
Heute morgen wurde mir glaubhaft der Untergang Amerikas durch innenpolitische Probleme und außenpolitische Konflikte basierend auf Wirtschaftsinteressen amerikanischer und globalisierter Großkonzerne in einem kleinen Dokumentarfilm im Internet vermittelt Ein schriftlicher Artikel dagegen will mir erzählen, dass Michael Moores erstem Film schlecht recherchiert und teilweise falsch und propagandistisch ist. 9/11 war ein innenpolitischer Schachzug der Bushregierung, das beweist ja auch seine Reaktion im Kindergarten und verschollene Flugzeuge schwimmen sowieso alle im Bermudadreieck herum. Wem kann man noch glauben? Welchem Medium trauen? Wie kann man guten von schlechtem Journalismus unterscheiden? Werden Nachrichten gekauft? Können Verschwörungstheorien überhaupt wahr sein oder sind sie nur Produkt der Unwissenden, die sich auf ein wahrheitslabiles Medium namens Internet berufen, in dem sich nur andere Unwissende gedanklich ausbreiten?
Auch in diesem Artikel stecken mehr Fragen als Fakten und Antworten, denn selbst der Aufhänger ist ausgedacht, aus Versatzstücken meines Allgemeinwissens zusammengesetzt ohne genau recherchiert zu haben. Dafür ersteinmal eine Entschuldigung, dient aber dem Zweck. Denn nicht nur der Umgang mit der Unsicherheit über den Wahrheitsgehalt von Informationen muss neu diskutiert werden, sondern auch der Wert der Wahrheit an sich. Macht es einen Unterschied ob ich heute morgen einen Dokumentarfilm über Amerika gesehen habe oder nicht, wenn es nur als Aufhänger für die Geschichte dienen sollte und mein Privatleben wohl kaum jemanden interessiert, genauso wenig, wie mich die Privatleben der meisten anderen Menschen interessieren? Wie wichtig sind wahre Aussagen? Ist die Relevanz von Wahrheit gebunden an die Funktion der Information? Oder vielleicht an den Ort, an dem sie ausgesprochen wird? An der Wahrscheinlichkeit ihrer Überprüfbarkeit?
Was leider mal wieder bleibt ist Skeptizismus – die Pessimisten und Nihilisten bitte einen Schritt zurück – das Ganze ruft zu mehr Selbstverantwortung auf, zum mündigen Bürger. Nicht jeder hat dafür die Zeit, nicht jeder die Muße, aber des Themas bewusst sein sollte man sich.
3 Kommentare:
Naja, erstmal sollte man sehen, dass der Begriff Verschwörungstheorie heutzutage ein Label ist. Ein Wort, dass eine Wertung bereits beinhaltet. Obwohl ich ein sturer Konstruktivist bin (Realität konstruiert jeder für sich), lässt sich für vieles aus dem Bereich zumindest feststellen: So isses nicht gewesen. Nehmen wir mal Loose Change, den Film, der zuerst im Internet und dann in den Feuilletons der Gazetten ordentlich Furore gemacht hat. Ziemlich eindrucksvoll das Ganze, professionell präsentiert und als Zuschauer ertappt man sich mehr als einmal bei dem Gedanken "Krass, wenn nur ein Bruchteil von dem wahr ist, was hier geschildert wird, dann wird das Geschick der Welt von Mächten gesteuert, die unfassbar gemein, sowie gewieft im Vertuschen und Verdrehen der Wahrheit ist. Tatsächlich lässt sich zu jedem einzelnen Punkt des Films ein Gegenbeweis finden. Macht aber nix, denn alleine durch Argumentation und Gegenargumentation der "Loose Change"-Argumente haben sie bereits einen Status als "diskutierungswürdig", so abstrus sie sein mögen, erhalten und sind damit in gewisser Hinsicht "wahr" (im Sinne von: präsent in den Köpfen der Leute).
Woher kommt die Tendenz des Einzelnen oder der Masse, sich blenden zu lassen von einer Idee, dass die Geschicke der Welt aufgrund von Entscheidungen nebulöser Mächte, losgelöst und unbeeinflussbar vom Einzelnen stattfinden? Nun, ich denke es ist das gleiche Phänomen wie bei Religionen. Eben die Ohnmacht der Erkenntnis, wie einflusslos und ausgeliefert man ist, lässt einen unbewusst dazu tendieren, die Willkürlichkeit globaler und gesellschaftlicher Zusammenhänge in jemanden zu projezieren, der "gegenständlicher" ist, aber im Falle der Verschwörungstheorie auch nicht so handfest als dass derjenige oder die Gruppe imstande wäre, sich zu verteidigen. Sei es nun Gott, die Bush-Regierung (die ja tatsächlich auch Dreck am Stecken hat) oder die Juden, mit den bekannten Konsequenzen.
