
Kann Kleidung eine Lebensart wiederspiegeln? Ja, sie kann.
Nach den Beobachtungen des Mode-Tarzans zu den Anziehgewohnheiten und kulturellen Hiintergründen des Alternative-Rock-Poppers wird nun ein sehr düsterer Stil betrachtet, den der Mode-Tarzan als Nicht-Eingeweihter hier grob als "Gothic" benennen wird.
Dabei soll versucht werden, anhand von Mode, Accessoires und Einrichtungsgegenständen - also äußere Darstellungen im Allgemeinen - Einstellungen (auch politischer Art) über diese herzuleiten. Konkret gesagt, hat sich der Mode-Tarzan Kleidungsstücke und Gegenstände in einem Mystica-Geschäft angesehen und versucht herauszufinden, welcher Sinn in ihnen verborgen ist; welche Geschichten sie erzählen.
Was als Erstes auffällt ist das Schwarze, das Düstere, das zusammen mit Totenköpfen, Gebeinen und anderen Symbolen Vergänglichkeit und Tod darstellt. Die Deutungsmöglichkeiten sind vielschichtig. Der Tod unterliegt nicht wie die Lebenden den Regeln der Gesellschaft. Er wird von diesen in seiner Offenbarung der Vergänglichkeit des Lebens gern verdrängt oder arroganterweise vollkommen ignoriert. Schon hier wird damit sichtbar, dass das Einflussgebiet des Mainstream aufhört und das der Subkultur beginnt; hier gelten andere Regeln.
Wenn man sich im Laden weiter umschaut eröffnet sich einem eine Fantasiewelt, bewohnt von Drachen, Rittern, Dämonen, Vampiren, Feen und kleinen obszönen Teddybären aus Keramik. Im Groben und Ganzen ist es eine romantisierte Welt des fantastisch gebrochenen Mittelalters. Es ist eine sichere Welt, die in sich geschlossen ist; dem Mythos gleich; eine allumfassende Welterklärung voller Magie. Umso passender ist es, dass man in dem Laden auch kleine Schlössermodelle findet. Das Schloss oder die Burg sind Orte, die Geschichten beherbergen. Wichtig dabei ist, dass es abgeschlossene Orte sind, von Mauern und Gräben, im Modell ist nach der Mauer Schluss - die Repräsentation beinhaltet alles, was man braucht. Die Burg ist ein Rückzugsort, der jeder Belagerung standhalten soll; sie bietet Schutz und Geborgenheit. "My home is my castle" kann in diesem Sinne auch umgedreht werden.
Weiterhin interessant ist die Darstellung von Frauen und Männern. Erstere in kleinen Skulpturen immer sehr erotisch dargestellt, oft halbnackt, meist erhaben und idealisiert. So findet man im Laden auch viele Kleidungsstücke, die mit Spitze erotisch verhüllen und viel Haut durchblitzen lassen. Die mystische Frau des Gothic ist ein sexualisiertes und zugleich romantisch idealisiertes Wesen - sieht man sich zusätzlich dazu die Gemälde der Victoria-Frances-Kalender an, so ist sie auch oft ein leidendes.
Die Darstellung der Männer unterscheidet sich sehr davon, weil sie gar nicht stattfindet - jedenfalls nicht direkt. Man kann aber leicht erraten, dass all die grobschlächtigen Monster und Skelettfiguren in langen schwarzen Mänteln und mit düster makaberem Humor ein männliches Bild verkörpern, mit dem sich die Besucher des Ladens identifizieren können. Das "starke Geschlecht" wird verlockt von der Verheißung von Macht. Der skeletthafte Tod ist nicht hintergehbar, an ihm kommt keiner vorbei, er besitzt vollkommene Macht.
So reflektieren die Beziehungen, in die Frauen und Männer in den Skulpturen und Abbildungen eingebunden sind auch Dominanz- und Unterdrückungsverhältnisse. Diese sind jedoch nicht statisch. Auch die ästhetisch idealisierte Frau besitzt in ihrer Erhabenheit Machtpotentiale. Und auch der Tod ist paradoxerweise in seiner Allmacht beschränkt, weil er das Leben nicht einfach nehmen, sondern nur in das Leben nach dem Tod begleiten kann. Er bewundert und fürchtet die Wärme und Energie der Lebenden und lüftet die großen Geheimnisse der Welt und des Universums jenseits der Reichweite der Lebenden.Intellektuelle und körperliche männliche Macht ordnet sich dem Anmut der romantisch idealisierten Frau unter. Sie wiederum ist beeindruckt von intellektueller Schärfe und körperlicher Überlegenheit des Mannes. Ein Spannungsverhältnis entsteht, das ins Reale übertragen werden kann und damit ein Modell für Geschlechterrollen bereitstellt.
Ein weiterer Punkt fällt zum Geschlechterverhältnis noch ins Auge, nämlich der Umstand, dass Frauen zwar stereotyp aber naturalistisch dargestellt werden, der Mann aber in stark veränderter Form. Das lässt darauf schließen, dass es genauere Vorstellungen dafür gibt, wie eine Frau auszusehen hat, als es beim Mann, der Fall ist, bzw. dass das (ideale) Aussehen beim weiblichen Geschlecht wichtiger ist. Hier überschneiden sich Mainstream- und Subkultur in starkem Maße, die Festlegung bestimmter Vorstellungen vom weiblichen Körper werden in beiden Bereichen kultiviert. Macht das „Sex sells“-Marketing auch vor der Subkultur nicht halt?
Die Welt der fantastischen Geschichten ist aber besonders auch eine Welt des Spiels, der Flexibilität, dem Sich-Entziehen aus der ernsthaften gesellschaftlichen Realität. Die innerliche Abgrenzung von dieser mainstreamdurchtränkten Umgebung wird auch nach außen dargestellt um die eigene Position sichtbar zu machen. Als Ziel dessen könnte man die Provokation der normalen Mitmacher vermuten, vielleicht um deren Naivität und faule Einfachheit aufzuzeigen.
