Donnerstag, 20. März 2008

Ich danke dem Verbrechen

Gestern wurde mein Schließfach in der Bibliothek aufgebrochen. Mit einem Bolzenschneider. Von mir selbst. Nun ja, nicht ganz, denn ich hatte mir ja ein besonders starkes Schloss zugelegt, der Sicherheit wegen. Deswegen wurde ein etwas kräftigerer Typ aus dem Lesesaal geholt, der das Schloss mit einer kurzen intensiven Anstrengung knackte. Kleines Trostpflaster: Dass Studenten aus Versehen ihre Sachen im Schrank einschließen, passiere öfter als man denkt.

Wie dem auch sei, mein Sicherheitsbedürfnis wurde mir fast zum Verhängnis. Komischerweise konnte ich meine mich vorher noch in Sicherheit wiegende Sicherheit umgehen! Schlösser lassen sich knacken, wenn sie geknackt werden sollen.

Wie sicher sind wir also? In der Bibliothek, unserer Wohnung, auf U-Bahnhöfen oder in Einkaufszentren? Hat Sicherheit nur etwas mit Schlössern, Kameras und Privatdetektiven zu tun? Werden damit nicht nur Symptome bekämpft? Was ist mit den Ursachen?

Ich danke dem Verbrechen, weil es einen Ausweg bietet, wenn sich unsere Sicherheit (unwillentlich natürlich, denn sie ist leblose Struktur) gegen uns richtet.

Schlösser knacken ist aber nur eine Sache, Kameras überlisten eine andere. Über den Überwachungsstaat klagen viele, aber die geschürte Angst verlangt nach dem großen Bruder.

In meiner Familie war ich immer der große Bruder, doch war ich eher ein Verfechter der Methode wohlwollender Vernachlässigung. Wenn ich dann doch auf meine kleine Schwester aufpassen sollte, dann nur als Instrument meiner Eltern. Deren Interesse daran war begründet, das des Staates fragwürdig!

Ich habe jetzt ein neues Schloss. Ein dünneres. Eins, das ich im Notfall auch alleine knacken kann. Muss reichen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
Anonym hat gesagt…

Natürlich ... alle Schlösser lassen sich knacken, die Frage ist, wo spricht man noch vom Knacken?

Viele Schlösser (das sind weniger als alle) lassen sich mit relativ wenig Kraft und Aufwand zerstören (lese: öffnen).

Die Augenwischerei, dass man hinter einem Schloss sicher sei, ist natürlich ein wenig bedenklich, nichts desto trotz ...
Bei Schlössern geht es darum, die wirklich einfachen Öffnungsversuche zu verhinden (z.B. Klinke herunterdrücken und die Tür öffnen). Je nach Wichtigkeit der zu schützenden Rauminhalte hinter dem Schloss, muss dann auch das Schloss richtig proportioniert werden.

Erinnert mich spontan ein bißchen an "Panic room" und Gefängnisinseln und so ... die Sicherheitsmaßnahmen sind generell sehr umfangreich in solchen Fällen, aber selbst dann nicht perfekt (offensichtlich).

Für ein Fach in der Uni, wo vielleicht ein paar Bücher, Rucksack und ein paar persönliche aber materiell unbedeutende Dinge drinliegen, genügt sicherlich ein einfaches Vorhängeschloss. Wenn du Goldbarren darin lagern würdest, hielte vermutlich ein angemessenes Schloss deutlich mehr aus als der Schrank, in dem sie aufbewahrt werden.

Darum neigen auch viele Leute dazu, Schließfächer so zu bauen, dass man nicht sehen kann, ob da Goldbarren drin sind ... oder wenn man sicherlich keine Goldbarren hineinpackt, mitunter auch andersherum, dass man sehen kann, dass da nichts wertvolles drin ist.

Aber all das wird hinfällig, wenn man ein Opfer ist. Wenn all die schönen Sicherheitsmaßnahmen besiegt wurden ...