Verschwörungstheorien gab es bereits lange vor dem Internet. Denk mal an die Freimaurerlogen und Illuminaten, die Mondlandung oder die "jüdische Weltverschwörung". Es ist nicht das Medium, dass den Unfug hervorbringt, sondern es sind die Leute, die es benutzen.
Ich denke ein erster Schritt wäre schon mal getan, wenn alle erkennen würden, dass alles, was man sieht und hört die Wahrheit sein kann - oder eben auch nicht.
Ich verleugne die Existenz von tätowierwürdigen Fakten.
Tätowierwürdige Fakten ... das hört sich ein bißchen nach memento an.
Ein bißchen Senf zur Verschwörungsboulette:
Man kann vielerlei darüber nachdenken, ob es Verschwörungen gibt. Zum Teil ist es womöglich ganz gut, dass es sehr wenige Menschen tun, auch wenn sie auf der richtigen Spur sind. Würde es doch wohl nur zu extremer Paranoia führen? Einige Verschwörungsfreunde würden jetzt sagen, "ja das wollen die doch!", und wir begeben uns auf das Glatteis des "die wollen nur dass wir glauben dass die wollen dass wir glauben dass die ...".
Schließlich verläuft sich das ganze aus Mangel an "Beweisen".
Wo die Wahrheit liegt, ist leider nicht so wirklich feststellbar, der einzige Beweis, den der Mensch voll und ganz akzeptieren könnte, insbesondere der paranoide, wäre selbst vor Ort zu sein, was aufgrund der unangenehmen Angewohnheiten der Ereignisse in der Vergangenheit zu liegen, ein bißchen unglücklich ist. Der Rest lässt sich manipulieren, bis wir zu dem Punkt kommen, an dem wir nur noch unserer eigenen Wahrnehmung vertrauen. Matrix (der Film) hat uns vor Augen geführt, wie denkbar es wäre, dass wir nicht einmal unseren Wahrnehmungen trauen können, sind diese doch nur elektrische Impulse die hübsche Muster im MRT machen.
Die Wahrheit fängt dort an, wo man nicht mehr zweifeln möchte, für die meisten Menschen ist das halt die eigene Wahrnehmung, für andere gibt es diese Grenze nicht, weil sie an gar nichts Definitives glauben, und für andere ist schon das war, was der Priester am Altar von sich gibt.
Wir korrigieren unsere Wahrheiten, und wenn dashiva mir sagt, dass er eine Dokumentation gesehen hat, dann nehm ich das so hin. Im Falle der Unwahrheit wäre das nicht weiter tragisch. Würde man mich vor's Gericht laden und mich fragen, was dashiva an jenem Ort zu jener Zeit getan hat, müsste ich sagen, wissen tue ich es nicht, nach seiner Aussage hat er aber ne Doku gesehen. Ich war nicht dabei, suchen Sie die Wahrheit mit Hilfe der Überwachungskameras!
Und damit schließt sich ja fast der Kreis, nur dass es kein Kreis ist. Wir kämpfen so sehr mit der Skepsis des Alltags, werden bombardiert mit Informationen, deren Wahrheitsgehalt generell recht zweifelhaft ist und müssen dermaßen viel Information vermeiden, weil einfach so viel Schund auch dabei ist, dass uns gar keine Zeit mehr bleibt, mal selbst nachzuschauen. Ist auch gar nicht möglich, hinter einen Türspalt passen nicht sooo viele Menschen.
Ich möchte eine Überwachung aller Politiker, mit Webcam nachzuverfolgen. Ich möchte gerne die Gespräche mithören, die sie führen, das kann ja nicht legal sein ....... naja ... aber wer soll sich das Geblubber alles anhören.
Der Mensch ist nicht fähig Informationen in diesem Umfang aufzunehmen, es kann keine fundierte Entscheidung zum Wahrheitsgehalt getroffen werden, wir haben nur eine gewisse Wahrscheinlichkeit der Wahrheit, die wir daran ermessen, wieviel wir der Quelle Vertrauen schenken.
Viele Worte wenig Sinn. Es verabschiedet sich mit Gruß,
Jochen
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