Die Symbolik der mystischen Welt ist eine Provokation auch an die Religionen und Machtstrebenden. So sehr sich die Besucher der mystischen Welt auch nach Geborgenheit und sicherem Halt in der realen Welt sehnen, so sehr verabscheuen sie religiöse Angebote, da sie sich deren geschichtlicher Gefährlichkeit bewusst sind. Für den moralischen Fall der christlichen Kirche wird diese abgelehnt und verspottet. Die Auseinandersetzung mit Religiösität, wie sie in der deutschen Kultur schon sehr lange betrieben wird, ist aber immer auch essentieller Teil der Subkultur.
Die mystische Welt bietet also genügend Material um Stellung zu beziehen, ein eigenes Profil nach draußen zu projizieren und sich bewusst offen gegenüber der Mehrheitsgesellschaft abzugrenzen. Diese Abwehr gegenüber der heutigen Zeit bedeutet auch eine Wertschätzung der Unverletzlichkeit der Privatsphäre gegenüber der Öffentlichkeit. Tod anstatt Leben; erotische Erhabenheit anstatt pornographischer Bedürfnisbefriedigung; feste ehrenhaft Werte anstatt wechselhafter Unloyalität. Dies sind die Grenzen, vor denen der Mainstream halt machen muss. So auch Gesellschaft und Staat. Es soll keine Lauschangriffe und Internetdurchsuchungen in der fantastischen Welt geben. Das Private ist heilig, genauso wie die eigenen Entscheidungen. Gothic bedeutet auch immer Autonomie und Selbstbestimmung als erstrebenswertes Gut. Die Werte sind damit politisch, weil sie gegen die Politik gerichtet sind.
Gothic kapituliert nicht in fantastischen Irrealitäten, es zeigt sich selbstbewusst nach außen in die für viele so vollkommene Welt. Damit bildet der Stil subkulturelle Freiräume, die Rebellion und Rückzugsort zugleich sind. Die mystische Welt ist eine überaus interessante, und der Mode-Tarzan hatte selten so viel geistigen Spaß wie in diesem Mystica-Laden, obwohl er nichts gekauft hat.
15 Kommentare:
Was wolltest du uns jetzt eigentlich sagen, Mode-Tarzan?
viel blabla, nichts konkretes und insgesamt dann doch nur belanglose Thesen ohne auch nur den Versuch zu unternehmen das ganze zu belegen.
Hast du dich mal mit ner Reihe von Gothics unterhalten, dich in deren Foren intensiv umgeschaut, oder irgendwelche anderen Kontakte geknüpft um dich überhaupt im Entferntesten anmaßen zu können, etwas aus dem Angebot einer Ladenfläche ableiten zu wollen?
Politischer oder gesellschaftlicher Ausdruck durch Kleidung? Du interpretierst "Burgen"? Junge Junge, ganz ehrlich? Du betreibst im überwiegenden Maße Klischee-Bashing. Irgendwelche Flausen, die dir in den Kopf kommen werden zu Lianen verarbeitet, die der Mode-Tarzan benutzt um sich in die wirren Tiefen deines Gedankenwaldes zu schwingen, in dem die Bäume seltsam aussehen, was womöglich daran liegt, dass sie zum Teil keine Wurzeln haben oder verkehrtherum in der Erde stecken.
Nenn' das nicht Ausflug in eine Subkultur, wenn du dich nie in der Subkultur aufgehalten hast. Oder halte ich mich in einer Subkultur von Wissenschaftlern auf, wenn ich mich neben ne Uni stelle und dann darüber schreibe, was die Leute tragen und was für Autos sie fahren?
Manchmal versteh ich die Zielsetzung deiner Beiträge hier nicht, geht in Richtung "ich schreib was mir durch den Kopf geht, aber ob das so wirklich Sinn macht und ob das einer Diskussion standhalten kann, interessiert mich nicht". Wenn du das wenigstens als subjektiv getrübte Sichtweise, die schön Vorurteile ausbeutet, darstellen würdest ... dann wäre das womöglich lustig, aber irgendwie wirkt es anders ... eher in Richtung "ich will euch was mitteilen was ich rausgefunden habe", aber es ist nicht tiefgründig genug und überwiegend unvollständig oder zum Teil auch schlichtweg falsch.
Ähnlich wie die Gründe für und gegen politisches Verhalten. Bloß weil dir nur 7 Gründe dafür und 26 dagegen einfallen, heißt das nicht, dass diese Auflistung komplett ist. Möchte sogar behaupten, dass sie hochgradig unvollständig ist. Das ist als würde ich mich hinstellen und sagen "Warum gibt es eigentlich mehr Äpfel als Birnen - ich war letztens im Supermarkt und da gab's doch tatsächlich 10 Sorten Äpfel aber nur 2 Sorten Birnen, wieso sind Äpfel soviel vielseitiger?". Nicht nur, gibt es mit Sicherheit deutlich mehr Apfel- und Birnensorten ... und auch das Verhältnis in der Anzahl dürfte sich unterscheiden ... es ist auch falsch über etwas zu urteilen was man nicht einmal recherchiert hat. Das Internet ist so ein extrem informationsreicher Ort, wo einem die Informationen quasi zufliegen ... und wenn einen etwas wirklich interessiert, dann kann man sich dazu ausgiebig informieren. Und wenn einen etwas überhaupt nicht interessiert, dann sollte man nicht darüber schreiben, als würde man da Einblicke gehabt haben.
Ja, ich bin wieder da um zu stänkern, aber ich sehe mich mehr im Recht denn je.
Na, das ist schon harte Kritik, da bin ich doch froh, jemanden an meiner Seite zu haben, der genauso kritisch ist, und mir die gleichen Argumente an den Kopf geschmissen hat. Das Interessante war aber, dass nach der schon fast wütend vorgetragenen Kritik das Zugeständnis gemacht wurde, dass es zum Teil darin begründet, dass man sich in schärfster Kritik übt, weil man sich selbst angesprochen fühlt.
