Sonntag, 29. März 2009

der 28. März 2009, Peter, Ich und John


Foto: http://www.flickr.com/photos/27246274@N07/3392095071/

Ich habe einen guten Freund von mir heute mit auf eine Demonstration geschleppt. Peter studiert Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, schläft gern lang und geht öfter mal auf Party. Geldsorgen hat er keine und politisch ist er kein bisschen.
Kurz gesagt, Peter hätte keinen Grund bei einer Demonstration mitzulaufen, die sich Kapitalismuskritik auf die Fahnen schreibt und mit zweifelhaft abstrakten Zielen und ohne konkrete politische Forderungen antritt.
Zum Ablauf: Ich hab Peter gegen Mittag angerufen und ihn geweckt, den alten Langschläfer.
Eigentlich wollte er sich einen ruhigen Samstag machen und endlich seine Arbeit für die Uni weiterschreiben, aber da er mir noch was schuldete musste er doch mitkommen.


Foto: http://www.flickr.com/photos/27246274@N07/3392914998/

Nach vier bis fünf Stunden war er wieder zuhause. Ich hatte ein leicht schlechtes Gewissen ihm gegenüber, weil er die Zeit nicht anders nutzen konnte und es ihm vielleicht nichts gebracht hat.
Schlussendlich habe ich ihn am selben Abend noch gefragt, ob es sich für ihn irgendwie gelohnt hat mitzukommen. Peter meinte, dass ich doch nur hören wolle, dass er jetzt immer mitkommt, weil alle seine Befürchtungen nicht zutreffen würden und Demos doch was brächten. Er meinte, er habe seine Meinung nicht geändert, das is alles für’n Arsch und bringt nichts.
Diese Antwort hatte ich befürchtet und wollte mich gerade damit abfinden und ihm anbieten es wieder gut zu machen, als er mir sagte, warum es sich für ihn doch ein wenig gelohnt hat:

1. Die Studenten vom Bildungsblock hatten coole Musik dabei (Justice "We are your friends")

2. Er hat herausgefunden, dass sich Linksradikale mittlerweile mit großen Sonnenbrillen vermummen und fand das cool

3. Er hat sich als Teil einer großen Gruppe gefühlt, obwohl alle total verschieden waren und ihn die andern teilweise auch angekotzt haben

4. Es hat ihm Spaß gemacht, mit ner für 1 euro erworbenen Trillerpfeife Demosprüche mitzupeiffen.

5. Er hat noch nie soviele Leute auf dem Neptunbrunnen am Alex rumklettern sehen.

6. Peter's Skypekumpel John in London meinte, er habe ihn in den Nachrichten gesehen, als es um die Demos in anderen europäischen Ländern ging und fand das cool, weil er dadurch weiß, dass er und all die Anderen in London mit ihrer Demo und ihren Forderungen, die gleichen wie in Berlin, nicht alleine dastehen.

7. und letztens: Die Situation am Gleisbett. Die Polizei bewachte mit scharfen Hunden ein Straßenbahngleisbett mit Kieselsteinen. Da die volle Straßenbreite von den Demonstranten ausgenutzt wurde befürchtete die Polizei, dass sich Leute Steine nehmen und diese schmeißen würden. Die Hunde bellten und schnappten nach dicht an ihnen vorbeilaufenden Demonstranten. Peter hat gesehen wie fast eine ältere Frau gebissen wurde. Dann sind alle stehengeblieben und haben solange gefordert, dass die Hunde ihren Maulkorb angelegt bekommen, bis die Polizisten nachgeben mussten. Es funktionierte, konkrete Probleme, konkrete Forderungen, konkrete Lösungen. Würden ganze Demos so laufen würde Peter öfter mitkommen, meinte er.


Foto: http://www.flickr.com/photos/27246274@N07/3392091371/

Im Großen und Ganzen hat der Tag nichts an Peters Einstellung geändert, aber er meinte solange er sich nicht selbst für Politik interessieren müsse, könnte ich ihm auch beim nächsten Mal bescheid sagen, wenn was ansteht und wenn er nichts Wichtigeres zu tun hat dann kommt er auch wieder mit, mit seiner Trillerpfeife.
Im Sommer wird es Bildungsstreiks an den Unis geben. Da sag ich Peter wieder bescheid. Hoffentlich hat er dann nicht alles schon wieder vergessen und ich muss drauf hoffen, dass er mir schon wieder was schuldet...

Mittwoch, 25. März 2009

10 Gründe für eine Tischbibliothek



1. Man muss nicht mehr aufstehen um sich ein Buch zu holen.

2. Es hilft gegen Langeweile, weil man die Bücher
- alphabetisch,
- der Größe nach
- nach Erscheinungsjahr
- nach Seitenzahl
oder sonst wie ordnen kann

3. Man hat einen besseren Überblick über die Bücher, die man in der Tischbibliothek hat.

4. Die Tischbibliothek ist so einfach zu handhaben, dass man sich nicht mehr von der Arbeit ablenken muss, weil jeglicher anderer Umgang mit Büchern so umständlich ist.

5. Man stellt sich endlich die Frage, warum manche Buchrücken so beschriftet sind, dass man den Kopf nach links neigen muss und andere so, dass man den Kopf nach rechts neigen muss.

6. Man stellt sich endlich die Frage, ob nur Menschen mit merkwürdigen Namen Bücher schreiben.

7. Es macht Spaß ein Buch aus der Tischbibliothek zu nehmen und es wieder hineinzustellen.

8. Man bekommt ein „Ich bin richtig am Arbeiten“-Gefühl

9. Man übt die kreative Nutzung von herkömmlichen Schreibtischgegenständen als Buchstützen.

10. Man merkt, dass man gar nicht 10 Gründe braucht um die Tischbibliothek toll zu finden, Grund Nummer 1, 7 und 8 reichen vollkommen aus.