete aufgetrieben habe und dann in die Bibliothek gefahren bin. Dort habe ich Mittag gegessen. Ist preiswert und ich muss nicht abwaschen. Wieder zuhause musste ich feststellen, dass die Katze nicht auf die Idee gekommen ist den Abwasch zu machen. Die Miete liegt noch auf dem Schreibtisch und die kleinen Zettelchen für meine Freundin auch. Aber ich habe schon nachgesehen ob wir Glasreiniger haben zum Fensterputzen. Haben wir nicht, aber normalen Allzweckreiniger, das muss reichen. Ich muss noch arbeiten heute. Jetzt scheint gerade die Sonne. Eigentlich der ideale Zeitpunkt zum Fensterputzen. Ich denke ich werde mich gleich an die Arbeit machen und die Zeit stoppen. Das kann doch nicht so lange dauern.

Das Fenster sieht noch genauso aus wie vorher. nur sind die Striemen anders angeordnet, nämlich in Wischrichtung. Entweder liegt es am Allzweckreiniger oder am Geschirrspülschwamm. Obwohl ich heute nach der Arbeit sowieso nicht mehr zum Putzen komme bin ich noch mal losgegangen und habe Glasreiniger-, Glastücher und da ich schon mal dabei war auch gleich neue große Mülltüten gekauft. Und Erdnüsse für’ s Wohlbefinden, muss sein.

Was ich heute sonst noch geschafft habe: Abwasch und das halbe Arbeitszimmer gesaugt. Nicht gerade berauschend, ich weiß. Aber ich habe noch viel vor. Pascha lag den ganzen Tag ruhig in seiner Hundehütte.



[1] Pinl, Claudia. Das faule Geschlecht – Wie Männer es schaffen, Frauen für sich arbeiten zu lassen. Frankfurt am

Main: Vito von Eichborn Verlag, 1994. S.24f.

[2] ebd. S.19