Aber zu den einzelnen Punkten. Das Ganze wirkt erstmal unvollständig, weil ich es auch nicht zu lang machen wollte. Zugegeben, da sind ne Menge Thesen drin, aber alles genauer auszuführen hätte wohl den Rahmen gesprengt.
Zur Methode kann ich nur sagen, dass sie absolut kritisierbar wäre, wenn sie denn Anspruch hätte, die genannte Subkultur auf's Genaueste zu erfassen. Dieser Anspruch wird aber in keiner Silbe erwähnt. Bewusst habe ich im Titel den Begriff "Ausflug" gebraucht und nicht "Analyse" oder "Dissertation" oder "tiefenpsychologische und statistisch belegte Ausführungen". Auch ist die angewendete Methode offen dargelegt und eine absout legitime Herangehensweise.
Für Literatur- und andere Geisteswissenschaftler ist es ein gebräuchliches Mittel bei der Interpretation von ,sagen wir, Texten auch mal die Autoren und Leser außen vor zu lassen und nur den Text an sich zu betrachten. In der Literaturtheorie nennt man das meines Wissens nach einen strukturalistischen oder auch formalistischen Ansatz. Man versucht dann herauszufinden, inwiefern sich Gegensätze oder Gleichnisse aus dem Text hervorheben lassen, welche Unterscheidungen er trifft, welche Struktur ihm inne wohnt. Betrachtet man dann weitere ähnliche Texte so kann es dazu kommen, dass man Ähnlichkeiten feststellt. Sprich, die Texte beziehen sich aufeinander, sie bauen aufeinander auf. Viele ähnliche Texte werden irgendwann zu einem Genre zusammengefasst, zum Beispiel Fantasy. Es gibt in einem Genre bestimmte Strukturen, die immer wieder auftreten und nur leicht modifiziert werden.
Den Lesern, jetzt werden sie doch bemüht, bleiben diese Strukturen im Kopf hängen, sie reagieren darauf, reflektieren sie aber oft nicht bewusst. Jemand, der Herr der Ringe gesehen hat und absolut geil fand, wird aber höchstwahrscheinlich auch Harry Potter schauen oder Tintenherz usw. Diese Leser können dann auch zu Autoren werden, wo sie nichtreflektiertes kulturelles Wissen reproduzieren können. Dies kann natürlich auch reflektiert passieren, die besten neuen Fantasy-Bücher sind ja auch die, die sich in den Grenzen des Genres bewegen, es aber doch in originellen Passagen übertreten und etwas Neues schaffen.
In meinen Ausführungen bin ich mit der Interpretation natürlich einen Schritt über die bloße Beschreibung innerer Strukturen hinaus weitergegangen. Meiner Meinung nach mit der wichtigste Schritt, man könnte mir aber Subjektivität vorwerfen. Dennoch habe ich mein Wissen und meine Schlüsse, die aus den Beobachtungen gezogen wurden, ja irgendwoher. Wie andere Menschen habe auch ich ein nicht artikuliertes kulturelles Wissen über bestimmte Stilrichtungen und Filme, etc. Darauf folgend bin ich induktiv verfahren, indem ich sage, dass meine Interpretationen einer Burg, so geprägt durch Geschichten (Filme, Bücher, Gemälde,...), auch bei anderen sehr ähnliche Interpretationen hervorrufen würden, wenn sie ihr kulturelles Wissen darüber reflektieren und äußern würden.
Teil 2:
Ich gehe sogar davon aus, dass es Unterschiede geben muss zwischen Menschen, die sich gern in Fantasy-Welten zurückziehen, verkriechen, flüchten, was auch immer, im Gegensatz zu Menschen, die mit diesen Welten überhaupt nichts anfangen können und andere Möglichkeiten benutzen um sich zurückzuziehen, zu verkriechen, zu flüchten oder was auch immer. Vielleicht ist es übertrieben vom Kleidungsstil auf Wahlverhalten zu schließen, das müsste statistisch erforscht werden, aber es ist keineswegs abwegig zu behaupten, dass Kleidung keine essentielle Bedeutung in der Identitätsbildung hat, zu der auch politische Einstellungen oder bestimmte Werte gehören.
Hier ein kleiner Ausflug in die Theorie*: In der Soziologie gibt es die von Pierre Bourdieu ausgeführten Begriffe "Habitus" und "Feld". Sie beschreiben zwei Existenzweisen des Sozialen: "Leib [...] und Ding gewordene Geschichte" (258). Was bedeutet das? Geschichte, und alles was sie beinhaltet, wird inkorporiert, wird leibhaftig "in Gestalt eines Systems dauerhafter, übertragbarer Dispositionen" (258). Das heißt, Einflüsse werden grob gesagt in die Menschen "eingeschrieben" (z.B. durch Erziehung) und äußern sich in deren Handlungen, Wahrnehmungen und Beurteilungen. Dies ist der Habitus. Zusätzlich dazu, dies ist die zweite Existenzweise des Sozialen, wird "Geschichte [...]objektiviert in Sachen, in Gestalt von Institutionen" (258). Dies sind die Felder. Beispiele sind: "religiöses Feld", "philosophisches Feld", "ökonomisches Feld" (262). Die Liste ist erweiterbar.
Mit den Geschichten des Mode-Tarzans gehe ich davon aus, dass auch Mode-Stile Teil des Habitus von Personen werden können. Im Modell von Bourdieu würde die Entscheidung bestimmte Kleidung zu kaufen und zu tragen als "Handlung" im Rahmen des Habitus zu postitionieren sein. Die Frage nach dem Warum steht natürlich im Raum. Warum kleiden sich Menschen unterschiedlich? Schutz vor Kälte? Bedecken von Schambereichen? Ich denke es ist klar, das Kleidung etwa sozial Konstruiertes ist, das zur Repräsentation bestimmter Vorlieben und Einstellungen, so subjektiv sie auch sein mögen genutzt wird (mögen noch so viele Menschen bestreiten, dass sie sich über Kleidung keine Gedanken machen).
"Wenn du das wenigstens als subjektiv getrübte Sichtweise, die schön Vorurteile ausbeutet, darstellen würdest ... dann wäre das womöglich lustig"
Ich glaube einen Beitrag unter dem Pseudonym "der Mode-Tarzan präsentiert" zu posten, zeigt wie subjektiv getrübt das Ganze von vornherein angelegt ist.
Teil 3:
"Das Internet ist so ein extrem informationsreicher Ort, wo einem die Informationen quasi zufliegen"
Ich denke, man sollte das Internet in großen Teilen nicht als verlässliche Informationsquelle nutzen. Dies wirft aber natürlich auch die Frage nach der Verlässlichkeit von Informationen und Medien auf. Ich bin dennoch weit davon entfernt, einem Medium vollends zu vertrauen, in dem Verschwörungsvideos verbreitet werden, deren einzige Informationsquelle Informationen aus dem Netz sind. Und Informationen fliegen einem nicht zu, verlässliche Information muss man sich erarbeiten. Dennoch, nicht jede Erkenntnis beruht auf Statistiken und erst recht nicht von Eingeweihten. Was nützt es Gothics über etwas zu befragen, dessen sie sich vielleicht selbst gar nicht bewusst sind? Und Interpretationen muss man auch in Interviews treffen. Wer sagt mir, dass diese dann wahr sind?
"wenn einen etwas überhaupt nicht interessiert, dann sollte man nicht darüber schreiben, als würde man da Einblicke gehabt haben."
Ich hoffe es ist klar geworden, dass es mir nicht primär darum geht, Gothics wahrheitsgetreu zu analysieren, sondern dass ich in dem Beitrag nach etwas Anderem gesucht habe, beziehungsweise etwas ausprobiere - nebenbei gesagt, steckt auch hinter den Gründen für's und gegen's Politisch-Sein noch etwas Anderes als eine reine Auflistung und stupide quantitative Abwägung, aber ich find's interessant immer wieder unterschätzt zu werden ;-)
Ich lass mich doch von dir nicht stänkern, und auch ich habe mich noch nie mehr im Recht gesehen!
*die Begriffsbeschreibungen sind dem zweiten Teil des Doppelbandes "Klassiker der Soziologie" entnommen, die Zahlen in den Klammern geben die Seitenzahlen an
Dass der Habitus sich auf die Kleiderwahl auswirken, ja da mag was dran sein. Dass der Habitus die Kleiderwahl bestimmt, halte ich hingegen für extrem unwahrscheinlich. (Es geht mir hierbei um den Maß des Einflusses, denn man findet wahrscheinlich bis auf unbedeutende Unterschiede gleiche Charaktere mit ziemlich gleichem Habitus in völlig unterschiedlicher Kleidung und Subkultur).
Im Unterschied zur Literatur hast du im Bereich der Mode und des Ladeninneren aber soviel mehr Facetten und Besonderheiten. Wenn du anfängst, die Literatur nur anhand der Wortlänge zu behandeln, dann würdest auch du dich aufregen, und an der Stelle hapert dann auch der Vergleich mit der Literatur, den du so bezaubernd herbeigezerrt hast.
Durch den Titel eine bestimmte Färbung eines Textes herbeizuführen mag vielleicht ein wünschenswertes Ziel sein, es scheint mir jedoch manchmal nicht hinreichend zu sein.
"Ein friedlicher Diskurs mit anderen Menschen" als Titel gefolgt von einer Hetzrede über den Intellekt und die soziale Kompetenz ist auch nicht genügend, um die Hetzrede als genau solche zu verdecken.
Insgesamt hat wie gesagt der Text einen (pseudo)wissenschaftlichen Beigeschmack. Die Sprache ist ein mächtiges Werkzeug und allzu häufig entsteht eine Wirkung, die man zwar hervorrufen wollte, aber "offiziell" nicht hervorrufen wollte.
Der massiv verwendete Indikativ und Formulierungen, die ein "ich weiß" - Gefühl hervorrufen, bestärken deine Kritiker in ihrer Empfindung, dass du zwar viel zu wissen vorzugeben scheinst, aber inhaltlich die Tiefgründigkeit des Textes zum Teil unübersehbare Lücken aufweist.
Der Titel suggeriert eigentlich etwas nicht wissenschaftliches, trotzdem wird immer nur von "man sieht" und "man findet" und nur in seeeehr vereinzelten Fällen mit einem "der Modetarzan [...]". Tatsächlich wäre eine Beschreibung aus 1. oder 3. Person Singular deutlich anschaulicher, unterhaltsamer und zudem subjektiver gewesen.
Der Titel Mode-Tarzan scheint mir aber eher ein Schutzmantel zu sein, mit dem man alles schreiben zu können meint ohne Sorge haben zu müssen, dass man dafür belangt wird. Dazu müsste aber wirklich die Figur des Mode-Tarzans sprechen, was sie nicht tut. Du sprichst und schiebst gelegentlich den Mode-Tarzan ins Bild.
In diesem Sinne, gib dem Mode-Tarzan eine Identität, etwas Lyrik.
"Der Mode-Tarzan betritt das Geschäft, Totenköpfe schauen ihn an, er schaut zurück. Was ist das für eine Welt in der die Gothics leben? Immer mit Totenköpfen behängt, wollen sie den Tod verherrlichen? Der Mode-Tarzan schüttelt sich weil er das nicht versteht und schaut sich weiter um. Ah eine Burg, trautes Heim, Glück allein. Oder ist es doch das Verließ im Erdgeschoss? Kleine Schauer durchfahren den Mode-Tarzan. [jada jada jada]"
DAS ist subjektiv gefärbt, enthält Thesen, erweckt _keinen_ wissenschaftlichen Eindruck, obwohl man auch weiter in die Tiefe gehen kann und ist unterhaltsam weil lyrisch.
Nein, der Mode-Tarzan bekommt keine lyrisch umwerkelte Identität. Der Deckmantel des Mode-Tarzans bietet die Möglichkeit abenteuerliche Wege zu beschreiten und Theorien und Thesen auszuprobieren. Er zeigt an, in welchem intentionalen Register man sich beim Lesen befindet, wie man das alles verstehen können soll. Dabei bleibt es aber auch. Natürlich entspricht der Kommentar meinen Beobachtungen und Interpretationen und hat nichts mit einer fiktiven Figur zu tun und da die Thesen nicht empirisch genau in der Szene verwurzelt sind und damit leicht kritisierbar für scheinbar "Eingweihte" habe ich auch keinen Sinn darin gesehen diese Thesen auch noch lyrisch zu verpacken.
Bis jetzt habe ich aber nur Kritik an der Methode gehört und der Darstellungsweise gehört, aber keine Auseinandersetzung mit den Inhalten. Und der Unterhaltsamkeits-anspruch an alles was man konsumiert will ist für mich ein Anspruch der heutzutage zu oft gebraucht wird. SInd die Menschen zu faul geworden sich mit nicht-unterhaltsamen Sachtexten auseinanderzusetzen? Muss denn alles Entertainment und Spaß sein? Will sich etwa niemand mehr kritisieren lassen? Es ist falsch, die Methoden zu kritisieren, wenn man sich nicht mit den Inhalten auseinandersetzen will. Wo sind denn die Gegeninterpretationen? Reicht es zu sagen, dass etwas falsch ist und das man das und das nicht so machen kann?
Okay ... inhaltlich:
Es beginnt damit, dass du jeden der schwarz trägt über einen Kamm scheren willst und in die Tonne "Gothic" schmeißen magst.
Das betrifft zum Beispiel: Emos, Hardrocker, Punks, Satanisten, Gothics, Bestattungsunternehmer, Trauernde, Schornsteinfeger.
Abgesehen von den letzten drei Teilgruppen verwenden definitiv alle 3 auch den Totenkopf als Symbolik sowie das "Düstere", wenn auch nicht zielstrebig so, dass es als "düster" empfunden wird, sondern lediglich dunkel ist. Wie es der Zufall will, trage ich auch schwarz, zähle mich aber zu gar keiner der obigen Gruppen. Ich mag nur einfach schwarz. Ich bin Zyniker, das hat nichts mit schwarz zu tun, aber der Tod ist immer für eine Pointe gut. Der Umgang mit dem Tod lässt sich nicht aus der Kleidung oder dem Stil ableiten. Der Totenkopf auf der Kleidung ist mittlerweile zu einem Stilmittel oder so gedacht. Es tragen Leute Totenköpfe auf Kleidung oder Accessoire, die sind so naiv, dass ich ganz klar sagen kann, bei einer Konfrontation mit dem Tod, würden die sofort ausflippen. Nicht jeder der Totenköpfe trägt, setzt sich mit dem Tod auseinander.
Tatsächlich beschäftigt sich ebenfalls nur ein Teil der "dunkel gekleideten Szene" überhaupt mit Fantasy. Manchen gefällt es einfach schwarz zu tragen. Um die Fantasy noch einmal aufzugreifen. Ich denk der Anteil der "Gothics" die sich mit Fantasy befassen, ist genauso groß (prozentual) wie der Anteil der Nicht-"Gothics" die sich mit Fantasy befassen. Dachte dass gerade dir das bewusst sein sollte, da nur wenige deiner Freunde schwarz tragen und sich aber fast alle deine Freunde gerne mal Harry Potter, Herr der Ringe oder ähnliches anschauen. Die Faszination für Fantasy hat rein gar nichts mit der Subkultur zu tun.
Die Darstellung der Frau als erotische Person ist nun aber wirklich eine Eigenheit der Gothic-Szene? Wo zur Hölle hast du eigentlich die letzten tausend Jahre gelebt? In einem Kloster? Annähernd jede Frau, die auf einem Bild (für's ins Zimmer hängen!) dargestellt ist, hat klare Komponenten, die die Vorzüge der Frau betonen. Fast jeder Mann liebt schöne Frauen, nichts desto trotz unterscheidet sich hier lediglich der "Stil". (Wow, that's a shocker!)
Auch in der "Gothic"-Szene wird der Mann mitunter als "schön" bzw. erotisch dargestellt. Das Problem ist, dass du nen Kerl bist und es darum nicht so empfindest. Auch in allen anderen "Subkulturen" wird der Mann als mächtiges Wesen dargestellt, nur im Fantasy-Bereich ist das gerade relativ einfach durch Waffen etc. gerade im militärisch angehauchten Bereich werden Männer aber auch als Macht-Personen dargestellt, wenn sie ihre großen Kanonen halten.
Geschlechterrollen, insbesondere Dominanz und Unterwürfigkeit lassen sich mit mittelalterlicher Symbolik natürlich viel klarer darstellen. Nichts desto trotz hat es nichts damit zu tun, dass die Gothic-Szene damit irgendwie offener umgeht, sondern lediglich, dass sich die Symbolik für die Darstellung besser eignet. Die "Boss und Sekretärin" - Symbolik präsentiert auch Dominanz und Unterwürfigkeit, wird nur von den meisten nicht so offensichtlich gesehen oder empfunden, für die, die daraus etwas Erotisches ziehen können aber durchaus.
Das Problem bei deinem Text ist, dass du in einem Fantasy-Laden gelandet bist, ein paar schwarze Kleidungsstücke gesehen hast, und meintest, du wärest in der Welt der Gothics gelandet.
Dass du eine Teilgruppe der Gothics oder auch eine Teilgruppe der schwarz&dunkel gekleideten Menschen beschreibst, scheint dir offenbar nicht bewusst zu sein.
Es ist aber so, als würdest du sagen, alle Menschen sind Katholiken. Zum Beispiel da in meinem Dorf in Niederbayern, gehen alle zur Kirche und im Klassenzimmer hängt ein Kreuz und bla.
Du verallgemeinerst von den Menschen in deinem Dorf auf die gesamte Menschheit. Das Beispiel ist irritierend gewählt, da wir WISSEN dass nicht alle Menschen Katholiken sind.
Und da ist genau bei deinem Text der Unterschied zwischen uns Kritikern und dir Schwachsinnschreiber, wir WISSEN dass nicht alle Gothics in das hineinfallen, was du da beschreibst. Wir sagen dir: du schreibst da Müll, das stimmt gar nicht. Was wir vergessen zu schreiben, weil es für uns klar ist, du beschreibst da eine relativ kleine Teilgruppe.
Es ist eine Frage der persönlichen Vorliebe, ich würd mir die ganze Scheiße die du da beschreibst niemals kaufen. Was soll ich mit nem verdammten Schloss? Was will ich mit nem Totenkopf auf meiner Kleidung (okay, ich hab ein (in Zahlen 1) T-Shirt, auf dem ein Totenkopf drauf ist, gibt aber sicherlich sehr sehr viele Punks und Hardrocker und keine Ahnung was noch alles für Subkulturen, die irgendwo mal nen Totenkopf haben. Nichts desto trotz trifft das meiste von dem du schreibst nicht nur auf mich, sondern auch auf fast alle anderen Menschen zu.
Ein Satz, der so allgemein ist, dass er für nahezu jede Subkultur zutrifft, findet sich im vorletzten Absatz deines Textes:
"Das Private ist heilig, genauso wie die eigenen Entscheidungen. Gothic bedeutet auch immer Autonomie und Selbstbestimmung als erstrebenswertes Gut."
Wow. So mal nen bißchen aus dem Text herausgenommen wirkt der Satz wie eine Banalität. Genau genommen trifft das eben auf sehr viele Dinge zu.
Das erinnert mich an die Hellseher, die alles mögliche labern, und weil dann die 50%, die völlig verallgemeinert oder umfassend in jede Richtung interpretiert werden können, zutreffen, meint man dann, boah, der hat ja recht. So ein Schwachsinn.
Natürlich gibt es Passagen in deinem Text, die auch für die Gothic-Subkultur zutreffen (so wie auf fast alle anderen Subkulturen auch).
Es gibt aber darüber hinaus auch Passagen, die nur auf einen Teil der Gothic-Subkultur zutreffen, vermutlich auf weniger als die Hälfte.
Und all das versuchst du dann als Ausflug in die Subkultur zu verkaufen, obwohl du nur eine kleine Teilgruppe, die darum klein ist, weil um alle deine haltlosen Behauptungen erfüllen zu können sehr viele Schnittmengen gebildet werden und dann halt nicht mehr viel von der Gothic-Subkultur übrigbleibt als eine Subsubsubsubkultur.
Ich könnte sicherlich noch etliche Beispiele herbeizaubern. Jedes Mal wo du dich zu einer relativ speziellen Aussage hinreißen lässt, bist du zu einschränkend, und sonst sind sie zu allgemein.
Insgesamt fehlt einfach das Wissen, welches man nicht haben kann, wenn man sich nicht wirklich mit der Subkultur auseinander setzt. Gothics haben genauso viel Angst vor dem Tod und gehen damit auch genauso um wie jede andere Subkultur. Ebenso ist es mit der Politik und mit allen anderen Bereichen.
Insgesamt verallgemeinerst du alle schwarz-tragenden auf Gothics ... und selbst die reduzierst du auf die Gothics, wo sich die Frauen mit Spitze und erotisch und die Männer maskulin verhalten, eine aufgeklärte Stellung zum Tod besitzen und sich politisch irgendwie darstellen sollen, was irgendwie eine sehr kleine Teilgruppe ist. Und das ist unser Kritikpunkt. Das ist inhaltlich. Dass du den Eindruck, du hättest die Weisheit mit Löffeln gefressen, durch einen modischen Ansatzpunkt inhaltlich ad absurdum führst, aber gleichzeitig durch die Schreibweise formal bekräftigst, lässt das ganze als Affront erscheinen.
Und ich kann jeden verstehen, der sich von deiner Beschreibung der "Gothics" in ein Licht gerückt sieht, in dass er sich selbst nicht einordnet. So wie das eben fast alle "Gothics" betreffen dürfte.
Das ist sehr interessant, da gibt es eine Schlussfolgerung, die mir erst jetzt bewusst wird, aber eigentlich auch sehr banal ist: Das Streben nach Individualität. Mir war nicht bewusst, aber ich hätte eigentlich daran denken müssen, wie stark es ist, wenn man sich nicht nur im sogenannten "Mainstream" befindet, sondern in einer Sub(subsubsub)kultur, wo man sich ja so schon abzuwenden versucht von Oberflächlichkeiten und stereotypem Schubladendenken. Mir war nur nicht klar, wie wichtig die Abgrenzung auch untereinander zu sein scheint. Die "Wir"-Eingrenzung als Gruppe und die starke Abgrenzung gegenüber anderen Außenstehenden scheint den Blick dafür zu verblenden, dass wir alle nicht individuell sind und man und sehr voll kategorisieren kann. Es gibt so viele Menschen allein in Berlin, da steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich Menschen ähneln. Es kommt sogar vor, dass man Leute auf der Straße trifft, die einem zu sagen wir 80% ähneln, allein vom Gesicht her! Das muss man sich mal reinziehn. Und gar nicht erst anzufangen von Kleidung, was ja auch sekundär, bei manchen sogar primär als Unterscheidungsmerkmal und Instrument zur Abgrenzung gesehen wird.
Ich habe erst nicht genau verstanden wie sehr man sich über so einen Ausflug in eine Sub(subsubsub)kultur aufregen kann. Aber unter dem Gesichtspunkt, dass "ihr" zu denken scheint, dass die Verallgemeinerung auf alle "Gothics" schon ein direkter Affront ist, erscheint es plausibler. Dennoch, und so fair musst du sein, habe ich die "Gothics" als solche nicht genau abgegrenzt: "...wird nun ein sehr düsterer Stil betrachtet, den der Mode-Tarzan als Nicht-Eingeweihter hier grob als "Gothic" benennen wird." Aber gut, da du mich in die Ecke drängen willst. In der Art wie "ihr" kritisiert erscheint das Bedürfnis als Gruppe in all ihrer Vielfältigkeit wahrgenommen zu werden, die es gibt. Obergruppen, Teilgruppen, alle Facetten einer Sub(subsubsub)kultur. Natürlich ist mir das aus einer "Nichteingeweihten"-Situation nicht möglich. Und ich bezweifle, dass die Kritik weniger stark ausgefallen wäre, wenn ich Leute aus der "Szene" befragt hätte, da es dem Individualitätsdiktum der "Szene" überhaupt nicht entspricht, sich über irgendeinen Kamm scheren zu lassen.
Aber ich denke, man muss sich Verallgemeinerungen gefallen lassen, in einer Welt voller Wissenschaftlicher Teildisziplinen, die nach eben genau diesen Verallgemeinerungen, ich will mal das nicht so negativ konnotierte Wort benutzen, Gesetzmäßigkeiten suchen. Über die Methoden lässt sich streiten, das ist das Hobby von vielen. Aber man muss auch irgendwo anfangen. Ein ModeTarzan "Traktat" oder "Dissertation" zu dieser Subkultur mit nur der angewendeten Methode könnte man getrost verurteilen, dafür wäre der Beitrag viel zu oberflächlich und ungenau recherchiert. Aber, das möchte ich nochmal betonen, diesen Anspruch hat er nicht.
Aber ich möchte hier auch die Methode der Kritik kritisieren. Ich möchte dass "ihr" als "Kritiker" nochmal darüber nachdenkt, ob der Fakt, dass viele unterschiedliche Menschen Totenköpfe auf ihrer Kleidung tragen oder sonstwie nach außen darstellen, dem Zeichen an sich den inhaltlichen Gehalt nehmen? Dass Punks und Hardrocker auch Totenköpfe in irgendeiner Form tragen bedeutet doch nicht gleich, dass er in der Sub(subsubsub)kultur der Gothics keine Bedeutung hat. Mir kommt es so vor, als versuchtet "ihr" auf Biegen und Brechen Thesen ad absurdum führen zu wollen, nur weil sie nicht in "euer" scheinbar so komplexes und durchnormiertes Weltbild passen. Es soll sich ja keiner wagen, verallgemeinernde Aussagen zu treffen, stimmt alles nicht, wenn es nicht zu 100% empirisch untersucht ist.
Teil 2:
Ich bleibe an diesem Punkt jedenfalls nicht stehen und kapituliere vor der übergroßen Komplexität, sondern habe einen Ansatz versucht, der auch auf andere Sub(subsubsub)kulturen anwendbar ist. Wenn nun bei einem "ModeTarzanAusflug" über Punks und Hardrocker Erkenntnisse gefunden würden, die sich mit denen der "Gothics" überschneiden, dann müssten die Interpretationen natürlich erweitert und abgeändert werden. Aber so Denken, dessen bin ich mir bewusst, nicht in sich geschlossen und dynamisch.
Mich wundert es aber, wie du behaupten kannst, dass die beschriebenen Eigenschaften auf alle Menschen zutreffen. Wenn allen Menschen das Privatleben so wichtig wäre, dann gäbe es erstens weniger Fernsehsendungen und weniger Gesetze, die in ebendieses eingreifen. Aber gut, man könnte auch sagen, ihnen ist das Privatleben schon sehr wichtig, aber das Bedürfnis nach Voyeurismus und nach "Sicherheit" vor Terrorismus noch wichtiger. Nichtsdestotrotz ist der Punkt, den ich machen wollte ja nicht der, dass die genannten Eigenschaften der Sub(subsubsub)kultur nur für diese charakteristisch sind (ich dachte, das wäre schon länger klar gewesen), sondern dass sich diese Eigenschaften aus den Darstellungen und Repräsentationen herleiten lassen. Ich hoffe, der Unterschied ist endlich klar geworden.
Aber der Unterschied zwischen "euch" "Kritikern" und mir schwachsinnschreibendem Hellseher interessiert mich noch. Mir ist überhaupt nicht klar, wer mit Ersterem gemeint ist. Und die Agenda? Reicht es "euch" alles zu kritisieren und einen Anspruch zu erheben, der nur mit langer wissenschaftlicher Arbeit verbunden ist und alles Andere als Verbrechen an einer Subkultur und der Wissenschaft darzustellen? Wer seid "ihr" "Kritiker" dies zu fordern? Und das wichtigste: Wer bist du von dir auf eine ganze "Kritikerschaft" zu verallgemeinern? Die Wissenschaft ist kein homogenes Feld, das mit den gleichen Methoden arbeitet. Auch da findet man eine Komplexität, die man nicht einfach so ausblenden sollte, ohne unsachlich zu werden. Und nur, weil andere etwas machen, heißt das nicht, das ein Einzelner Unrecht hat, das Gruppen-Argument sollte in einer rationalen Diskussion also eher nicht angewendet werden.
Soweit erstmal, ich hoffe wenigsten ich bin sachlich geblieben.
Dashi, du bist überheblich geblieben.
Das wäre mein genereller Kritikpunkt: Dein Beitrag ist zu lieblos. Für eine Satire ist er nicht witzig genug, für eine ernsthafte Betrachtung von Methodik sowie Inhalt zu schlecht (Jochen hat es ja ausführlich dargestellt). Als Kommentar eines Menschen, der kurz in diese Welt eintaucht und seine Erlebnisse dann schildert, ist es respektlos.
Es ist nicht genug, sich mit dem Verstand mit einer anderen Welt auseinanderzusetzen, man muss sich auch hineinfühlen. Dann würden Sympathisanten dieser Welt deinen Beitrag - einen Blick von außen - auch interessant und spannend finden, anstatt sich angegriffen zu fühlen.
Ich weiß nicht, was ihr alle habt. Beim ersten Modetarzan hat es auch nicht so scharfe Kritik gehagelt und der war nach nochmaligem Lesen auch sehr bissig und dabei würde ich mich schon eher zu der Gruppe Alternative/Rock/Popper zählen, als zu anderen. Wenn es also schon das Maß an Selbstironie gibt, dann soll mir doch auch ein Blick auf andere Moderichtigungen zugestanden sein.
Und die Kritik "für eine ernsthafte Betrachtung von Methodik sowie Inhalt zu schlecht" kann ich nicht annehmen, da es nicht als solch "ernsthafte Betrachtung" geplant war, wenn darunter der Anspruch gemeint ist, so wird es ja auch gesagt, den Jochen mit seiner engstirnigen Schablone angelegt hat.
"Es ist nicht genug, sich mit dem Verstand mit einer anderen Welt auseinanderzusetzen, man muss sich auch hineinfühlen." Wie das gehen soll, ist mir ein Rätsel, aber das scheint der Beitrag auch gezeigt zu haben ;-) Ich würde mich über ein Beispiel freuen. Hätte der Blick auf die Welt dann vielleicht mehr zur Gruppe und ihrem Individualitätsanspruch passen sollen? Darf man "Gothics" nicht kritisieren, wenn als Kritik schon eine Interpretation ihrer Symbole zuviel des Guten ist?
"Ich trage dies und das, weil ich diese Welt toll finde"
"Ich mag schwarz"
"Ich find Totenköpfe makaber, und ich mag makaber"
Gründe, die alle möglich sind als Begründung für einen Kleidungsstil, aber den Anderen "Nichtsympathisanten" ist das egal! Die sehen nur die Ketten, schwarzen Roben und Totenkopf-T-Shirts und stecken oft in Schubladen.
Ich denke Sympathisanten einer Welt (vielen Dank für den guten Begriff!), jetzt egal welcher, sollten sich darüber im Klaren sein, dass, so sehr sie sich selbst auch als individuell und offen allem gegenüber empfinden, so sehr werden sie von Sympathisanten anderer Welt in bestimmte Schubladen gesteckt, die nur so vor (nicht selten negativen) Stereotypen triefen. So sollte es doch auch in ihrem Interesse liegen über die Außenwahrnehmung ihrer aktiven Darstellungen bescheid zu wissen.
Vielleicht sollte der ModeTarzan dann aber auch mehr auf ein ebensolches Verständnis eingehen und Vergleiche ziehen. Da liegt doch ein Vergleich der angesprochenen Frauendarstellungen gar nicht so unnah, der ja, wie ich geschrieben habe, sich nicht vom Mainstream unterscheidet, aber das ist doch nicht das gleiche, wie die "Bunny" Kultur bei den "Prolls und Tussen", oder? Und deswegen versteht man sich auch nicht und steckt in Schubladen, weil die Symbole ähnliche Repräsentationen haben, aber anders gedeutet werden. Da muss wohl noch mehr nachgedacht werden!
Aber wer sind überhaupt "Tussen und Prolls", und wie denken "sie"? Vielleicht auch wie "fühlen" sie, aber ich weiß nicht, was das in dem Zusammenhang bedeuten soll. Vielleicht das nächste Thema beim Modetarzan...
Au ja, Modetarzan, mach einen Ausflug in die Welt der Tussen und Prolls!
Also einerseits ist der Modetarzan überhaupt nicht ernstgemeint und hat auch überhaupt nicht den Anspruch allgemeingültig zu sein, aber andererseits ist das auch ernstgemeint und soll allgemeingültig irgendwelche Aussagen treffen.
Wenn du versuchst, die Gothics in eine Gothic-Schublade zu schieben, dann ist das prinzipiell okay, das ist aber dann kein Ausflug in eine Subkultur (und schon gar kein mystischer), sondern nur ein Labern über Oberflächlichkeiten.
Aber den Eindruck willst du nicht erwecken, du willst den Eindruck erwecken, als wüsstest du wovon du schreibst. Das wird kritisiert, und auch zurecht. Jetzt wirfst du den Kritikern (unter anderem mir) vor, dass die Kritik nicht fair ist.
Dass die Kritik zufällig aus der Gothicähnlichen Richtung kommt ist bei der Opfergruppe deiner "Untersuchung" nicht weiter verwunderlich. Ich komme nicht aus dem "Alternative"-Bereich, kann also keine Kritik an deinen Beobachtungen führen, wenn ich keine oder zu wenig Ahnung von dem Bereich habe.
Wenn du selbst über deine eigene "Subkultur" meckern oder bissig kommentieren willst, mach halt.
Es geht mir weniger darum, dass du nicht alle Leute die Totenköpfe tragen mit womöglich treffenden Eindrücken Äußerer belegen kannst, sondern dass du all die Einzelmerkmale die unter anderem Gothics haben, anderen Subkulturen ebenfalls aufbürdest.
Oder anders formuliert ... du übergehst nicht nur die Individualität einer Subkultur, das wäre fast noch akzeptabel, sondern du verallgemeinerst aus Teilgruppen auf die gesamte Subkultur.
Ist so als würde ich mir die Alternative-Leute ansehen, finde eine Handvoll-Leute die kiffen und würde daraus schließen, dass alle Alternative-Leute kiffen. Dann find ich ein paar die Techno hören, sich Koks reinziehen, SciFi mögen, ein paar die Fantasy mögen, ein paar die ihre Frauen schlagen und noch ein paar, die womöglich ihre Kinder ... und dann verallgemeinere ich das auf alle Alternative-Leute mit irgendwelchen ähnlich bescheuerten Begründungen wie du sie bringst.
Wenn du eine sinnvolle und zumindest halbwegs treffende Verallgemeinerung geschaffen hättest, aber Hölle, das hast du eben gerade nicht. Und das hat nichts mit Individualität zu tun, sondern damit, dass eine Verallgemeinerung einfach falsch ist, wenn sie auf den Großteil der Gruppe nicht zutrifft, über den sie eigentlich eine Aussage treffen sollte.
Und da du die Individualität betonst ... vermutlich ist das einer der wenigen Nenner, den viele Gothics gemein haben, dass sie ihre Individualität ausdrücken wollen, was ironischerweise dazu führt, dass viele sie ähnlich ausdrücken, was wiederum das Gegenteil innerhalb der Subkultur erreicht. Aber genau das gleiche lässt sich über nahezu jede subkultur sagen, wo es eine kleidungstechnische Übereinstimmung gibt.
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